Donnerstag, 30. November 2017

Der 7. Kontinent

Wir haben für dieses Highlight unserer Reise - die Antarktis - einiges in Kauf genommen.
So flogen wir von Santiago nach Punta Arenas mit dem billigsten Flug den wir kriegen konnten. Um Geld zu sparen, packten wir alles in einen Rucksack, dass wir nur ein Gepäckstück zum Einchecken bezahlen mussten. Das erforderte ganz schön Packkunst. Auf dem Flug gab es dann auch weder was zu trinken noch was zu essen. In Punta Arenas hatten wir noch einen Tag zum Herumstreunen, da der Bus nach Ushuaia erst am nächsten Morgen früh losfuhr. Ich verbrachte den Tag mit der Suche nach einer günstigen Wäscherei, schlussendlich war ich froh überhaupt irgendeine gefunden zu haben. Dies sind unsere alltäglichen Dinge, die auch zum Reisen gehören, damit alles bereit ist für das nächste Abenteuer.

Von Punta Arenas ging es durch das ewig scheinende Ödland bis zur Magellanstrasse, welche wir in der Autofähre überquerten.

                                        Fähre über die Magellanstrasse

Im Ödland leben mehrheitlich Schafe oder wilde Guanacos (eine Art wilde Lamas). Auch ein Gürteltier konnten wir vom Bus aus ausmachen. Über die Schotterstrassen von Terra del Fuego (Feuerland) ging es zum argentinischen Grenzübergang. Den Namen Terra del Fuego gab der portugiesische Seefahrer Fernando Magellan dieser Region, da die Urvölker (welche nur spärlich bekleidet waren) sich an den immer brennenden Feuern wärmten. So verwandelte sich das Land in ein Meer von brennenden Feuern.
Auf der argentinischen Seite  erhoben sich langsam die letzten Berge der Anden, welche hier nur noch einige hundert Meter hoch sind. Die Gegend wurde rauher und wilder, bis wir nach langer Fahrt in Ushuaia ankamen - wie hier liebevoll genannt "am Ende der Welt".
Am Ende der Welt, für uns war hier jedoch noch nicht Schluss

Wir verharrten noch die letzte Nacht, bevor wir am nächsten Nachmittag zum Treffpunkt und Boarding von unserem Schiff gingen.
Ein Schiff welches im Sommer renoviert wurde und Platz für 130 Passagiere bietet.
Da das Angebot für die Dreierkabinen pro Person 1500 USD günstiger war, teilten wir uns jeweils mit zwei anderen Passagieren die Kabine (Männer \ Frauen Kabinen).
Ich landete auf dem oberen Bett, da ich dies Helmut (ein 71jähriger, ausgewanderter Österreicher, welcher in Vancouver lebt) und Erik (ein 2m Holländer) nicht zumuten konnte.
Beim Willkommensmeeting teilte uns Hadleigh (unser Tourleader), um den heissen Brei redend mit, dass das Boot mit einem Tag Verspätung auslaufen würde, da ein Motorersatzteil aufgrund eines Flugstreicks nicht zeitgerecht eingetroffen sei! Wir alle hatten uns gefreut endlich los zu fahren.... und dann dies! Die Enttäuschung war allen ins Gesicht geschrieben, dennoch war die Stimmung beim Abendessen einigermassen gut.

Den nächsten Tag organisierte die Crew ein Alternivprogramm in die Umgebung von Ushuaia mit für die Region typischem Barbecue.

                                        vegetarische Schafe für Katja

Mit einem Tag Verspätung gings dann Richtung Falkland los. Die zwei Tage auf See wurden mit diversen Präsentationen über Geschichte, Geologie, Tiere und so weiter intressant gestaltet. Unsere Guides waren alle in ihren Fachgebieten Spezialisten. So wurden wir mit sämtichen Fachvorträgen bestens auf unsere "Landungen" vorbereitet.
                                        Ich muss dir was flüstern.....

Wir sind soeben von unserm 18tägigen Trip zurückgekommen und es fehlen mir immernoch die Worte, unsere Erlebnisse ensprechend auszudrücken. Es ist eine völlig fremde, rauhe und unbekannte Welt wo wir eingetaucht sind, zumal wir uns vorher nicht wirklich damit befasst haben.

Ähnlich wie wir dies in Galapagos gesehen haben, kommt man extrem nahe an die Tiere heran. In den Kolonien, in welchen man als Besucher völlig untergeht, merkt man dass man nur ein ganz kleiner Punkt in der Menge von Tieren ist und mit seiner gelben Jacke wie ein exotischer Pinguin wirkt...


Die Landungen waren nur möglich, wenn der Wind und die Wellen mitspielten. Die Crew musste dies vorab immer prüfen. Die Auswahl der Landeplätze war daher auch immer abhängig vom Wetter.  Es wurden immer 10 Leute mit dem Schlauchboot vom Cruiseschiff an Land gebracht. An Land erhielten wir eine kurze Info, wo man was sieht und auf was man achten soll. Der Weg wurde mit Fahnen ausgesteckt und so konnte jeder sein Tempo gehen und die Zeit an den für ihn interessanten Orten verbringen.

                                        Rockhopper Pinguine am Brüten

In den Falkland Inseln haben wir einige verschiedene Stops eingelegt, wobei vor allem die nistenden Albatrosse bestaunt werden konnten. Einige dieser Arten erreichen eine Spannweite von über 3m. Beim bestaunen ihrer Flugkünste über dem Wasser nimmt man ihre Grösse gar nicht wahr, wenn diese Riesen jedoch dann über unseren Köpfen im Landeanflug waren, erschrickt man über deren Grösse.
Bei den Landungen wurden auch immer Gehstöcke empfohlen, um sich neugierige Seelöwen vom Hals zu halten, da diese durchaus gefährlich werden können.

                                        Ich will ja nur spielen....

Nach drei Tagen ging es weiter nach Süd Georgien - ja richtig gelesen! Dies ist eine Inselkette weitere zwei Schiffstage östlich. Süd Georgien liegt geologisch gesehen bereits in der Antarktis, obwohl sich dies mit der nördlichen Hemisphäre etwa mit Kiel in Norddeutschland vergleichen lässt.
Wir waren auch noch weit vom Polarkreis entfernt, geologisch jedoch wird dies an der Wassertemperatur gemessen, welche innerhalb von wenigen Kilometern von 5 Grad auf etwa 1 Grad fällt. Das wird dann als Grenze vom Polarmeer bezeichnet.
Kurz darauf haben wir auch die ersten Wale gesehen. Ausser einer wirklich nahen Begegnung, wo 2 Wale direkt vor dem Bug auftauchten, hatten wir ansonsten nur immer die Ausblasfontänen erspähen können und vielleicht noch ein bisschen Rückenflosse. Das reichte für unsere erfahrenen Guides aber aus, um die Art des Wales zu bestimmen.

Während der Fahrt wurde das Wetter immer etwas harscher, spätestens vor der nächsten Landung hatten wir jedoch wieder perfektes Wetter. Scheinbar eine Seltenheit in dieser Region!
In Süd Georgien befinden sich, mit bis zu 600'000 Tieren, einige der grössten Pinguinkolonien der Antarktis. Es ist absolut fanszinierend diesen trolligen kleinen Pinguinen zuzuschauen, welche mit ihren kleinen Füssen versuchen über die Steine und Absätze zu laufen bzw. hoppsen. So könnte man stundenlang zuschauen wie die süssen Geschöpfe ihren Alltag bewältigen und sich dabei auch immer mal wieder gegenseitig an den Federn reissen, wenn einer zu nahe kommt.

                                        Katja und ihre neugierigen King Pinguine

Von Süd Georgien gings dann zwei weitere Bootstage zur nördlichen Halbinsel der Antarktis. Das Meer wurde rauher und man musste sich gut festhalten wenn man auf dem Schiff unterwegs war. Die Crew versicherte uns aber, dass wir Wetterglück hätten und die 4m Wellen noch relativ ruhig seien.

Auf dem Weg zur effektiven Antarktis begegneten wir unserem ersten Eisberg.  Ein Eisstück gilt als Eisberg, wenn dieses grösser als 1000m2 ist (bin nicht ganz sicher) und mehr als 5m aus dem Wasser ragt. Vor der Losfahrt mussten wir unsere Tips abgeben, wann der Captain den ersten Eisberg sichten wird. Am nächten Morgen um 10:30 sahen wir unseren ersten Eisberg und Katja lag mit 23 Minuten Differenz am nächsten!!
Einige Stunden später fuhren wir am Eisberg B-15T vorbei. Dieses 20. Bruchstück war 52km lang, 13km breit und ragte geschätzte 20m aus dem Wasser. Die Gesamthöhe beträgt ca. 300 Meter. Hadleigh hatte diesen Eisberg über aktuelle Satellitenbilder ausfindig machen können und da er nicht soo weit von unserem Kurs weg war, konnte er den Captain überzeugen, einen kleinen Umweg zu fahren. Der Mutter-Eisberg ist im Jahr 2000 in der Südantarktis abgebrochen (B15 war ca. 270 x 40 km gross, etwa ein viertel der Fläche der Schweiz) und in den letzten 17 Jahren um die halbe Antarktis gespühlt worden. Für uns fühlte sich das eher an, wie an einer riesigen Insel vorbeizufahren.                                      
                 Eindrücklich wenn man denkt, das die anderen 3/4 unter wasser sind

Am Nachmittag versuchten wir auf Elefant Island, am Punkt "Wild" zu landen - glaube die einzige Landung welche aufgrund vom Wetter nicht möglich war.
Dies war einst der Punkt, von wo aus Shakleton nach seinem Schiffbruch mit dem Rettunsboot losfuhr Richtung Süd Georgien. Eine völlig harsche Gegend und dem Wetter komplett ausgesetzt. Hier hatten die zurückgebliebenen Männer 100 Tage ausgeharrt. Wir standen mit unseren Polarjacken gut eingepackt auf den äusseren Decks und waren froh, nach wenigen Minuten wieder das Warme aufsuchen zu können. Wir haben die Story von Shakleton immer wieder gehört, für diejenigen, welche das interessiert können das ja mal googeln (Ernest Shakleton, Endurance Expedition und der Idee die Antarktis zu durchqueren)

                               An dem Strand haben die Seeleute 100 Tage durchgehalten

Am nächsten Tag setzten wir zum ersten Mal unsere Füsse auf den 7.Kontinent.

In der Antarktis selbst sahen wir nicht so viele Tiere, jedoch umso mehr Eis. Schon bald nach unserer Landung sassen wir inmitten vom Packeis fest. Wir feierten bei Musik auf dem offenen Deck bei ca. null Grad unsere Antarktika Ankunft. Nach dem Sonnenuntergang blieb der Himmel über drei Stunden rot gefärbt, bevor die Sonne wieder aufging. Völlig speziell, mittlerweile im Eis komplett eingefroren, fernab von jeglicher Zivilisation und in absoluter Ruhe umgeben von purer Natur welche im dicken Winterkleid daher kam.

                                        Packeis bei Abendstimmung                                        

Ich war froh, dass unser Boot am Morgen wieder aus dem Eis befreit war.
Am nächsten Tag gab es noch eine Schlauchbootstour durch das Packeis und entlang der Eisberge. Immer wieder sah man Pinguine auf den einzelnen Eisschollen, leider haben wir hier keinen Seeleoparden gesehen.
Das Mittagessen musste erst mit einem Sprung ins Polarwasser verdient werden. Bei -1.5 Grad ist nicht gross mit plantschen....!!!

                                                         brrrrrrrrrrrr......                                              

Auf dem Rückweg besuchten wir noch die Inseln von Süd Schettland. Hier bekamen wir zum ersten mal das garstige Wetter in Form von einem Schneesturm zu spüren.

                                        Unser Schiff im Schneetreiben

Mit voller Kamera und dem Nachttisch voller Seekranktabletten gings zurück nach Ushuaia. Leider mussten wir die scheinbar schlimmste Seepassage, Drake Passage, noch queren. Laut Angaben von Hadleigh haben die letzten Tage einige Schiffe Verspätung oder die Reise gar abgewartet. So kamen wir mit den 8m Wellen noch gut weg! Da Katja sich im falschen Moment aufs WC aufmachte, muss sie jetzt ihre blauen Flecken noch verheilen lassen!! *autsch*

Nun sitzen wir in Ushuaia und verdauen unsere Eindrücke erstmals. Wir erfahren quasi das erste Mal so etwas wie ein Reise Burn-Out. Vielleicht legt sich das wieder, aber momentan haben wir gerade keinen Bock irgendwie weiter zu reisen...

Voll mit Eindrücken jedoch ohne Reiseplan
grüssen Katja und Silvan

Bilder

Dienstag, 7. November 2017

leicht holpriger Start in Chile

Als wir nach unserer Salar de Uyuni Tour in San Pedro de Atacama ankamen, mussten wir feststellen, dass den Chilenen gerade ein langes Wochenende bevorsteht und daher alle Unterkünfte ausgebucht waren. Nicht mal im Internet war mehr etwas zu finden. So fragten wir herum und fanden ein Hostel, wo sich das Personal ins Zeug legte, eine Lösung für uns zu finden und als auch die nichts für uns fanden, bot uns der Hostelbetreiber sein Zimmer an. Innerhalb von einer halben Stunde wurde Putzpersonal aufgeboten, das Zimmer geräumt und für uns parat gemacht. Das war unglaublich nett. Auch sonst war das Hostel ein schöner Ort, um zu verweilen und bisschen auszuruhen.


Wir blieben dann auch 4 Tage in San Pedro - mehr oder weniger gezwungener Massen, da die Tour zum Sterne beobachten auch schon für die nächsten Tage ausgebucht war und die Auto- bzw. Campervermietung über das lange Wochenende nicht erreichbar war. So entspannten wir ein bisschen, unternahmen eine Tour ins Valle de la Luna und zu den Geysiren in der Nähe. Das Valle de la Luna beeindruckte uns landschaftlich sehr.


Die Geysir-Tour hingegen war eher etwas enttäuschend, nachdem wir bereits die Geysire auf der Uyuni Tour gesehen hatten. Vielleicht stumpft man auch ein bisschen ab nach einer so langen Reise mit so vielen fantastischen Eindrücken. Wie so oft packen die Touranbieter in eine Tour neben der Hauptattraktion noch so viele andere Sachen, dass die Hauptattraktion fast zur Nebensache wird und auch ein bisschen untergeht.



Nach 4 Tagen Wartezeit konnten wir dann auch den Sternenhimmel durch verschiedenste grosse Teleskope beobachten. Das war der eigentliche Grund für unseren Besuch in San Pedro de Atacama. Die Atacama-Wüste ist einer der trockensten Orte auf der Erde überhaupt und es gibt ca. 300 Tage im Jahr wolkenfreien Himmel. Daher gibt es hier auch die höchste Dichte an Observatorien (Sternwarten). Wir sahen Saturn mit seinen Ringen, den Mond mit seinen vielen vielen Kratern, Sternennebel und Sternschnuppen. Das war schon Klasse!



Am Montag nach dem langen Wochenende reisten wir weiter nach Calama, in der Hoffnung, endlich Rückmeldung zu erhalten, ob es klappt, einen Camper zu mieten. Zwischenzeitlich ergab sich auch noch ein gutes Last Minute Angebot für eine 3wöchige Antarktiskreuzfahrt, für das wir uns relativ schnell entscheiden mussten. Um so mehr drängte die Rückmeldung, ob es mit dem Camper klappt oder nicht... Die Zeit war etwas aufregend und forderte uns ganz schön Nerven. In Calama selbst wollten wir am Dienstag noch die grösste Kupfermine der Welt besichtigen - ein riesiger Tagebau. Doch auch hier war die Tour bis zu 7 Tage im Voraus ausgebucht. Sonst konnten wir immer ganz spontan alles organisieren, was wir vor hatten. In Chile lernten wir, dass wir vorher reservieren müssen...

Für die Minentour liessen wir uns auf die Warteliste setzen. Wir hatten Glück, dass einige Leute, die reserviert hatten, nicht erschienen sind. So konnten wir doch noch mit auf die Tour. Wir besichtigten eine seit 2007 verlassene Minen- bzw. Geisterstadt.
Die 25000 Leute wurden 2007 aufgrund einer scheinbaren Gesetzesänderung umgesiedelt. Das Gesetz besagt, dass niemand so nah an einer Industriezone leben darf, weil es gesundheitsschädlich ist. In Wirklichkeit hat man es aber vermutlich auf die Kupferreserven unter der Stadt abgesehen ...

Die Kupfermine selber ist ein riesiger Tagebau - ca. 1200 Meter tief, 3000 Meter breit und 4300 Meter lang. Genauso beeindruckend wie das riesige Loch waren die Minentrucks, die die Steine aus dem Tagebau schaffen. Die Trucks sind 9 Meter hoch und haben einen Raddurchmesser von 4 Meter. Das Tankvolumen beträgt 5000 Liter Diesel von denen 3 Liter pro Minute verbraucht werden. Der Truck hat mehr als 3000 PS und kann bis zu 400 Tonnen Kupfererz laden. Es ist sehr beeindruckend, wenn diese riesigen Giganten an einem vorbei fahren.


Dienstagmittag konnten wir immernoch keine Zusage für den Camper erhalten, daher entschieden wir uns, das Last Minute Angebot für die Antarktiskreuzfahrt zu buchen, bevor auch das weg ist. Nun blieben uns noch 9 Tage bis wir in See stechen. Plan B war daher, es mit einem Mietwagen in Calama am Flugfhafen zu versuchen, um damit die Region bis Santiago de Chile zu erkunden. Doch da war kein einziges Auto mehr verfügbar. So machten wir einen Plan C und flogen noch am Abend spontan nach Santiago. Dort konnten wir noch in der Nacht unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Wir suchten auf Maps.me ein paar Unterkünfte heraus und los gings. Ab jetzt lief wieder alles wie am Schnürchen. Die erste Unterkunft, die wir ansteuerten, war eine kleine Perle - eine Art Homestay mit so netten Gastgebern, bei denen wir uns wie zu Hause fühlen konnten. Was für ein schönes Gefühl, abends um 11 nach so einem verrückten Tag!

Mit dem Mietwagen erkundeten wir den Norden zwischen Santiago de Chile und La Serena. Auch in La Serena hatten wir wieder unglaubliches Glück mit unserer Unterkunft - ein Bed and Breakfast mit sehr herzlichen Gastgebern, die uns Tips für Ausflüge gaben und bei denen wir 2 Tage blieben. Von La Serena aus machten wir einen Tagesausflug nach Vicuña, wo wir eine Bierbrauerei, ein Pisco-Weingut und ein Weingut besuchten. Wir bekamen vom Anbau des Weins, über die Ernte bis zur Destillierung und Lagerung des Piscos bzw. Weins alles erklärt und durften sogar ein paar Kostproben nehmen. Silvan musste auf die Kostprobe leider verzichten, da in Chile 0,0 pro Mille gilt. So kauften wir die edlen Tropfen, die ich als 'am besten' bewertete und tranken diese an den Abenden der weiteren Reisetage. "Prost" ;-)



In Vicuña wollten wir eigentlich noch ein Observatorium besuchen, doch wegen des Vollmonds machte das wenig Sinn.

Von La Serena ging es wieder Richtung Süden. Unsere Gastgeber hatten uns erklärt, dass der Nachbarort Coquimbo nebst Acapulco einer der Haupthäfen der damaligen Piraten war. So nahmen wir an einer Piratenfahrt durch die Bucht teil, die uns auch von unseren Gastgebern empfohlen wurde. Begleitet von der Musik von "Titanic" und "Fluch der Karibik" stachen wir in See und wurden von einem als Pirat verkleideten Matrosen unterhalten. Es war ein lustiger kleiner Ausflug bei dem wir noch etwas über die Geschichte der Stadt erfuhren.



Highlight für mich war aber der Fischmarkt am Hafen - jede Menge Fische und Meeresfrüchte, Ceviche (roher Fisch in Zitronensauce) zum sofort essen und Marktstände, wo man günstig ein tolles Mittag bekommen konnte. Fantastisch! Das fanden auch die riesigen Seelöwen, die im Hafenbecken auf die Fischabfälle warteten und sich mit den Möven und Pelikanen darum stritten...


Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Viña del Mar. Auf dem Weg dorthin machten wir einige Zwischenstops - das ist der Vorteil am eigenen Auto, man kann überall anhalten wo man will und hinfahren wo man will - für uns ein ganz neues Reisegefühl. Einen Zwischenstop machten wir in einem kleinen Hafen, wo wir den Fischverkäufern bei der Arbeit zusahen, genauso wie die hungrigen Pelikane!


Einen anderen Stopp legten wir in einem liebevoll eingerichteten Café in einem Gartencenter an der Hauptstrasse ein. Dort hingen mehrer Mandalas aus Holz von denen ich extrem fasziniert war - wie wurden die bloss hergestellt?? Wir fragten im Café nach und dort sagte man uns, dass die Werkstatt des Künstlers grad auf der anderen Strassenseite sei. So machten wir noch einen Abstecher dorthin, bewunderten noch viele andere Arbeiten von ihm und liessen uns von ihm erklären, wie er seine Kunstwerke herstellt.



Das war wieder einer der Momente, wo ich bereute, nichts mitnehmen zu können. Unsere Rucksäcke haben halt doch nur ein begrenztes Fassungsvermögen und die Post nach Europa ist ziemlich teuer.

In Viña del Mar interessierten wir uns hauptsächlich für das archäologische Museum. Dort ist eine Steinfigur der Moai Kultur (Osterinseln) ausgestellt, welche ein Geschenk einer Inselfamilie war. Nebst der Steinfigur gab es im Innern weitere Infos über diese Kultur. Auf der Osterinsel gibt es ca. 300 dieser Statuen welche alle ins Inselinnere schauen. Diese waren dazu da, den eigenen Stamm zu beschützen, da es auf der Insel verschiedene Stämme gab, die sich bekämpften.



In Zeiten der Knappheit, als es kein Holz mehr gab und keine Boote mehr zum Fischen gebaut werden konnten, wich man auch vor Kanibalismus nicht zurück. Letztendlich wurden die Inselbewohner vom Meer her erobert, versklavt und durch eingeschleppte Krankheiten ausgerottet. Es gibt noch einige hinterlassene Schriften, die heute aber niemand mehr lesen bzw. übersetzen kann.

Auf dem Weg nach Santiago besuchten wir noch ein Weingut in der Nähe von Casablanca, denn diese Region gilt als das beste Anbaugebiet Chiles für Weisswein, besoders für Chardonnay. Das Weingut, was wir besuchten, produziert pro Jahr über eine Million Flaschen Wein und die Tanks haben ein Fassungsvermögen zwischen 1000 und 53000 Liter! Mit seinen 220ha Rebbergen zählt das Anwesen eher zu den Kleineren hier in Chile....


Interessant war auch deren Technik, dem Frost entgegen zu wirken. Zwischen den Reben stehen Frostmelder mit kleinen Windrädern, die bei frostigen Temperaturen beginnen, die warme Luft von oben nach unten zu wälzen.

Auch die Küstenlandschaft nahmen wir in Augenschein. Da sieht man, wo Chiles Elite wohnt. Nirgendwo sonst haben wir in Südamerika eine solche Ansammlung von edlen Villen und mehrstöckigen Wohnhäusern gesehen. Auch Chiles bekanntester Dichter Pablo Neruda hat sich in die Landschaft verliebt und ein romantisches Haus in Isla Negra gebaut. Heute ist es ein Museum. Leider konnten wir es nicht besichtigen, aber zumindest von aussen einen Blick darauf werfen.


An der Küste gibt es auch immer wieder kleine, verschlafene Fischerdörfer, von denen eins ein früherer Walfanghafen war. In Quintay wurden zwischen 1942 und 1966 einige tausende Wale geschlachtet. Ein Schiff konnte pro Tag bis zu 15 Wale erjagen und in den Hafen bringen! Ein kleines Museum dort informiert über die Geschichte.

Nach 5 erlebnisreichen Tagen mit unserem Mietwagen, wurden wir in Santiago wieder herzlich von unseren Gastgebern empfangen. Nun sind wir auf dem Weg ins nächste Abenteuer und fiebern einem weiteren Highlight unserer Reise entgegen - 3 Wochen Antarktiskreuzfahrt. Wir sind mega gespannt und aufgeregt auf die uns erwartenden Erlebnisse.

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

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