Sonntag, 31. Dezember 2017

Vom Winde verweht

Das Reisen mit unserem "Truckli" gestaltet sich komplett anders als unsere vorherige Reise. So suchen wir nicht mehr nach Hostels sondern nach Tankstellen und Pneudruckmesser. Auch spielt es keine Rolle mehr wo der Supermakt liegt, sondern eher was er im Angebot hat. Wir gewöhnten uns an zu kochen, da wir ja nun die Sachen immer mitnehmen können ohne diese tragen zu müssen. So zaubert mir Katja jeden Abend ein feines Menue auf den Campingtisch, ich helfe natürlich mit unter detaillierter Anleitung :-).
Was sich auch als sehr angenehm zeigt, ist die Tatsache, dass wir überall anhalten können wo wir gerade wollen wenn was interessantes am Wege liegt.

Von den heissen Quellen zog es uns Richtung Süden. In Frutillar (etwa Erdbeerhausen auf Deutsch) liessen wir uns gemütlich am See nieder. Bereits in Schlafwäsche halfen wir einem Einheimischen sein Auto zu überbrücken, was jedoch scheiterte. Dass er seine alte Karre überhaupt hier an den Strand brachte, war ein Wunder. Beim Blick in die Kühlerhaube sah ich zuerst mal nur den Boden..... irgendwie fehlte da so ziemlich alles was man in einer Kühlerhaube erwartet.

Frutillar wurde wie soviele Orte hier um den See von deutschen Einwanderern gegründet im 19jhd. Die Gegend war damals so wild, dass die chilenische Regierung die Auswanderer hierher lockte. Die Geschichte von einigen Auswanderern, welche im Museum wiedergegeben wird, ist beeindruckend. Die Lage in deren Heimat muss so schrecklich gewesen sein, dass diese sich auf solch ein Abenteuer eingelassen hatten. Oder sie wussten schlicht nicht worauf sie sich einliessen. Die Gegend war ein einziger Urwald, so kam es vor, dass die Bauern auf dem Weg zu ihren Feldern "verloren" gingen und nie mehr auftauchten. Heute zeigt sich die Gegend als schöne Landwirtschaftszone mit saftigen Wiesen gut benutzt von riesiegen Herden von Kühen, Schafen und Pferden. Wie an sovielen Orten wurden hier an der Strasse auch immer wieder die süssen Früchte direkt ab Hof verkauft. Pfirsiche, Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren..... sooooo süss wie die aus Mamas Garten!

Das Wetter zeigte sich hier wie bei uns teilweise im April, windig mit abwechselnd Regen und Sonne, sodass es schwierig wurde irgendwelche Ausflüge zu planen.
So fuhren wir auf Chiloe, einer riesigen Insel auf welcher die Uhren noch langsamer ticken, sofern sie denn überhaupt welche haben.
Da in Ancud entgegen unserem Reisebuch noch keine Blauwal Saison war, hielt uns hier nicht viel. Im örtlichen Kirchenmuseum schauten wir uns noch die spezielle Baukunst an, die hier praktiziert wurde. So stehen heute 16 der komplett hölzernen Kirchen unter Weltkulturerbe.
In Dalcahue, einem kleinen Hafendörfchen liessen wir uns nieder. An der Hauptplaza ein suuuper feines Cafe mit leckerem Kuchen.
Hier gab es keine Früchte mehr, jedoch meeega feinen Kuchen in jedem Kaffee. Aber zum Glück gibt es ja bei den Flugpassagieren kein Übergewicht - im Gegesatz zum Gepäck!
Auf einer kleinen Anhöhe mitten im Dorf genossen wir den Sonnenuntergang auf dem Campingplatz. Inmitten der spielenden Kindern wurde das Abendessen bei den letzten Sonnenstrahlen zubereitet. Da macht auch das Zwiebelschneiden spass mit Blick auf die vorgelagerten Inseln im goldigen Abendlicht.
Am nächsten Tag ging es per Fähre auf die kleine Insel Quintao, wo wir uns an einem lauschigen Strand eine Bleibe suchten. Am Abend kamen noch die Einheimischen vorbei, wobei am Ende jeder den anderen aus dem Sand ziehen musste. Für mich unerklärlich wie man einfach in den Sand fahren kann ohne zu wissen ob man absäuft. Tja wenn die mal schaufeln müssten dann würden sie das nächste Mal eher aufpassen, aber es werden wenn halt nötig einfach zwei Autos vorgespannt um den einen aus dem Schlammassel zu ziehen.


Hier auf Chiloe hat es viel weniger Zäune und man findet echt schöne Orte wo man ganz alleine verweilen kann.
Am nächsten Tag gings wieder zurück und da dies halt am feinen Kaffee vorbei führte.....
Wir erhielten eine Mail vom Autovermieter, wonach auf der Carretera Austral ein Erdrutsch stattgefunden hat und die Strasse voraussichtlich 3 Wochen geschlossen bleibt. Eigentlich etwas wo man immer mal damit rechnen muss, nur in diesem Falle war die Sperrung an so einem doofen Ort dass wir sämtliche Pläne über den Haufen werfen konnten. Die bereits gebuchte Fähre konnten wir stornieren, da wir ansonsten steckengeblieben wären. So nahmen wir eine Umfahrung von etwa 1500km! was eigentlich die einzige Alternative darstellt. Ich war etwas genervt, da ich mich so gefreut habe einen guten Plan ausgeheckt zu haben... zwei mal leer schlucken und noch einen Biss Kuchen..... :-)

So ging es an den nächsten zwei Tagen alles wieder Richtung Norden. Das Wetter zeigte sich diesmal von der sonnigen Seite und so sahen wir die zuvor verdeckten Vulkane in einer malerischen Landschaft eingebettet.


Etwas nördlich von Bariloche überquerten wir dann die Grenze zu Argentinien. Dies wird als Seengebiet von Argentinien bezeichnet und so taten uns immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die azurblauen Seen auf. Auf dem ersten Campingplatz an einem See bekamen wir dann mal die erste Kostprobe vom patagonischen Wind. So mussten wir im geschlossenen Truckli kochen. Am Morgen wurden wir von unseren lieben Camp-Nachbarn herzlich verabschiedet - hier küssen sich die Männer auch auf die Wangen, etwas gewöhnungsbedürftig für mich.

Bariloche ist bekannt für seine Schockolade - die musste natürlich getestet werden. Hier wird auch die "Berna" ein Bernhardinerhund mit Schnappsfass, als typisch argentinisch verkauft - das kann ich, als Schweizer, so natürlich nicht unterschreiben!

Von nun an gings Tag für Tag weiter Richtung Süden, es wurde kälter und vorallem windiger, so dass die Geschwindigkeit teilweise reduziert werden musste, zumal die Strassen in erstaunlich guten Zustand sind.
In Esquel fanden wir wieder mal eine echte Perle zum Übernachten. Eine kleine Lagune mit vielen Wasservögeln, wilden Pferden und Seeottern.


Auch dem angrenzenden Nationalpark Los Alerces wollten wir einen Besuch abstatten. Die Alerce gilt ählich dem Mammutbaum als eine der ältestesten Bäume der Welt. Leider sind die wirklich alten Bäume nur per teurer Bootsfahrt erreichbar. Wir schauten uns dann ein junges 300jähriges Exemplar an.

Nach einem weiteren Fahrtag kamen wir an Heiligabend in Gobernador Costa an, einem Ort mitten im Nirgendwo an der Ruta 40, wo man sich fragt wieso es hier ein Dorf gibt. Wir hatten eine festliche Pizza mit zwei Bier - uns war überhaupt nicht nach Weihnachten....

Auf der Weiterfahrt mussten wir uns alle 45 Minuten abwechseln beim Fahren, da dies auf der schnuurgeraden Strasse extrem einschläfernd wirkt. Ich begann die Minuten zu zählen wie lange es dauert wenn man ein Fahrzeug am Horizont erblickte bis man dieses kreuzte.... einige dauerten bis zu drei Minuten. Anfühlen tut sich dies jedoch wie eine kleine Ewigkeit.


Als Abwechslung hatten wir noch einen Sandsturm der uns über einige Kilometer begleitete. Der Sand prasselte nur so auf unser kleines Truckli und wir waren froh nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein.

Im nächsten Ort war dann die Turisteninfo geschlossen, es verwunderte mich dass es in diesem verlassenen Ort überhaupt eine hatte. Aber es war ja Weihnachtstag. Wir machten uns direkt Richtung Bosque Petrificado (versteinerter Wald) auf um in der nähe zu übernachten. Zu unserer Verwunderung hatte der Park geöffnet und der Eintritt war immer noch kostenlos - tatsächlich das gibt es noch!
Wir liefen einen Rundweg von ca. 2km ab wo auf Tafeln die Informationen sogar auf Englisch übersetzt wurden (jedoch nur etwa die Hälfte....)
Dies ist ein versteinerter Wald wo über 65Mio alte Baumstämme liegen. Vielleicht waren das ja Weihnachtsbäume?? Es ist beeindruckend wie aus einem Baum ein Stein werden kann - irgendwie versteh ich das jetzt noch nicht. Auf jedenfall sind die Steine absolut schön mit ihrem Holzmuster - 100% Natur!

Mittlerweile gibt es viel weniger Zäune die uns das finden vom Nachtlager erschweren. Hier in Patagonien gilt es einen windgeschützten Platz zu finden, was sich teilweise beim wechselnden Wind als echte Herausforderung entwickelt. So wählten wir eine etwas versenkte Kiesgrube. Als Resultat hatten wir das Auto voll mit feinem Sand welcher uns der noch schwache Wind ins Auto bliess. In der Nacht regnete es, durch das Trommeln auf unser Autodach wird man schnell mal wach. Ich hatte angst, dass sich irgendwelche Wasserpfützten bildeten und wir am Morgen nicht mehr aus der Kiesgrube rauskommen. Zum Glück lief das Wasser im Kies ab und es hörte auch schon bald auf zu regnen. Am nächsten Tag wurden wir auf den ersten 70km mal richtig wach gerüttelt von einer nicht endenwollenden Schotterpiste, sodass man schon fast Mitleid hat mit unserem alles andere als geländegängigen Truckli!

In Perito Moreno füllten wir erst mal unsere Vorräte bevor wir uns an der Tankstelle noch eine Dusche gönnten - ja mittlerweile haben wir richtig gefallen gefunden vom wild campieren. An unserem nächtlichen Rastplatz besuchte uns ein Stinktier, dies hatte seine Höle unter dem danebenliegenden Haus der Strassenbauer.
Am Morgen gings direkt zur Cueva de los Manos (Höhle der Hände). Schön malerisch gelegen an den steilen Klippen, neben einem grünen Tal. Es sind diverse Hände, vorallem linke, abgebildet, hinzu kommen noch Jagdszenen mit Guanacos (eine art wilde Lamas). Die Felsmalereien wurden von einer heute nicht mehr existierenden Kultur erstellt, welche hier vor ca. 9000 Jahren lebten. Von den Cuevas de los Manos folgten wir der Schotterpiste bis zu einem kleinen Weiler an der Ruta 40.
Hier standen einige wenige Häuser im Quadrat angeordnet, die Stadt schien verlassen zu sein, einzig an der Freilufttankstelle fand man einen Einheimischen. Der Benzinpreis lässt einen spühren, dass die nächste Tankstelle 300km entfernt liegt.
Gegen den patagonischen Winden kämpften wir uns weiter Richtung Süden, die Motorradfahrer kamen uns mit guter Schräglage entgegen um den Seitenwinden entgegen zu wirken. Wirklich leid taten uns aber die Fahrradfahrer welche hier unterwegs waren, diese wurden teilweise quer über die Strasse gewindet was bei dem Verkehr hier nicht ganz ungefährlich ist.

Wir fanden einmal mehr einen netten Standplatz leicht abseits der Hauptstrasse nahe einem See. Wie so oft kommt während dem Abendessen zubereiten oder Essen immer mal wieder ein wildes Tier vorbei. Diesmal war es ein Fuchs (sind hier sehr scheue Tiere). Er fand unseren schimmligen Rahm welchen wir in die Wiese gekippt hatten. Während er es sich schmecken liess, machte sich Katja sorgen dass er jetzt wegen uns Durchfall kriegen würde.... aber ihre Feuchttücher wollte sie trotzdem nicht teilen :-) Der Fuchs legte sich danach ganz in der Nähe gemütlich hin und tat das was wir auch taten, die Abendsonne geniessen!


Dieser Abschnitt war bis jetzt der einzige auf der Ruta 40 welcher nicht asphaltiert ist. Einzelne Abschnitte schienen eine echte Schlammpiste zu sein wenn es hier regnet. Wir haben später auch erfahren dass hier Campertruks, Lastwagen aus dem Sumpf gezogen hätten, sie haben auch gemeint dass mit einem PW diese Stellen nur sehr schwer zu passieren wären wenn es regnet. Oups - wir müssen hier wieder zurück!!

Ich schreibe hier oft von der Ruta 40 daher vielleicht auch mal noch ein paar zusätzliche Infos dazu. Dies ist wahrsscheinlich eine der längsten Strassen in Argentinien mit seinen 5200km. Sie beginnt irgendwo im Norden an der Bolivianischen Grenze und folgt entlang den Anden bis nach Rio Gallegos der letzte grössere Ort auf dem Festland im Süden. Auch wenn die Ruta 40 teilweise langweilig wirkt, so bleibt uns keine andere Wahl, ausser wir wollen Schotterpiste fahren - und soviel Zeit (und Ersatzreifen) haben wir auch nicht. So wird sich unsere Reise auf argentinischem Boden oft auf der Ruta 40 abspielen.

Wir machten wiedermal etwas Reiseplanung und beschlossen Silvester in El Calafate zu verbringen. So fuhren wir bereits einige Tage vorher dahin um auf einem Campingplatz zu übernachten und einen Platz für Silvester zu reservieren. Da aber die ganze Zeit niemand auftauchte, übernachteten wir gratis und machten uns in der Früh aus dem Staub...
Hauptgrund um nach Calafate zu kommen ist der Perito Moreno Gletscher (hat nichts mit dem Dorf Perito Moreno zu tun). Dieser Gletscher ist einer der wenigen, wachsenden Gletscher weltweit und bewegt sich 2m pro Tag nach vorne. Das heisst es bricht im Durchschnitt jeden Tag auf einer Breite von 5km, 2m Eis ab bei einer Eishöhe von 40-70m.

Leider erwischten wir einen ziemlich miesen Tag und da das Ticket (30 Stutz) nur einen Tag gültig ist, kann man auch nicht einfach so zurückkommen. Ich fand das so faszinierend stundenlang auf den Gletscher zu starren und zu versuchen die Abbrüche zu erahnen. Katja frohr sich die Seele aus dem Leib - für mich! Wir standen da mit unseren Jacken von der Antarktisexpedition gewappnet für Wind und Regen. Ein Knacken hier ein Krachen da und plötzlich donnert es irgendwo anders, die Geräusche fuhren einem teilweise richtig durch Mark und Bein. Die Tatsache dass der Schall etwas Zeit braucht merkt man hier extrem gut, oft ist das Eis schon im Wasser verschwunden bis das Tosen die eigenen Ohren erreicht. So galt es zu lernen wo wann etwas abbrechen könnte. Schon fast auf dem Rückweg sahen wir dann einen risigen Abbruch und konnten den sogar noch photografisch festhalten. Der Abbruch wurde von einem gewaltigen Donner begleitet und von einer ca. 2-3m hohen Flutwelle. Solche Dinge kann man schwer beschreiben, einfach nur Gänsehaut und atemberaubend.


Vom mitlerweile fast leeren Parkplatz fuhren wir wieder weg vom Park zu unserem nächsten Ziel. Mit einer kleinen Wanderung wollten wir unser Wanderjahr abschliessen zu einem 1300m "Gipfel". Nach dem Tag am Gletscher wollten wir für jedes Wetter gerüstet sein. Die Wanderung schien kein Ende zu nehmen und als wir dachten fast oben zu sein, zeigte sich nochmals ein steiler, sandiger Anstieg. Ich fragte mich oft wie wir auf den 6000er gekommen sind wenn wir bei solch einfachen Wanderungen so ins Schwitzen geraten. Auf dem Weg nach oben zeigte sich der Perito Moreno Gletscher stets am Horizont, leider konnten wir die torres del Paine von Chile nicht erspähen, da diese in den Wolken lagen.


Für uns galt es auch schon unsere Rückreise zu planen, da ja die Flüge nicht günstiger werden....
So werden wir am 23. Februar wieder in der Schweiz sein, nach einem Abstecher an den Carneval in Salvador und Lissabon. Bis dahin versorgen wir Euch aber noch mit
Reisestories :-)

Wir verbringen gerade die letzten Stunden in einem für uns sehr aufregenden 2017.
Wir wünschen Euch einen guten Rutsch und einen guten Start ins Neue Jahr.

liebe Neujahrsgrüsse
Katja und Silvan

Fotos


Wir haben auf Polarstep unsere Reise auch als Route erfasst. Wenn wir GPS Signal haben, kann man sehen wo wir uns gerade rumtreiben. Von unseren Orten laden wir auch Fotos hoch. Auch für uns eine gute Arte die Reise festzuhalten.
Den Tipp haben wir von anderen Reisenden bekommen, daher haben wir erst jetzt damit angefangen.

Link Polarstep

Samstag, 16. Dezember 2017

unterwegs mit dem eigenen "Camper"

Wir haben uns nach unserer Antarktistour noch 2 Tage in Ushuaia aufgehalten, ein kleines Museum besucht und Schiffsbekanntschaften getroffen, die ebenfalls noch in Ushuaia geblieben sind. Unseren Reiseflash haben wir inzwischen überwunden und neue Pläne geschmiedet.

Von Ushuaia ging es über Punta Arenas zurück nach Santiago. In Punta Arenas übernachteten wir nochmal in dem Hostel, wo wir vor der Antarktistour schon waren. Es ist immer wieder schön, an einen bekannten Ort zurück zu kehren, wo man herzlich empfangen wird. So lauschte Eduardo, der Eigentümer, gespannt unserem Bericht über den 7. Kontinent.

In Santiago sind wir mittlerweile schon zum 3. Mal angekommen. Diesmal widmeten wir der Stadt einen Tag, schlenderten durch die Strassen und besichtigten das ehemalige Wohnhaus von Chiles bekanntestem Dichter - Pablo Neruda. Hier erfuhren wir auch, welchen Einfluss der Dichter auch politisch für Chile hatte. Besonders an Nerudas Häusern ist sein eigenwilligier und detailverliebter Stil. Jeder Raum ist speziell eingerichtet und mit gesammelten Gegenständen von seinen Reisen dekoriert. Alles ist aufeinander abgestimmt, hat eine spezielle Bedeutung ohne pompös zu wirken.

Am schönsten fanden wir das Studentenviertel in Santiago mit seinen Bars, Restaurants und Strassenmusik hier und da. 2 Tage verbrachten wir noch in Valparaiso - eine Stadt westlich von Santiago, welche nur 1,5 Stunden Busfahrt von Santiago entfernt liegt. Valparaiso war früher eine der wichtigsten Hafenstädte Südamerikas. Heute werden nur noch wenige Waren dort importiert und noch viel weniger exportiert. Der historische Altstadtkern liegt auf verschiedenen Hügeln, die über verschiedene kurze Standseilbahnen erreichbar sind. Die Standseilbahnen sind zum Teil schon über 100 Jahre alt und wurden in der Anfangszeit über Dampfmaschinen betrieben. Noch nie gab es einen Unfall versicherte uns der Stadtführer. Die Stadtführung dauerte ca. 3 Stunden und war sehr informativ. So erfuhren wir etwas über die deutschen und kroatischen Einwanderer, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben.


Einige Gebäude und speziell eine Kirche wurden mit alten Schiffsbalken gebaut. Für das Dach der Kirche wurde ein umgedrehter Schiffsrumpf verwendet und das Kreuz auf dem Dach war früher das Steuerrad des Schiffes. Übernachtet haben wir in einem "Bed and Breakfast" mit einem sehr netten Eigentümer und einer tollen Aussicht auf die Bucht von Valparaiso.


Das Haus ist schon über 100jährig und Badezimmer und Küche wahrscheinlich noch halb original, was für ein besonderes Flair sorgte. Inzwischen kochen wir auch relativ viel, da die Restaurants in Chile doch ziemlich teuer sind, verglichen mit den bisher bereisten Ländern. Vielen Reisenden geht es ähnlich, so sind die Küchen in den chilenischen Hostels auch viel besser ausgestattet als wir das sonst gewohnt waren. Zudem gibt es beispielsweise Salz und Öl sowie Tee und Kaffee zur freien Verfügung. Und irgendwie ist es auch gemütlich, abends nicht mehr raus zu müssen. 

Von Valparaiso ging es dann wieder zurück nach Santiago, diesmal nur, um den "Camper" abzuholen, den wir für die nächsten und auch letzten 2 Monate gemietet haben. Für uns eröffnet sich so ein ganz neues Reisen. Wir sind unabhängig von Busverbindungen, können hinfahren, wo wir wollen und halten wo wir wollen. Zudem ist in Chile und Argentinien wild campen erlaubt. Unser "Camper" ist ein 1,2 Liter Chevrolet Büslein (Truckli). Es ist also ein "gemütliches" Fahren und an den Bergen hat er ganz schön zu kämpfen.


Hinter der Fahrerkabine haben wir eine Sitzgelegenheit mit Tisch für schlechtes Wetter. Bisher, d.h. in den letzten 1,5 Wochen haben wir den aber nur einmal benötigt. Sonst ist der Tisch demontiert und dient als Unterlage fürs Bett. Im Gepäckraum haben wir eine kleine Küche mit Abwaschbecken und Stauraum für Wasser, Esswaren, Geschirr, Stühle, Tisch und Gaskocher. Somit haben wir alles dabei, was wir brauchen. Von Santiago aus ging es Richtung Süden, wobei wir am ersten Tag erstmal viel Zeit in einer Shoppingmall verbrachten, um uns mit allem einzudecken, was wir so benötigten, unter anderem Bettwäsche, Gasflaschen, Wasser, Lebensmittel usw...

Übernachtet haben wir auf einem Campingplatz, der zwar offen stand, aber eigentlich geschlossen war - idyllisch mit einem See, Kühen, die vorbei schauten und Pferden, die von den ortsansässigen Cablleros eingetrieben wurden. Unser nächstes Ziel war der Nationalpark "Siete Tazas" (7 Tassen). Hier fanden wir einen wunderschönen Zeltplatz, der liebevoll von einem Spanier mit deutschen, adligen Wurzeln geführt wird. Wettertechnisch hätten wir keinen besseren Start haben können mit unserem Camper, es ist sonnig und tagsüber sogar recht heiss. So lud der Fluss hinter unserem Stellplatz zu einem sehr erfrischenden Bad ein.

Im Nationalpark machten wir eine kleine gemütliche Wanderung und besuchten die verschiedenen Wasserfälle dort. Der schönste Wasserfall ist auch der, der dem Park seinen Namen gab, denn er besteht aus 7 Becken.


Weiter ging es zum Nationalpark Lirquay.Um zum Campingplatz zu gelangen, mussten wir erstmal die Aufseherin am Eingang überzeugen, dass wir die steile Schotterstrasse, die sonst nur für 4x4 Fahrzeuge zugelassen ist, mit unserem kleinen Vehicolo versuchen wollen, zu bezwingen. Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen, hatten nur in einem Blog gelesen, dass es jemand mit seinem 2WD geschafft hat. Sie wusste, dass wenden nicht möglich ist, wenn man es nicht schafft. Silvan wollte es versuchen und so liess sie uns dann doch passieren.

Ich weiss nicht wie, aber Silvan schaffte es durch die tiefen Löcher und über die grossen Steine der ziemlich steilen Strasse. Am oberen Parkeingang staunten die Ranger nicht schlecht, als sie sahen, mit was für einem Auto wir da anrollten. Zugegeben, ich war auf dem Beifahrersitz ziemlich verkrampft und hab wahrscheinlich während der ganzen Fahrt kaum einen Atemzug getan. Dass wir auf dem Campingplatz bleiben konnten, war genial, denn all die Wanderwege starten von dort. Wir nahmen uns den 9-stündigen Rundwanderweg "Enladrillado" vor, der im Reiseführer als einer der Schönsten in Chile beschrieben ist. Dafür standen wir 6:30 Uhr auf.

Der Weg führt anfangs durch einen Wald, wo eine riesige Spinne unseren Weg kreuzte und viele Spechte zu hören und einige auch zu beobachten waren.


Der Wanderweg führte auf ein grosses Plateau bzw. Ebene auf 2400 Meter. Das Plateau an sich war landschaftlich schon sehr schön, die Aussicht von da auf die verschneiten Anden wie im Bilderbuch. Mit dem Ausblick vor uns machten wir Mittagspause. Der Rückweg führte uns über einige noch vorhandene Schneefelder, vorbei an einer Lagune wieder durch den Wald zurück zum Campingplatz. Ob es Chiles schönster Wanderweg ist, mag ich nicht beurteilen, aber schön war er auf jeden Fall! Auf dem Weg nach Pucon nahmen wir noch den Wasserfall "Salto del Laja" mit. Der wird auch als Mini-Iguazu Fall bezeichnet und war überfüllt mit einheimischen Sonntagsausflüglern.

Campiert haben wir wild auf einem Feld, wo der Zaun geöffnet war. Wild Campen ist zwar erlaubt, aber die Grundstücke sind hier immer eingezäunt. Es scheint so, dass der ganze hier abgeholzte Wald für Zaunpfähle draufging. Diese wurden teils im Abstand von weniger als einem Meter gesetzt und dies bei mehreren tausend Kilometer Zäunen...Im Gebiet wohnen noch viele Leute der Mapuche-Kultur. Die waren aus dem Häuschen, als sie uns Gringos entdeckten. Die ersten die vorbei kamen, fragten wir, wem das Land gehört und bei wem wir die Erlaubnis einholen müssten, ob wir da bleiben dürfen. Sie gaben Auskunft und Silvan machte sich auf den Weg, um beim Eigentümer die Erlaubnis einzuholen. Nachher kamen noch 3 verschiedene Grüppchen vorbei und jeder bahauptete, der Eigentümer zu sein. Letztendlich konnten wir problemlos bleiben. Die Leute waren neugierig und wollten wissen, wer wir sind und was wir da machen und was das für ein komisch bemaltes Auto ist. Hier war es wieder genial, dass Silvan Spanisch spricht und so die Lokalbevölkerung aufklären konnte. Die waren wiederum glücklich, etwas über uns erfahren zu können.

Von Pucon aus wollten wir eigentlich eine Tour auf den Vulkan Villarica machen. Besonders an dem Vulkan ist, dass er noch raucht und man die kochende Lava sieht, wenn man von oben hinein schaut. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die nächsten Tage war es neblig und regnerisch, was einen Aufstieg unmöglich machte. Ich wollte unbedingt noch Andentannen (Araukarien) sehen, weil diese Bäume sehr hoch wachsen und sehr alt werden. Leider sind sie wegen der Abholzung in früheren Jahren vom Aussterben bedroht und nur noch an wenigen Stellen zu sehen.

In der Nähe von Pucon gibt es einen Nationalpark, der von Privatleuten gegründet wurde, indem sie das Land kauften und so vor der Abholzung schützten. Die Wanderung vom Nationalparkeingang bis zu den ersten Andentannen führt 3 Stunden durch steilen Wald. Die Bäume sind ganz spezielle Nadelbäume. Sie wachsen 3 cm pro Jahr und die ältesten Exemplare, die im Wald zu sehen sind, sind 1500 jährig. Wir waren sehr beeindruckt von der Landschaft und den Bäumen. Der Wald wirkte nahezu mystisch. Nach ziemlich genau 6 Stunden Wanderung gönnten wir unseren müden Muskeln eine Entspannung in den nahegelegenen heissen Quellen. Verschiedene aus Natursteinen gebaute Becken hatten Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad - eine Wohltat, die wir sehr genossen.

In Weihnachtsstimmung sind wir noch nicht wirklich, aber in den Supermärkten werden die ganze Zeit Weihnachtslieder gespielt, zum Teil sogar auf deutsch. Das wirkt irgendwie komisch. Wir wünschen allen eine wunderschöne und besinnliche Weihnachtszeit!

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

Fotos

Fotos vom Andentannenwald gibt es beim naechsten Mal - die Bilder muessen wir noch von der Kamera uebertragen.

Donnerstag, 30. November 2017

Der 7. Kontinent

Wir haben für dieses Highlight unserer Reise - die Antarktis - einiges in Kauf genommen.
So flogen wir von Santiago nach Punta Arenas mit dem billigsten Flug den wir kriegen konnten. Um Geld zu sparen, packten wir alles in einen Rucksack, dass wir nur ein Gepäckstück zum Einchecken bezahlen mussten. Das erforderte ganz schön Packkunst. Auf dem Flug gab es dann auch weder was zu trinken noch was zu essen. In Punta Arenas hatten wir noch einen Tag zum Herumstreunen, da der Bus nach Ushuaia erst am nächsten Morgen früh losfuhr. Ich verbrachte den Tag mit der Suche nach einer günstigen Wäscherei, schlussendlich war ich froh überhaupt irgendeine gefunden zu haben. Dies sind unsere alltäglichen Dinge, die auch zum Reisen gehören, damit alles bereit ist für das nächste Abenteuer.

Von Punta Arenas ging es durch das ewig scheinende Ödland bis zur Magellanstrasse, welche wir in der Autofähre überquerten.

                                        Fähre über die Magellanstrasse

Im Ödland leben mehrheitlich Schafe oder wilde Guanacos (eine Art wilde Lamas). Auch ein Gürteltier konnten wir vom Bus aus ausmachen. Über die Schotterstrassen von Terra del Fuego (Feuerland) ging es zum argentinischen Grenzübergang. Den Namen Terra del Fuego gab der portugiesische Seefahrer Fernando Magellan dieser Region, da die Urvölker (welche nur spärlich bekleidet waren) sich an den immer brennenden Feuern wärmten. So verwandelte sich das Land in ein Meer von brennenden Feuern.
Auf der argentinischen Seite  erhoben sich langsam die letzten Berge der Anden, welche hier nur noch einige hundert Meter hoch sind. Die Gegend wurde rauher und wilder, bis wir nach langer Fahrt in Ushuaia ankamen - wie hier liebevoll genannt "am Ende der Welt".
Am Ende der Welt, für uns war hier jedoch noch nicht Schluss

Wir verharrten noch die letzte Nacht, bevor wir am nächsten Nachmittag zum Treffpunkt und Boarding von unserem Schiff gingen.
Ein Schiff welches im Sommer renoviert wurde und Platz für 130 Passagiere bietet.
Da das Angebot für die Dreierkabinen pro Person 1500 USD günstiger war, teilten wir uns jeweils mit zwei anderen Passagieren die Kabine (Männer \ Frauen Kabinen).
Ich landete auf dem oberen Bett, da ich dies Helmut (ein 71jähriger, ausgewanderter Österreicher, welcher in Vancouver lebt) und Erik (ein 2m Holländer) nicht zumuten konnte.
Beim Willkommensmeeting teilte uns Hadleigh (unser Tourleader), um den heissen Brei redend mit, dass das Boot mit einem Tag Verspätung auslaufen würde, da ein Motorersatzteil aufgrund eines Flugstreicks nicht zeitgerecht eingetroffen sei! Wir alle hatten uns gefreut endlich los zu fahren.... und dann dies! Die Enttäuschung war allen ins Gesicht geschrieben, dennoch war die Stimmung beim Abendessen einigermassen gut.

Den nächsten Tag organisierte die Crew ein Alternivprogramm in die Umgebung von Ushuaia mit für die Region typischem Barbecue.

                                        vegetarische Schafe für Katja

Mit einem Tag Verspätung gings dann Richtung Falkland los. Die zwei Tage auf See wurden mit diversen Präsentationen über Geschichte, Geologie, Tiere und so weiter intressant gestaltet. Unsere Guides waren alle in ihren Fachgebieten Spezialisten. So wurden wir mit sämtichen Fachvorträgen bestens auf unsere "Landungen" vorbereitet.
                                        Ich muss dir was flüstern.....

Wir sind soeben von unserm 18tägigen Trip zurückgekommen und es fehlen mir immernoch die Worte, unsere Erlebnisse ensprechend auszudrücken. Es ist eine völlig fremde, rauhe und unbekannte Welt wo wir eingetaucht sind, zumal wir uns vorher nicht wirklich damit befasst haben.

Ähnlich wie wir dies in Galapagos gesehen haben, kommt man extrem nahe an die Tiere heran. In den Kolonien, in welchen man als Besucher völlig untergeht, merkt man dass man nur ein ganz kleiner Punkt in der Menge von Tieren ist und mit seiner gelben Jacke wie ein exotischer Pinguin wirkt...


Die Landungen waren nur möglich, wenn der Wind und die Wellen mitspielten. Die Crew musste dies vorab immer prüfen. Die Auswahl der Landeplätze war daher auch immer abhängig vom Wetter.  Es wurden immer 10 Leute mit dem Schlauchboot vom Cruiseschiff an Land gebracht. An Land erhielten wir eine kurze Info, wo man was sieht und auf was man achten soll. Der Weg wurde mit Fahnen ausgesteckt und so konnte jeder sein Tempo gehen und die Zeit an den für ihn interessanten Orten verbringen.

                                        Rockhopper Pinguine am Brüten

In den Falkland Inseln haben wir einige verschiedene Stops eingelegt, wobei vor allem die nistenden Albatrosse bestaunt werden konnten. Einige dieser Arten erreichen eine Spannweite von über 3m. Beim bestaunen ihrer Flugkünste über dem Wasser nimmt man ihre Grösse gar nicht wahr, wenn diese Riesen jedoch dann über unseren Köpfen im Landeanflug waren, erschrickt man über deren Grösse.
Bei den Landungen wurden auch immer Gehstöcke empfohlen, um sich neugierige Seelöwen vom Hals zu halten, da diese durchaus gefährlich werden können.

                                        Ich will ja nur spielen....

Nach drei Tagen ging es weiter nach Süd Georgien - ja richtig gelesen! Dies ist eine Inselkette weitere zwei Schiffstage östlich. Süd Georgien liegt geologisch gesehen bereits in der Antarktis, obwohl sich dies mit der nördlichen Hemisphäre etwa mit Kiel in Norddeutschland vergleichen lässt.
Wir waren auch noch weit vom Polarkreis entfernt, geologisch jedoch wird dies an der Wassertemperatur gemessen, welche innerhalb von wenigen Kilometern von 5 Grad auf etwa 1 Grad fällt. Das wird dann als Grenze vom Polarmeer bezeichnet.
Kurz darauf haben wir auch die ersten Wale gesehen. Ausser einer wirklich nahen Begegnung, wo 2 Wale direkt vor dem Bug auftauchten, hatten wir ansonsten nur immer die Ausblasfontänen erspähen können und vielleicht noch ein bisschen Rückenflosse. Das reichte für unsere erfahrenen Guides aber aus, um die Art des Wales zu bestimmen.

Während der Fahrt wurde das Wetter immer etwas harscher, spätestens vor der nächsten Landung hatten wir jedoch wieder perfektes Wetter. Scheinbar eine Seltenheit in dieser Region!
In Süd Georgien befinden sich, mit bis zu 600'000 Tieren, einige der grössten Pinguinkolonien der Antarktis. Es ist absolut fanszinierend diesen trolligen kleinen Pinguinen zuzuschauen, welche mit ihren kleinen Füssen versuchen über die Steine und Absätze zu laufen bzw. hoppsen. So könnte man stundenlang zuschauen wie die süssen Geschöpfe ihren Alltag bewältigen und sich dabei auch immer mal wieder gegenseitig an den Federn reissen, wenn einer zu nahe kommt.

                                        Katja und ihre neugierigen King Pinguine

Von Süd Georgien gings dann zwei weitere Bootstage zur nördlichen Halbinsel der Antarktis. Das Meer wurde rauher und man musste sich gut festhalten wenn man auf dem Schiff unterwegs war. Die Crew versicherte uns aber, dass wir Wetterglück hätten und die 4m Wellen noch relativ ruhig seien.

Auf dem Weg zur effektiven Antarktis begegneten wir unserem ersten Eisberg.  Ein Eisstück gilt als Eisberg, wenn dieses grösser als 1000m2 ist (bin nicht ganz sicher) und mehr als 5m aus dem Wasser ragt. Vor der Losfahrt mussten wir unsere Tips abgeben, wann der Captain den ersten Eisberg sichten wird. Am nächten Morgen um 10:30 sahen wir unseren ersten Eisberg und Katja lag mit 23 Minuten Differenz am nächsten!!
Einige Stunden später fuhren wir am Eisberg B-15T vorbei. Dieses 20. Bruchstück war 52km lang, 13km breit und ragte geschätzte 20m aus dem Wasser. Die Gesamthöhe beträgt ca. 300 Meter. Hadleigh hatte diesen Eisberg über aktuelle Satellitenbilder ausfindig machen können und da er nicht soo weit von unserem Kurs weg war, konnte er den Captain überzeugen, einen kleinen Umweg zu fahren. Der Mutter-Eisberg ist im Jahr 2000 in der Südantarktis abgebrochen (B15 war ca. 270 x 40 km gross, etwa ein viertel der Fläche der Schweiz) und in den letzten 17 Jahren um die halbe Antarktis gespühlt worden. Für uns fühlte sich das eher an, wie an einer riesigen Insel vorbeizufahren.                                      
                 Eindrücklich wenn man denkt, das die anderen 3/4 unter wasser sind

Am Nachmittag versuchten wir auf Elefant Island, am Punkt "Wild" zu landen - glaube die einzige Landung welche aufgrund vom Wetter nicht möglich war.
Dies war einst der Punkt, von wo aus Shakleton nach seinem Schiffbruch mit dem Rettunsboot losfuhr Richtung Süd Georgien. Eine völlig harsche Gegend und dem Wetter komplett ausgesetzt. Hier hatten die zurückgebliebenen Männer 100 Tage ausgeharrt. Wir standen mit unseren Polarjacken gut eingepackt auf den äusseren Decks und waren froh, nach wenigen Minuten wieder das Warme aufsuchen zu können. Wir haben die Story von Shakleton immer wieder gehört, für diejenigen, welche das interessiert können das ja mal googeln (Ernest Shakleton, Endurance Expedition und der Idee die Antarktis zu durchqueren)

                               An dem Strand haben die Seeleute 100 Tage durchgehalten

Am nächsten Tag setzten wir zum ersten Mal unsere Füsse auf den 7.Kontinent.

In der Antarktis selbst sahen wir nicht so viele Tiere, jedoch umso mehr Eis. Schon bald nach unserer Landung sassen wir inmitten vom Packeis fest. Wir feierten bei Musik auf dem offenen Deck bei ca. null Grad unsere Antarktika Ankunft. Nach dem Sonnenuntergang blieb der Himmel über drei Stunden rot gefärbt, bevor die Sonne wieder aufging. Völlig speziell, mittlerweile im Eis komplett eingefroren, fernab von jeglicher Zivilisation und in absoluter Ruhe umgeben von purer Natur welche im dicken Winterkleid daher kam.

                                        Packeis bei Abendstimmung                                        

Ich war froh, dass unser Boot am Morgen wieder aus dem Eis befreit war.
Am nächsten Tag gab es noch eine Schlauchbootstour durch das Packeis und entlang der Eisberge. Immer wieder sah man Pinguine auf den einzelnen Eisschollen, leider haben wir hier keinen Seeleoparden gesehen.
Das Mittagessen musste erst mit einem Sprung ins Polarwasser verdient werden. Bei -1.5 Grad ist nicht gross mit plantschen....!!!

                                                         brrrrrrrrrrrr......                                              

Auf dem Rückweg besuchten wir noch die Inseln von Süd Schettland. Hier bekamen wir zum ersten mal das garstige Wetter in Form von einem Schneesturm zu spüren.

                                        Unser Schiff im Schneetreiben

Mit voller Kamera und dem Nachttisch voller Seekranktabletten gings zurück nach Ushuaia. Leider mussten wir die scheinbar schlimmste Seepassage, Drake Passage, noch queren. Laut Angaben von Hadleigh haben die letzten Tage einige Schiffe Verspätung oder die Reise gar abgewartet. So kamen wir mit den 8m Wellen noch gut weg! Da Katja sich im falschen Moment aufs WC aufmachte, muss sie jetzt ihre blauen Flecken noch verheilen lassen!! *autsch*

Nun sitzen wir in Ushuaia und verdauen unsere Eindrücke erstmals. Wir erfahren quasi das erste Mal so etwas wie ein Reise Burn-Out. Vielleicht legt sich das wieder, aber momentan haben wir gerade keinen Bock irgendwie weiter zu reisen...

Voll mit Eindrücken jedoch ohne Reiseplan
grüssen Katja und Silvan

Bilder

Dienstag, 7. November 2017

leicht holpriger Start in Chile

Als wir nach unserer Salar de Uyuni Tour in San Pedro de Atacama ankamen, mussten wir feststellen, dass den Chilenen gerade ein langes Wochenende bevorsteht und daher alle Unterkünfte ausgebucht waren. Nicht mal im Internet war mehr etwas zu finden. So fragten wir herum und fanden ein Hostel, wo sich das Personal ins Zeug legte, eine Lösung für uns zu finden und als auch die nichts für uns fanden, bot uns der Hostelbetreiber sein Zimmer an. Innerhalb von einer halben Stunde wurde Putzpersonal aufgeboten, das Zimmer geräumt und für uns parat gemacht. Das war unglaublich nett. Auch sonst war das Hostel ein schöner Ort, um zu verweilen und bisschen auszuruhen.


Wir blieben dann auch 4 Tage in San Pedro - mehr oder weniger gezwungener Massen, da die Tour zum Sterne beobachten auch schon für die nächsten Tage ausgebucht war und die Auto- bzw. Campervermietung über das lange Wochenende nicht erreichbar war. So entspannten wir ein bisschen, unternahmen eine Tour ins Valle de la Luna und zu den Geysiren in der Nähe. Das Valle de la Luna beeindruckte uns landschaftlich sehr.


Die Geysir-Tour hingegen war eher etwas enttäuschend, nachdem wir bereits die Geysire auf der Uyuni Tour gesehen hatten. Vielleicht stumpft man auch ein bisschen ab nach einer so langen Reise mit so vielen fantastischen Eindrücken. Wie so oft packen die Touranbieter in eine Tour neben der Hauptattraktion noch so viele andere Sachen, dass die Hauptattraktion fast zur Nebensache wird und auch ein bisschen untergeht.



Nach 4 Tagen Wartezeit konnten wir dann auch den Sternenhimmel durch verschiedenste grosse Teleskope beobachten. Das war der eigentliche Grund für unseren Besuch in San Pedro de Atacama. Die Atacama-Wüste ist einer der trockensten Orte auf der Erde überhaupt und es gibt ca. 300 Tage im Jahr wolkenfreien Himmel. Daher gibt es hier auch die höchste Dichte an Observatorien (Sternwarten). Wir sahen Saturn mit seinen Ringen, den Mond mit seinen vielen vielen Kratern, Sternennebel und Sternschnuppen. Das war schon Klasse!



Am Montag nach dem langen Wochenende reisten wir weiter nach Calama, in der Hoffnung, endlich Rückmeldung zu erhalten, ob es klappt, einen Camper zu mieten. Zwischenzeitlich ergab sich auch noch ein gutes Last Minute Angebot für eine 3wöchige Antarktiskreuzfahrt, für das wir uns relativ schnell entscheiden mussten. Um so mehr drängte die Rückmeldung, ob es mit dem Camper klappt oder nicht... Die Zeit war etwas aufregend und forderte uns ganz schön Nerven. In Calama selbst wollten wir am Dienstag noch die grösste Kupfermine der Welt besichtigen - ein riesiger Tagebau. Doch auch hier war die Tour bis zu 7 Tage im Voraus ausgebucht. Sonst konnten wir immer ganz spontan alles organisieren, was wir vor hatten. In Chile lernten wir, dass wir vorher reservieren müssen...

Für die Minentour liessen wir uns auf die Warteliste setzen. Wir hatten Glück, dass einige Leute, die reserviert hatten, nicht erschienen sind. So konnten wir doch noch mit auf die Tour. Wir besichtigten eine seit 2007 verlassene Minen- bzw. Geisterstadt.
Die 25000 Leute wurden 2007 aufgrund einer scheinbaren Gesetzesänderung umgesiedelt. Das Gesetz besagt, dass niemand so nah an einer Industriezone leben darf, weil es gesundheitsschädlich ist. In Wirklichkeit hat man es aber vermutlich auf die Kupferreserven unter der Stadt abgesehen ...

Die Kupfermine selber ist ein riesiger Tagebau - ca. 1200 Meter tief, 3000 Meter breit und 4300 Meter lang. Genauso beeindruckend wie das riesige Loch waren die Minentrucks, die die Steine aus dem Tagebau schaffen. Die Trucks sind 9 Meter hoch und haben einen Raddurchmesser von 4 Meter. Das Tankvolumen beträgt 5000 Liter Diesel von denen 3 Liter pro Minute verbraucht werden. Der Truck hat mehr als 3000 PS und kann bis zu 400 Tonnen Kupfererz laden. Es ist sehr beeindruckend, wenn diese riesigen Giganten an einem vorbei fahren.


Dienstagmittag konnten wir immernoch keine Zusage für den Camper erhalten, daher entschieden wir uns, das Last Minute Angebot für die Antarktiskreuzfahrt zu buchen, bevor auch das weg ist. Nun blieben uns noch 9 Tage bis wir in See stechen. Plan B war daher, es mit einem Mietwagen in Calama am Flugfhafen zu versuchen, um damit die Region bis Santiago de Chile zu erkunden. Doch da war kein einziges Auto mehr verfügbar. So machten wir einen Plan C und flogen noch am Abend spontan nach Santiago. Dort konnten wir noch in der Nacht unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Wir suchten auf Maps.me ein paar Unterkünfte heraus und los gings. Ab jetzt lief wieder alles wie am Schnürchen. Die erste Unterkunft, die wir ansteuerten, war eine kleine Perle - eine Art Homestay mit so netten Gastgebern, bei denen wir uns wie zu Hause fühlen konnten. Was für ein schönes Gefühl, abends um 11 nach so einem verrückten Tag!

Mit dem Mietwagen erkundeten wir den Norden zwischen Santiago de Chile und La Serena. Auch in La Serena hatten wir wieder unglaubliches Glück mit unserer Unterkunft - ein Bed and Breakfast mit sehr herzlichen Gastgebern, die uns Tips für Ausflüge gaben und bei denen wir 2 Tage blieben. Von La Serena aus machten wir einen Tagesausflug nach Vicuña, wo wir eine Bierbrauerei, ein Pisco-Weingut und ein Weingut besuchten. Wir bekamen vom Anbau des Weins, über die Ernte bis zur Destillierung und Lagerung des Piscos bzw. Weins alles erklärt und durften sogar ein paar Kostproben nehmen. Silvan musste auf die Kostprobe leider verzichten, da in Chile 0,0 pro Mille gilt. So kauften wir die edlen Tropfen, die ich als 'am besten' bewertete und tranken diese an den Abenden der weiteren Reisetage. "Prost" ;-)



In Vicuña wollten wir eigentlich noch ein Observatorium besuchen, doch wegen des Vollmonds machte das wenig Sinn.

Von La Serena ging es wieder Richtung Süden. Unsere Gastgeber hatten uns erklärt, dass der Nachbarort Coquimbo nebst Acapulco einer der Haupthäfen der damaligen Piraten war. So nahmen wir an einer Piratenfahrt durch die Bucht teil, die uns auch von unseren Gastgebern empfohlen wurde. Begleitet von der Musik von "Titanic" und "Fluch der Karibik" stachen wir in See und wurden von einem als Pirat verkleideten Matrosen unterhalten. Es war ein lustiger kleiner Ausflug bei dem wir noch etwas über die Geschichte der Stadt erfuhren.



Highlight für mich war aber der Fischmarkt am Hafen - jede Menge Fische und Meeresfrüchte, Ceviche (roher Fisch in Zitronensauce) zum sofort essen und Marktstände, wo man günstig ein tolles Mittag bekommen konnte. Fantastisch! Das fanden auch die riesigen Seelöwen, die im Hafenbecken auf die Fischabfälle warteten und sich mit den Möven und Pelikanen darum stritten...


Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Viña del Mar. Auf dem Weg dorthin machten wir einige Zwischenstops - das ist der Vorteil am eigenen Auto, man kann überall anhalten wo man will und hinfahren wo man will - für uns ein ganz neues Reisegefühl. Einen Zwischenstop machten wir in einem kleinen Hafen, wo wir den Fischverkäufern bei der Arbeit zusahen, genauso wie die hungrigen Pelikane!


Einen anderen Stopp legten wir in einem liebevoll eingerichteten Café in einem Gartencenter an der Hauptstrasse ein. Dort hingen mehrer Mandalas aus Holz von denen ich extrem fasziniert war - wie wurden die bloss hergestellt?? Wir fragten im Café nach und dort sagte man uns, dass die Werkstatt des Künstlers grad auf der anderen Strassenseite sei. So machten wir noch einen Abstecher dorthin, bewunderten noch viele andere Arbeiten von ihm und liessen uns von ihm erklären, wie er seine Kunstwerke herstellt.



Das war wieder einer der Momente, wo ich bereute, nichts mitnehmen zu können. Unsere Rucksäcke haben halt doch nur ein begrenztes Fassungsvermögen und die Post nach Europa ist ziemlich teuer.

In Viña del Mar interessierten wir uns hauptsächlich für das archäologische Museum. Dort ist eine Steinfigur der Moai Kultur (Osterinseln) ausgestellt, welche ein Geschenk einer Inselfamilie war. Nebst der Steinfigur gab es im Innern weitere Infos über diese Kultur. Auf der Osterinsel gibt es ca. 300 dieser Statuen welche alle ins Inselinnere schauen. Diese waren dazu da, den eigenen Stamm zu beschützen, da es auf der Insel verschiedene Stämme gab, die sich bekämpften.



In Zeiten der Knappheit, als es kein Holz mehr gab und keine Boote mehr zum Fischen gebaut werden konnten, wich man auch vor Kanibalismus nicht zurück. Letztendlich wurden die Inselbewohner vom Meer her erobert, versklavt und durch eingeschleppte Krankheiten ausgerottet. Es gibt noch einige hinterlassene Schriften, die heute aber niemand mehr lesen bzw. übersetzen kann.

Auf dem Weg nach Santiago besuchten wir noch ein Weingut in der Nähe von Casablanca, denn diese Region gilt als das beste Anbaugebiet Chiles für Weisswein, besoders für Chardonnay. Das Weingut, was wir besuchten, produziert pro Jahr über eine Million Flaschen Wein und die Tanks haben ein Fassungsvermögen zwischen 1000 und 53000 Liter! Mit seinen 220ha Rebbergen zählt das Anwesen eher zu den Kleineren hier in Chile....


Interessant war auch deren Technik, dem Frost entgegen zu wirken. Zwischen den Reben stehen Frostmelder mit kleinen Windrädern, die bei frostigen Temperaturen beginnen, die warme Luft von oben nach unten zu wälzen.

Auch die Küstenlandschaft nahmen wir in Augenschein. Da sieht man, wo Chiles Elite wohnt. Nirgendwo sonst haben wir in Südamerika eine solche Ansammlung von edlen Villen und mehrstöckigen Wohnhäusern gesehen. Auch Chiles bekanntester Dichter Pablo Neruda hat sich in die Landschaft verliebt und ein romantisches Haus in Isla Negra gebaut. Heute ist es ein Museum. Leider konnten wir es nicht besichtigen, aber zumindest von aussen einen Blick darauf werfen.


An der Küste gibt es auch immer wieder kleine, verschlafene Fischerdörfer, von denen eins ein früherer Walfanghafen war. In Quintay wurden zwischen 1942 und 1966 einige tausende Wale geschlachtet. Ein Schiff konnte pro Tag bis zu 15 Wale erjagen und in den Hafen bringen! Ein kleines Museum dort informiert über die Geschichte.

Nach 5 erlebnisreichen Tagen mit unserem Mietwagen, wurden wir in Santiago wieder herzlich von unseren Gastgebern empfangen. Nun sind wir auf dem Weg ins nächste Abenteuer und fiebern einem weiteren Highlight unserer Reise entgegen - 3 Wochen Antarktiskreuzfahrt. Wir sind mega gespannt und aufgeregt auf die uns erwartenden Erlebnisse.

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

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Samstag, 28. Oktober 2017

Atemberaubende Natur im Hochland von Bolivien

Mittlerweile ist auch schon Bolivien für uns wieder Geschichte und wir kriegen zu spüren dass wir im teuren Chile angekommen sind. Katja macht sich schon Gedanken dass unser Reisebudget nicht reicht und wie sie den Christbaum schmücken könnte... :-)

Tarija
In Tarija verbrachten wir einen gemütlichen Tag bei angenehmen Temperaturen, dies eigentlich nur, da wir dachten gemütlich mit einer 6-stündigen Busreise nach Sucre zu kommen.
Das Abendessen versüssten wir uns mit einer Flasche Wein, welcher aus den hier (bis zu 2000m.ü.M.) wachsenden Trauben hergestellt wird. War überraschend fein.
An dieser Stelle hat das absolut fantastische Frühstück einen Eintrag verdient. Mit den in unseren Zimmerpreisen enthaltenen Frühstücksvariationen könnte man einen eigenen Bericht schreiben! Diesmal war das Buffet voll mit Früchten, sogar Kiwi war dabei! Hinzu kam ein frischgepresster Saft, ein Kaffee, Ei nach Wahl, Toast und feines Brot - der absolute Wahnsinn, was wir auch zu geniessen wussten!
Um 10:00 dann am Busbahnhof angekommen erfuhren wir, dass der nächste Bus nach Sucre erst um 13:00 abfahren würde und mind. 10h braucht.
Wir entschieden uns dann für ein doppelt so teures Taxi (was sofort losfuhr), was wir mit sechs andern teilten, nach Sucre - dennoch dauerte es 9 Stunden bis an unser Ziel.

Sucre
Fragt man nach der Hauptstadt von Bolivien, hört man oft La Paz (glaubte ich auch) - jedoch ist dies Sucre. Die Regierung sitzt zwar in La Paz aber Sucre ist halt doch noch die Hauptstadt.
Die Stadt liegt etwas unterhalb des Altiplano und ist somit mit einem angenehmen Klima gesegnet was richtig einlädt, um die schöne, weisse, koloniale Altstadt zu erkunden.
                                        Auf dem Kirchendach am Glocken läuten..

Die Stadt wurde nach dem Mariscal (Marschall) Sucre benannt, der nebst Bolivar der grosse Befreier, von den Spaniern, hier in Südamerika war. Zum Reichtum kam die Stadt aber vor allem durch den Silberabbau im relativ nahen Potosi. Die Stadt wechselte einige Male ihren Namen, darunter auch "La Plata" was Silber oder auch Geld heisst - dies aus dem Grund da beides im Überfluss vorhanden war!
Uns hat die Stadt extrem gut gefallen, da nebst dem schönen Wetter auch gute Restaurants und vorallem ruhige Parks überall zu finden sind.
Was aber definitiv der kulinarische Renner war, war die Schokolade für welche Sucre auch bekannt ist. Feinste Praline, heisse Schokolade und Schokobecher mit Likör - da fühlt sich jeder Schweizer heimisch, jedoch zu bolivianischen Preisen :-)

Im nahegelegenen Dino-Park konnten wir lebensgrosse Nachbildungen von diversen Dinosauriern (bin kein Fachmann) bestaunen, zudem gab es noch ein Skelett von einem Rex. An der nahegelegenen Felswand waren echte Spuren von Dinos zu sehen, welche über die ganzen 1.5km verteilt waren. Die heutige Kalkschicht ist Museumsgerecht fast vertikal aufgestellt - dies aufgrund der Verschiebungen der tektonischen Platten - also im Gegensatz zu den Nachbildungen alles orginal! Leider gab es an diesem Nachmittag keine Führung zu den Spuren, welche teilweise einen Durchmesser von über einem Meter haben sollen.

Nach Potosi wollten wir eigentlich mit dem Ferrobus, was eine Mischung von Ferrocaril (Zug) und Bus war. Leider ist seit einem Monat die Strecke unterbrochen, so dass das einmalige Gefährt momentan nicht mehr in Betrieb ist. Alleine die Bilder vom umgebauten Bus lässt das abenteuerliche Reiseherz höher schlagen....

                                        Leider ausser Betrieb

Potosi
Da wir bis jetzt noch nie beklaut wurden, machten wir uns zur Gewohnheit immer mal wieder kleine Dinge zu vergessen... Diesmal war es meine Faserpelzjacke, welche ich bei meinem Bruder "hinterlassen" habe - immerhin bleibts in der Familie.
So hatte ich auf dem sonntäglichen Markt eine riesige Auswahl wo ich mir einen gebührenden Ersatz beschaffte.
Nach Potosi wollten wir (ich) eigentlich nur um eine der berüchtigten Minentouren mitzuerleben. Potosi liegt auf ca. 4100m mit seinem Hausberg dem "Cerro Rico" (reicher Berg) wo unerschöpflich zu sein scheint. Im Berg befinden sich 150km Gänge verteit auf 400 verschiedene Minen wo heute noch 180 in Betrieb sind. Bevor es jedoch in die Minen ging, galt es noch die üblichen Mitbringsel für die Minenarbeiter zu besorgen. Wir fuhren zu einem kleinen "Supermarkt" wo es alles gab, was die Mineuere benötigten. Hammer, Meissel, Bohrhammer, Fettbüchsen, Schnur, Bretter usw. Etwas aus der Reihe tanzten da die Kokablätter, 96% Alkohol und der Sprengstoff mit Zünder und Sprengverstärker (Completo genannt). So konnte unser einer zum ersten Mal im Leben Sprengstoff im Supermarkt kaufen... wär doch mal was um den Garten umzugraben!
                                                         Sprengmeister Sidler

Anschliessend gings zum Mineneingang auf 4400m wo auf der zweiten von vier Ebenen die Zuggleise aus dem Mineneingang führten. Wir liefen den Gleisen entlang wo wir immer wieder den Karren auf den Gleisen ausweichen mussten. Hinein wurden diese von drei Männern gezogen, nach draussen gings mit zwei Bremsern, welche mit ihren Füssen den 2Tonnen Wagen zu bremsen versuchten. Begleitet wurden diese Wagen von einem ungeheuerlichen Grollen - als ob der Berg drohen wollte! Im Stollen lag Staub in der Luft der richtig schmerzte in der Nase - so hielten wir unsere Staubmasken stetig aufgesetzt, was das Atmen noch schwieriger machte.
Schon ziemlich ausser Puste kamen wir beim Pausenplatz (ein kleiner toter Stollenteil) an, wo el Tio (der Onkel) sass. Dies ist der "Schutzpatron" der Mineure, ihm werden Opfergaben zum Schutz vor Unfällen und gutem Glück bei der Mineralsuche geopfert (die Flaschen mit dem 96% Alkohol waren jedoch alle leer....).
Nach der sehr willkommenen Pause gings zu den Arbeitsplätzen der Mineure welche übrigens alle auf eigene Rechnung arbeiten und jeweils einen Teil an die Genossenschaft und an den Staat abgeben müssen. Immer wieder hörten wir Sprengungen welche irgendwo im Ganglabyrinth durchgeführt wurden.
20m hinunter in ein unteres Level, durch körpergrosse Öffnungen verschwanden wir über eine Leiter (wo Sprossen fehlten) in untere Schichten wo der Boden weiter steilabfallend nach unten ging. Die Gänge wurden enger und die Luft heisser und war mit Staub und Dynamit vermischt. Ein Belüftungssystem gibt es nicht - genauso wenig wie Pläne wo welche Stollen sind. Wir trafen an verschiedenen Orten Mineure bei der Arbeit an, welchen wir unsere Mitbringsel aushändigten. Der Guide (ein ehemaliger, kurzzeitiger Mineur) suchte immer wieder das Gespräch mit den Männern. Wie alt bist Du, wie lange in der Mine und was so gefunden wurde. Der Älteste war 38Jahre und hatte bereits 20Jahre im Berg verbracht.

      Mineur beim verlesen der wertvollen Mineralien (Zink, Silber, Zinn und Nickel)

Es wurde viel gelacht und es wurden Sprüche geklopft - schlechte Laune bzw. schlechte Stimmung gilt unter den Mineuren als schlechtes Omen. Angesichts der hier herrschenden Arbeitsbedingungen extrem schwer vorzustellen - zumal der 38jährige eigentlich seine Lebenserwartung fast erfüllt hat!! Die Mineure "betäuben" sich mit Kokablättern. Diese lassen kein Hungergefühl aufkommen, sowie werden zusätzliche Kräfte freigesetzt. Das Essen in den Minen wäre aufgrund vom Staub mit Durchfall und Übelkeit verbunden. Und da das Essen ausserhalb der Mine zu viel Zeit in Ansprung nehmen würde (nebst dem Kraftverschleiss von Hin und Rückweg) wird das Essen halt schlicht "weggelassen". Auf dem Weg zum nächsten Arbeitsplatz krochen wir durch ein Mannsloch, wo die Rucksäcke einzeln durchgereicht werden mussten - im Wissen dass wir das alles wieder zurück mussten, bekam mich ein völlig anderes Gefühl (Katja ist von Anfang an draussen geblieben..).
Ich war froh, endlich wieder auf der Gleisebene angekommen zu sein - völlig ausser Atem und platschnassgeschwitzt. Auf dem Rückweg sahen wir noch eine Gruppe, welche gerade eine Sprengung durchführte. Als die 3Minütige Zündschnur gezündet wurde, machten wir uns aus dem Staub... Nach einer Minute zuckten wir alle zusammen, als uns die Detonation durch Marck und Bein fuhr - es waren bolivianische 3 Minuten!!
Ich war froh das Licht am Ende vom Tunnel zu sehen und dieser Hölle zu entfliehen.
Das Bergwerk ist seit fast 500 Jahren im Betrieb. Wieviel Silber aus dem Berg genau gefördert wurde, ist nicht bekannt - jedoch wurde ein grosser Teil des gesamten spanischen Reichs über Jahrzehnte damit finanziert!
Insgesamt kamen über 8Millionen Menschen ums Leben, heute arbeiten noch ca. 15'000 Mineure im Berg wo es täglich zu einem Todesfall kommt. Die Lebenserwartung liegt bei ca. 40Jahren, wobei teilweise schon 14jährige in den Minen arbeiten. Einst galt Potosi als reichste Stadt von ganz Amerkia - heute ist sie wahrscheinlich eine der Ärmsten überhaupt.

Uyuni
Von Potosi gings weiter nach Uyuni - die bereits karge Landschaft wurde noch karger und nebst Steinen in allen Farben waren nur noch die strohähnlichen Grasbüschel übrig geblieben. Dies reicht jedoch um die Lamas und die wilden Vicunas zu ernähren.
In Uyuni angekommen, wollten wir eigentlich gleich wieder weiter - nicht wirklich ein Ort zum bleiben, aber halt viele Touranbieter für die Salar de Uyuni Tour.
Der erste Stopp der gebuchten Tour führte uns zum Zugfriedhof von Uyuni. Hier war die Hauptwerkstatt und somit das Ersatzlager der alten Dampfmaschinen, welche in den 70er Jahren durch Diesellocks abgelösst wurden. Dies war und ist die Schlagader um all die reichlich vorkommenden Bodenschätze über Chile zu exportieren.

                                                   Wie auf dem Kinderspielplatz

Die zweite Hälfte vom Tag verbrachten wir in der grössten Salzwüste der Welt - Salar de Uyuni, welche auf einer Fläche, die 25% der Schweiz entspricht, eine salzige Einöde bildet. Mit dem Jeep ging es scheinbar endlos der etwas abgefahrenen Fläche entlang. Immerwieder zeigten sich fatamorganaähnliche Erscheinungen - ein guter Platz für lustige Fotos..:-)

                                                          wie zwei Akrobaten

Die erste Übernachtung war dann schon wieder auf dem Festland, jedoch in einem Salzhostel - echt cool oder wie die Einheimischen sagen "Chevre".
Am zweiten Tag ging es zunächst durch eine weitere kleine Salzwüste bevor wir dann eine nach der anderen Lagune abklapperten. Jede leuchtete in einer anderen Farbe je nach dem was gerade für ein Mineral im Wasser enthalten war - was fast überall geleich war, waren die unzähligen Flamingos welche hier ein Schlaraffenland vorfinden.

                                        Zwei Reisevögel im Reich der Flamingos

Im Wasser scheint hier das ganze Leben zu stecken, denn in der kargen Landschaft gibt es nichts - ausser Vicunas die sich von scheinbar "nichts" ernähren können.

                                       Unsere Lieblinge - Einfach süss die kleinen!

Die zweite Nacht war auf über 4000m bei kaltem Wind - so waren am Morgen alle Lagunen zugefroren inkl. den festgefrohrenen! Flamingos die sehnlich auf die schmelzenden Sonne warteten. Die kalte und klare Nacht hatte auch ihre Vorteile - STERNENHIMMEL!!!!
Am dritten Tag gings am Morgen früh zu Geysiren. Diese rauchten in der Morgenkälte aus ihren Löchern, so dass es angenehm warm war in deren Nähe.
                                        Rauchende Geysire in der Morgenkälte

Gleich nebenan lag noch der letzte Schnee vom Winter, welcher bizarr geformt völlig fremd in der Wüste lag. Zum Schluss ging es dann nochmals an einigen Lagunen vorbei bevor wir an einem einsamen Grenzübergang in den Bergen Bolivien den Rücken kehrten und nach Chile einreisten.

Ciao Bolivia
Für mich war Bolivien eine Herzensangelegenheit, nebst dem Land was mir bereits im Reiseführer sympathisch war, konnte ich auch endlich meinen Bruder und seine Familie bei ihnen Zuhause besuchen. Hinzu kamen unvergessliche Momente, allen voran unser erster 6000er (sind immernoch stolz auf uns...), die Minen von Potosi und die Salar de Uyuni Tour. Das Land hätte noch viel mehr zu bieten, aber dafür fehlte selbst uns die Zeit. Hier scheint es noch vieles zu geben was in anderen Ländern längst der Bürokratie (oder der Vernunft) zum Opfer gefallen ist. Wir haben die Bolivianer als extrem freundliches und ehrliches Volk kennen gelernt.
Das Land leidet noch immer darunter, dass sie diverse Gebiete in den Kriegen verloren haben. Allen voran der Meerzugang an Chile vor 150 Jahren (sind auch heute noch keine Freunde...) was vor allem für den Rohstoffhandel wichtig wäre!
Und so kommt es, dass die rohstoffreichsten Länder am Ende oft die Ärmsten sind.

Liebe Grüsse
Katja und Silvan

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