Sonntag, 31. Dezember 2017

Vom Winde verweht

Das Reisen mit unserem "Truckli" gestaltet sich komplett anders als unsere vorherige Reise. So suchen wir nicht mehr nach Hostels sondern nach Tankstellen und Pneudruckmesser. Auch spielt es keine Rolle mehr wo der Supermakt liegt, sondern eher was er im Angebot hat. Wir gewöhnten uns an zu kochen, da wir ja nun die Sachen immer mitnehmen können ohne diese tragen zu müssen. So zaubert mir Katja jeden Abend ein feines Menue auf den Campingtisch, ich helfe natürlich mit unter detaillierter Anleitung :-).
Was sich auch als sehr angenehm zeigt, ist die Tatsache, dass wir überall anhalten können wo wir gerade wollen wenn was interessantes am Wege liegt.

Von den heissen Quellen zog es uns Richtung Süden. In Frutillar (etwa Erdbeerhausen auf Deutsch) liessen wir uns gemütlich am See nieder. Bereits in Schlafwäsche halfen wir einem Einheimischen sein Auto zu überbrücken, was jedoch scheiterte. Dass er seine alte Karre überhaupt hier an den Strand brachte, war ein Wunder. Beim Blick in die Kühlerhaube sah ich zuerst mal nur den Boden..... irgendwie fehlte da so ziemlich alles was man in einer Kühlerhaube erwartet.

Frutillar wurde wie soviele Orte hier um den See von deutschen Einwanderern gegründet im 19jhd. Die Gegend war damals so wild, dass die chilenische Regierung die Auswanderer hierher lockte. Die Geschichte von einigen Auswanderern, welche im Museum wiedergegeben wird, ist beeindruckend. Die Lage in deren Heimat muss so schrecklich gewesen sein, dass diese sich auf solch ein Abenteuer eingelassen hatten. Oder sie wussten schlicht nicht worauf sie sich einliessen. Die Gegend war ein einziger Urwald, so kam es vor, dass die Bauern auf dem Weg zu ihren Feldern "verloren" gingen und nie mehr auftauchten. Heute zeigt sich die Gegend als schöne Landwirtschaftszone mit saftigen Wiesen gut benutzt von riesiegen Herden von Kühen, Schafen und Pferden. Wie an sovielen Orten wurden hier an der Strasse auch immer wieder die süssen Früchte direkt ab Hof verkauft. Pfirsiche, Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren..... sooooo süss wie die aus Mamas Garten!

Das Wetter zeigte sich hier wie bei uns teilweise im April, windig mit abwechselnd Regen und Sonne, sodass es schwierig wurde irgendwelche Ausflüge zu planen.
So fuhren wir auf Chiloe, einer riesigen Insel auf welcher die Uhren noch langsamer ticken, sofern sie denn überhaupt welche haben.
Da in Ancud entgegen unserem Reisebuch noch keine Blauwal Saison war, hielt uns hier nicht viel. Im örtlichen Kirchenmuseum schauten wir uns noch die spezielle Baukunst an, die hier praktiziert wurde. So stehen heute 16 der komplett hölzernen Kirchen unter Weltkulturerbe.
In Dalcahue, einem kleinen Hafendörfchen liessen wir uns nieder. An der Hauptplaza ein suuuper feines Cafe mit leckerem Kuchen.
Hier gab es keine Früchte mehr, jedoch meeega feinen Kuchen in jedem Kaffee. Aber zum Glück gibt es ja bei den Flugpassagieren kein Übergewicht - im Gegesatz zum Gepäck!
Auf einer kleinen Anhöhe mitten im Dorf genossen wir den Sonnenuntergang auf dem Campingplatz. Inmitten der spielenden Kindern wurde das Abendessen bei den letzten Sonnenstrahlen zubereitet. Da macht auch das Zwiebelschneiden spass mit Blick auf die vorgelagerten Inseln im goldigen Abendlicht.
Am nächsten Tag ging es per Fähre auf die kleine Insel Quintao, wo wir uns an einem lauschigen Strand eine Bleibe suchten. Am Abend kamen noch die Einheimischen vorbei, wobei am Ende jeder den anderen aus dem Sand ziehen musste. Für mich unerklärlich wie man einfach in den Sand fahren kann ohne zu wissen ob man absäuft. Tja wenn die mal schaufeln müssten dann würden sie das nächste Mal eher aufpassen, aber es werden wenn halt nötig einfach zwei Autos vorgespannt um den einen aus dem Schlammassel zu ziehen.


Hier auf Chiloe hat es viel weniger Zäune und man findet echt schöne Orte wo man ganz alleine verweilen kann.
Am nächsten Tag gings wieder zurück und da dies halt am feinen Kaffee vorbei führte.....
Wir erhielten eine Mail vom Autovermieter, wonach auf der Carretera Austral ein Erdrutsch stattgefunden hat und die Strasse voraussichtlich 3 Wochen geschlossen bleibt. Eigentlich etwas wo man immer mal damit rechnen muss, nur in diesem Falle war die Sperrung an so einem doofen Ort dass wir sämtliche Pläne über den Haufen werfen konnten. Die bereits gebuchte Fähre konnten wir stornieren, da wir ansonsten steckengeblieben wären. So nahmen wir eine Umfahrung von etwa 1500km! was eigentlich die einzige Alternative darstellt. Ich war etwas genervt, da ich mich so gefreut habe einen guten Plan ausgeheckt zu haben... zwei mal leer schlucken und noch einen Biss Kuchen..... :-)

So ging es an den nächsten zwei Tagen alles wieder Richtung Norden. Das Wetter zeigte sich diesmal von der sonnigen Seite und so sahen wir die zuvor verdeckten Vulkane in einer malerischen Landschaft eingebettet.


Etwas nördlich von Bariloche überquerten wir dann die Grenze zu Argentinien. Dies wird als Seengebiet von Argentinien bezeichnet und so taten uns immer wieder wunderschöne Ausblicke auf die azurblauen Seen auf. Auf dem ersten Campingplatz an einem See bekamen wir dann mal die erste Kostprobe vom patagonischen Wind. So mussten wir im geschlossenen Truckli kochen. Am Morgen wurden wir von unseren lieben Camp-Nachbarn herzlich verabschiedet - hier küssen sich die Männer auch auf die Wangen, etwas gewöhnungsbedürftig für mich.

Bariloche ist bekannt für seine Schockolade - die musste natürlich getestet werden. Hier wird auch die "Berna" ein Bernhardinerhund mit Schnappsfass, als typisch argentinisch verkauft - das kann ich, als Schweizer, so natürlich nicht unterschreiben!

Von nun an gings Tag für Tag weiter Richtung Süden, es wurde kälter und vorallem windiger, so dass die Geschwindigkeit teilweise reduziert werden musste, zumal die Strassen in erstaunlich guten Zustand sind.
In Esquel fanden wir wieder mal eine echte Perle zum Übernachten. Eine kleine Lagune mit vielen Wasservögeln, wilden Pferden und Seeottern.


Auch dem angrenzenden Nationalpark Los Alerces wollten wir einen Besuch abstatten. Die Alerce gilt ählich dem Mammutbaum als eine der ältestesten Bäume der Welt. Leider sind die wirklich alten Bäume nur per teurer Bootsfahrt erreichbar. Wir schauten uns dann ein junges 300jähriges Exemplar an.

Nach einem weiteren Fahrtag kamen wir an Heiligabend in Gobernador Costa an, einem Ort mitten im Nirgendwo an der Ruta 40, wo man sich fragt wieso es hier ein Dorf gibt. Wir hatten eine festliche Pizza mit zwei Bier - uns war überhaupt nicht nach Weihnachten....

Auf der Weiterfahrt mussten wir uns alle 45 Minuten abwechseln beim Fahren, da dies auf der schnuurgeraden Strasse extrem einschläfernd wirkt. Ich begann die Minuten zu zählen wie lange es dauert wenn man ein Fahrzeug am Horizont erblickte bis man dieses kreuzte.... einige dauerten bis zu drei Minuten. Anfühlen tut sich dies jedoch wie eine kleine Ewigkeit.


Als Abwechslung hatten wir noch einen Sandsturm der uns über einige Kilometer begleitete. Der Sand prasselte nur so auf unser kleines Truckli und wir waren froh nicht mit dem Motorrad unterwegs zu sein.

Im nächsten Ort war dann die Turisteninfo geschlossen, es verwunderte mich dass es in diesem verlassenen Ort überhaupt eine hatte. Aber es war ja Weihnachtstag. Wir machten uns direkt Richtung Bosque Petrificado (versteinerter Wald) auf um in der nähe zu übernachten. Zu unserer Verwunderung hatte der Park geöffnet und der Eintritt war immer noch kostenlos - tatsächlich das gibt es noch!
Wir liefen einen Rundweg von ca. 2km ab wo auf Tafeln die Informationen sogar auf Englisch übersetzt wurden (jedoch nur etwa die Hälfte....)
Dies ist ein versteinerter Wald wo über 65Mio alte Baumstämme liegen. Vielleicht waren das ja Weihnachtsbäume?? Es ist beeindruckend wie aus einem Baum ein Stein werden kann - irgendwie versteh ich das jetzt noch nicht. Auf jedenfall sind die Steine absolut schön mit ihrem Holzmuster - 100% Natur!

Mittlerweile gibt es viel weniger Zäune die uns das finden vom Nachtlager erschweren. Hier in Patagonien gilt es einen windgeschützten Platz zu finden, was sich teilweise beim wechselnden Wind als echte Herausforderung entwickelt. So wählten wir eine etwas versenkte Kiesgrube. Als Resultat hatten wir das Auto voll mit feinem Sand welcher uns der noch schwache Wind ins Auto bliess. In der Nacht regnete es, durch das Trommeln auf unser Autodach wird man schnell mal wach. Ich hatte angst, dass sich irgendwelche Wasserpfützten bildeten und wir am Morgen nicht mehr aus der Kiesgrube rauskommen. Zum Glück lief das Wasser im Kies ab und es hörte auch schon bald auf zu regnen. Am nächsten Tag wurden wir auf den ersten 70km mal richtig wach gerüttelt von einer nicht endenwollenden Schotterpiste, sodass man schon fast Mitleid hat mit unserem alles andere als geländegängigen Truckli!

In Perito Moreno füllten wir erst mal unsere Vorräte bevor wir uns an der Tankstelle noch eine Dusche gönnten - ja mittlerweile haben wir richtig gefallen gefunden vom wild campieren. An unserem nächtlichen Rastplatz besuchte uns ein Stinktier, dies hatte seine Höle unter dem danebenliegenden Haus der Strassenbauer.
Am Morgen gings direkt zur Cueva de los Manos (Höhle der Hände). Schön malerisch gelegen an den steilen Klippen, neben einem grünen Tal. Es sind diverse Hände, vorallem linke, abgebildet, hinzu kommen noch Jagdszenen mit Guanacos (eine art wilde Lamas). Die Felsmalereien wurden von einer heute nicht mehr existierenden Kultur erstellt, welche hier vor ca. 9000 Jahren lebten. Von den Cuevas de los Manos folgten wir der Schotterpiste bis zu einem kleinen Weiler an der Ruta 40.
Hier standen einige wenige Häuser im Quadrat angeordnet, die Stadt schien verlassen zu sein, einzig an der Freilufttankstelle fand man einen Einheimischen. Der Benzinpreis lässt einen spühren, dass die nächste Tankstelle 300km entfernt liegt.
Gegen den patagonischen Winden kämpften wir uns weiter Richtung Süden, die Motorradfahrer kamen uns mit guter Schräglage entgegen um den Seitenwinden entgegen zu wirken. Wirklich leid taten uns aber die Fahrradfahrer welche hier unterwegs waren, diese wurden teilweise quer über die Strasse gewindet was bei dem Verkehr hier nicht ganz ungefährlich ist.

Wir fanden einmal mehr einen netten Standplatz leicht abseits der Hauptstrasse nahe einem See. Wie so oft kommt während dem Abendessen zubereiten oder Essen immer mal wieder ein wildes Tier vorbei. Diesmal war es ein Fuchs (sind hier sehr scheue Tiere). Er fand unseren schimmligen Rahm welchen wir in die Wiese gekippt hatten. Während er es sich schmecken liess, machte sich Katja sorgen dass er jetzt wegen uns Durchfall kriegen würde.... aber ihre Feuchttücher wollte sie trotzdem nicht teilen :-) Der Fuchs legte sich danach ganz in der Nähe gemütlich hin und tat das was wir auch taten, die Abendsonne geniessen!


Dieser Abschnitt war bis jetzt der einzige auf der Ruta 40 welcher nicht asphaltiert ist. Einzelne Abschnitte schienen eine echte Schlammpiste zu sein wenn es hier regnet. Wir haben später auch erfahren dass hier Campertruks, Lastwagen aus dem Sumpf gezogen hätten, sie haben auch gemeint dass mit einem PW diese Stellen nur sehr schwer zu passieren wären wenn es regnet. Oups - wir müssen hier wieder zurück!!

Ich schreibe hier oft von der Ruta 40 daher vielleicht auch mal noch ein paar zusätzliche Infos dazu. Dies ist wahrsscheinlich eine der längsten Strassen in Argentinien mit seinen 5200km. Sie beginnt irgendwo im Norden an der Bolivianischen Grenze und folgt entlang den Anden bis nach Rio Gallegos der letzte grössere Ort auf dem Festland im Süden. Auch wenn die Ruta 40 teilweise langweilig wirkt, so bleibt uns keine andere Wahl, ausser wir wollen Schotterpiste fahren - und soviel Zeit (und Ersatzreifen) haben wir auch nicht. So wird sich unsere Reise auf argentinischem Boden oft auf der Ruta 40 abspielen.

Wir machten wiedermal etwas Reiseplanung und beschlossen Silvester in El Calafate zu verbringen. So fuhren wir bereits einige Tage vorher dahin um auf einem Campingplatz zu übernachten und einen Platz für Silvester zu reservieren. Da aber die ganze Zeit niemand auftauchte, übernachteten wir gratis und machten uns in der Früh aus dem Staub...
Hauptgrund um nach Calafate zu kommen ist der Perito Moreno Gletscher (hat nichts mit dem Dorf Perito Moreno zu tun). Dieser Gletscher ist einer der wenigen, wachsenden Gletscher weltweit und bewegt sich 2m pro Tag nach vorne. Das heisst es bricht im Durchschnitt jeden Tag auf einer Breite von 5km, 2m Eis ab bei einer Eishöhe von 40-70m.

Leider erwischten wir einen ziemlich miesen Tag und da das Ticket (30 Stutz) nur einen Tag gültig ist, kann man auch nicht einfach so zurückkommen. Ich fand das so faszinierend stundenlang auf den Gletscher zu starren und zu versuchen die Abbrüche zu erahnen. Katja frohr sich die Seele aus dem Leib - für mich! Wir standen da mit unseren Jacken von der Antarktisexpedition gewappnet für Wind und Regen. Ein Knacken hier ein Krachen da und plötzlich donnert es irgendwo anders, die Geräusche fuhren einem teilweise richtig durch Mark und Bein. Die Tatsache dass der Schall etwas Zeit braucht merkt man hier extrem gut, oft ist das Eis schon im Wasser verschwunden bis das Tosen die eigenen Ohren erreicht. So galt es zu lernen wo wann etwas abbrechen könnte. Schon fast auf dem Rückweg sahen wir dann einen risigen Abbruch und konnten den sogar noch photografisch festhalten. Der Abbruch wurde von einem gewaltigen Donner begleitet und von einer ca. 2-3m hohen Flutwelle. Solche Dinge kann man schwer beschreiben, einfach nur Gänsehaut und atemberaubend.


Vom mitlerweile fast leeren Parkplatz fuhren wir wieder weg vom Park zu unserem nächsten Ziel. Mit einer kleinen Wanderung wollten wir unser Wanderjahr abschliessen zu einem 1300m "Gipfel". Nach dem Tag am Gletscher wollten wir für jedes Wetter gerüstet sein. Die Wanderung schien kein Ende zu nehmen und als wir dachten fast oben zu sein, zeigte sich nochmals ein steiler, sandiger Anstieg. Ich fragte mich oft wie wir auf den 6000er gekommen sind wenn wir bei solch einfachen Wanderungen so ins Schwitzen geraten. Auf dem Weg nach oben zeigte sich der Perito Moreno Gletscher stets am Horizont, leider konnten wir die torres del Paine von Chile nicht erspähen, da diese in den Wolken lagen.


Für uns galt es auch schon unsere Rückreise zu planen, da ja die Flüge nicht günstiger werden....
So werden wir am 23. Februar wieder in der Schweiz sein, nach einem Abstecher an den Carneval in Salvador und Lissabon. Bis dahin versorgen wir Euch aber noch mit
Reisestories :-)

Wir verbringen gerade die letzten Stunden in einem für uns sehr aufregenden 2017.
Wir wünschen Euch einen guten Rutsch und einen guten Start ins Neue Jahr.

liebe Neujahrsgrüsse
Katja und Silvan

Fotos


Wir haben auf Polarstep unsere Reise auch als Route erfasst. Wenn wir GPS Signal haben, kann man sehen wo wir uns gerade rumtreiben. Von unseren Orten laden wir auch Fotos hoch. Auch für uns eine gute Arte die Reise festzuhalten.
Den Tipp haben wir von anderen Reisenden bekommen, daher haben wir erst jetzt damit angefangen.

Link Polarstep

Samstag, 16. Dezember 2017

unterwegs mit dem eigenen "Camper"

Wir haben uns nach unserer Antarktistour noch 2 Tage in Ushuaia aufgehalten, ein kleines Museum besucht und Schiffsbekanntschaften getroffen, die ebenfalls noch in Ushuaia geblieben sind. Unseren Reiseflash haben wir inzwischen überwunden und neue Pläne geschmiedet.

Von Ushuaia ging es über Punta Arenas zurück nach Santiago. In Punta Arenas übernachteten wir nochmal in dem Hostel, wo wir vor der Antarktistour schon waren. Es ist immer wieder schön, an einen bekannten Ort zurück zu kehren, wo man herzlich empfangen wird. So lauschte Eduardo, der Eigentümer, gespannt unserem Bericht über den 7. Kontinent.

In Santiago sind wir mittlerweile schon zum 3. Mal angekommen. Diesmal widmeten wir der Stadt einen Tag, schlenderten durch die Strassen und besichtigten das ehemalige Wohnhaus von Chiles bekanntestem Dichter - Pablo Neruda. Hier erfuhren wir auch, welchen Einfluss der Dichter auch politisch für Chile hatte. Besonders an Nerudas Häusern ist sein eigenwilligier und detailverliebter Stil. Jeder Raum ist speziell eingerichtet und mit gesammelten Gegenständen von seinen Reisen dekoriert. Alles ist aufeinander abgestimmt, hat eine spezielle Bedeutung ohne pompös zu wirken.

Am schönsten fanden wir das Studentenviertel in Santiago mit seinen Bars, Restaurants und Strassenmusik hier und da. 2 Tage verbrachten wir noch in Valparaiso - eine Stadt westlich von Santiago, welche nur 1,5 Stunden Busfahrt von Santiago entfernt liegt. Valparaiso war früher eine der wichtigsten Hafenstädte Südamerikas. Heute werden nur noch wenige Waren dort importiert und noch viel weniger exportiert. Der historische Altstadtkern liegt auf verschiedenen Hügeln, die über verschiedene kurze Standseilbahnen erreichbar sind. Die Standseilbahnen sind zum Teil schon über 100 Jahre alt und wurden in der Anfangszeit über Dampfmaschinen betrieben. Noch nie gab es einen Unfall versicherte uns der Stadtführer. Die Stadtführung dauerte ca. 3 Stunden und war sehr informativ. So erfuhren wir etwas über die deutschen und kroatischen Einwanderer, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben.


Einige Gebäude und speziell eine Kirche wurden mit alten Schiffsbalken gebaut. Für das Dach der Kirche wurde ein umgedrehter Schiffsrumpf verwendet und das Kreuz auf dem Dach war früher das Steuerrad des Schiffes. Übernachtet haben wir in einem "Bed and Breakfast" mit einem sehr netten Eigentümer und einer tollen Aussicht auf die Bucht von Valparaiso.


Das Haus ist schon über 100jährig und Badezimmer und Küche wahrscheinlich noch halb original, was für ein besonderes Flair sorgte. Inzwischen kochen wir auch relativ viel, da die Restaurants in Chile doch ziemlich teuer sind, verglichen mit den bisher bereisten Ländern. Vielen Reisenden geht es ähnlich, so sind die Küchen in den chilenischen Hostels auch viel besser ausgestattet als wir das sonst gewohnt waren. Zudem gibt es beispielsweise Salz und Öl sowie Tee und Kaffee zur freien Verfügung. Und irgendwie ist es auch gemütlich, abends nicht mehr raus zu müssen. 

Von Valparaiso ging es dann wieder zurück nach Santiago, diesmal nur, um den "Camper" abzuholen, den wir für die nächsten und auch letzten 2 Monate gemietet haben. Für uns eröffnet sich so ein ganz neues Reisen. Wir sind unabhängig von Busverbindungen, können hinfahren, wo wir wollen und halten wo wir wollen. Zudem ist in Chile und Argentinien wild campen erlaubt. Unser "Camper" ist ein 1,2 Liter Chevrolet Büslein (Truckli). Es ist also ein "gemütliches" Fahren und an den Bergen hat er ganz schön zu kämpfen.


Hinter der Fahrerkabine haben wir eine Sitzgelegenheit mit Tisch für schlechtes Wetter. Bisher, d.h. in den letzten 1,5 Wochen haben wir den aber nur einmal benötigt. Sonst ist der Tisch demontiert und dient als Unterlage fürs Bett. Im Gepäckraum haben wir eine kleine Küche mit Abwaschbecken und Stauraum für Wasser, Esswaren, Geschirr, Stühle, Tisch und Gaskocher. Somit haben wir alles dabei, was wir brauchen. Von Santiago aus ging es Richtung Süden, wobei wir am ersten Tag erstmal viel Zeit in einer Shoppingmall verbrachten, um uns mit allem einzudecken, was wir so benötigten, unter anderem Bettwäsche, Gasflaschen, Wasser, Lebensmittel usw...

Übernachtet haben wir auf einem Campingplatz, der zwar offen stand, aber eigentlich geschlossen war - idyllisch mit einem See, Kühen, die vorbei schauten und Pferden, die von den ortsansässigen Cablleros eingetrieben wurden. Unser nächstes Ziel war der Nationalpark "Siete Tazas" (7 Tassen). Hier fanden wir einen wunderschönen Zeltplatz, der liebevoll von einem Spanier mit deutschen, adligen Wurzeln geführt wird. Wettertechnisch hätten wir keinen besseren Start haben können mit unserem Camper, es ist sonnig und tagsüber sogar recht heiss. So lud der Fluss hinter unserem Stellplatz zu einem sehr erfrischenden Bad ein.

Im Nationalpark machten wir eine kleine gemütliche Wanderung und besuchten die verschiedenen Wasserfälle dort. Der schönste Wasserfall ist auch der, der dem Park seinen Namen gab, denn er besteht aus 7 Becken.


Weiter ging es zum Nationalpark Lirquay.Um zum Campingplatz zu gelangen, mussten wir erstmal die Aufseherin am Eingang überzeugen, dass wir die steile Schotterstrasse, die sonst nur für 4x4 Fahrzeuge zugelassen ist, mit unserem kleinen Vehicolo versuchen wollen, zu bezwingen. Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen, hatten nur in einem Blog gelesen, dass es jemand mit seinem 2WD geschafft hat. Sie wusste, dass wenden nicht möglich ist, wenn man es nicht schafft. Silvan wollte es versuchen und so liess sie uns dann doch passieren.

Ich weiss nicht wie, aber Silvan schaffte es durch die tiefen Löcher und über die grossen Steine der ziemlich steilen Strasse. Am oberen Parkeingang staunten die Ranger nicht schlecht, als sie sahen, mit was für einem Auto wir da anrollten. Zugegeben, ich war auf dem Beifahrersitz ziemlich verkrampft und hab wahrscheinlich während der ganzen Fahrt kaum einen Atemzug getan. Dass wir auf dem Campingplatz bleiben konnten, war genial, denn all die Wanderwege starten von dort. Wir nahmen uns den 9-stündigen Rundwanderweg "Enladrillado" vor, der im Reiseführer als einer der Schönsten in Chile beschrieben ist. Dafür standen wir 6:30 Uhr auf.

Der Weg führt anfangs durch einen Wald, wo eine riesige Spinne unseren Weg kreuzte und viele Spechte zu hören und einige auch zu beobachten waren.


Der Wanderweg führte auf ein grosses Plateau bzw. Ebene auf 2400 Meter. Das Plateau an sich war landschaftlich schon sehr schön, die Aussicht von da auf die verschneiten Anden wie im Bilderbuch. Mit dem Ausblick vor uns machten wir Mittagspause. Der Rückweg führte uns über einige noch vorhandene Schneefelder, vorbei an einer Lagune wieder durch den Wald zurück zum Campingplatz. Ob es Chiles schönster Wanderweg ist, mag ich nicht beurteilen, aber schön war er auf jeden Fall! Auf dem Weg nach Pucon nahmen wir noch den Wasserfall "Salto del Laja" mit. Der wird auch als Mini-Iguazu Fall bezeichnet und war überfüllt mit einheimischen Sonntagsausflüglern.

Campiert haben wir wild auf einem Feld, wo der Zaun geöffnet war. Wild Campen ist zwar erlaubt, aber die Grundstücke sind hier immer eingezäunt. Es scheint so, dass der ganze hier abgeholzte Wald für Zaunpfähle draufging. Diese wurden teils im Abstand von weniger als einem Meter gesetzt und dies bei mehreren tausend Kilometer Zäunen...Im Gebiet wohnen noch viele Leute der Mapuche-Kultur. Die waren aus dem Häuschen, als sie uns Gringos entdeckten. Die ersten die vorbei kamen, fragten wir, wem das Land gehört und bei wem wir die Erlaubnis einholen müssten, ob wir da bleiben dürfen. Sie gaben Auskunft und Silvan machte sich auf den Weg, um beim Eigentümer die Erlaubnis einzuholen. Nachher kamen noch 3 verschiedene Grüppchen vorbei und jeder bahauptete, der Eigentümer zu sein. Letztendlich konnten wir problemlos bleiben. Die Leute waren neugierig und wollten wissen, wer wir sind und was wir da machen und was das für ein komisch bemaltes Auto ist. Hier war es wieder genial, dass Silvan Spanisch spricht und so die Lokalbevölkerung aufklären konnte. Die waren wiederum glücklich, etwas über uns erfahren zu können.

Von Pucon aus wollten wir eigentlich eine Tour auf den Vulkan Villarica machen. Besonders an dem Vulkan ist, dass er noch raucht und man die kochende Lava sieht, wenn man von oben hinein schaut. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die nächsten Tage war es neblig und regnerisch, was einen Aufstieg unmöglich machte. Ich wollte unbedingt noch Andentannen (Araukarien) sehen, weil diese Bäume sehr hoch wachsen und sehr alt werden. Leider sind sie wegen der Abholzung in früheren Jahren vom Aussterben bedroht und nur noch an wenigen Stellen zu sehen.

In der Nähe von Pucon gibt es einen Nationalpark, der von Privatleuten gegründet wurde, indem sie das Land kauften und so vor der Abholzung schützten. Die Wanderung vom Nationalparkeingang bis zu den ersten Andentannen führt 3 Stunden durch steilen Wald. Die Bäume sind ganz spezielle Nadelbäume. Sie wachsen 3 cm pro Jahr und die ältesten Exemplare, die im Wald zu sehen sind, sind 1500 jährig. Wir waren sehr beeindruckt von der Landschaft und den Bäumen. Der Wald wirkte nahezu mystisch. Nach ziemlich genau 6 Stunden Wanderung gönnten wir unseren müden Muskeln eine Entspannung in den nahegelegenen heissen Quellen. Verschiedene aus Natursteinen gebaute Becken hatten Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad - eine Wohltat, die wir sehr genossen.

In Weihnachtsstimmung sind wir noch nicht wirklich, aber in den Supermärkten werden die ganze Zeit Weihnachtslieder gespielt, zum Teil sogar auf deutsch. Das wirkt irgendwie komisch. Wir wünschen allen eine wunderschöne und besinnliche Weihnachtszeit!

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

Fotos

Fotos vom Andentannenwald gibt es beim naechsten Mal - die Bilder muessen wir noch von der Kamera uebertragen.