Dienstag, 7. November 2017

leicht holpriger Start in Chile

Als wir nach unserer Salar de Uyuni Tour in San Pedro de Atacama ankamen, mussten wir feststellen, dass den Chilenen gerade ein langes Wochenende bevorsteht und daher alle Unterkünfte ausgebucht waren. Nicht mal im Internet war mehr etwas zu finden. So fragten wir herum und fanden ein Hostel, wo sich das Personal ins Zeug legte, eine Lösung für uns zu finden und als auch die nichts für uns fanden, bot uns der Hostelbetreiber sein Zimmer an. Innerhalb von einer halben Stunde wurde Putzpersonal aufgeboten, das Zimmer geräumt und für uns parat gemacht. Das war unglaublich nett. Auch sonst war das Hostel ein schöner Ort, um zu verweilen und bisschen auszuruhen.


Wir blieben dann auch 4 Tage in San Pedro - mehr oder weniger gezwungener Massen, da die Tour zum Sterne beobachten auch schon für die nächsten Tage ausgebucht war und die Auto- bzw. Campervermietung über das lange Wochenende nicht erreichbar war. So entspannten wir ein bisschen, unternahmen eine Tour ins Valle de la Luna und zu den Geysiren in der Nähe. Das Valle de la Luna beeindruckte uns landschaftlich sehr.


Die Geysir-Tour hingegen war eher etwas enttäuschend, nachdem wir bereits die Geysire auf der Uyuni Tour gesehen hatten. Vielleicht stumpft man auch ein bisschen ab nach einer so langen Reise mit so vielen fantastischen Eindrücken. Wie so oft packen die Touranbieter in eine Tour neben der Hauptattraktion noch so viele andere Sachen, dass die Hauptattraktion fast zur Nebensache wird und auch ein bisschen untergeht.



Nach 4 Tagen Wartezeit konnten wir dann auch den Sternenhimmel durch verschiedenste grosse Teleskope beobachten. Das war der eigentliche Grund für unseren Besuch in San Pedro de Atacama. Die Atacama-Wüste ist einer der trockensten Orte auf der Erde überhaupt und es gibt ca. 300 Tage im Jahr wolkenfreien Himmel. Daher gibt es hier auch die höchste Dichte an Observatorien (Sternwarten). Wir sahen Saturn mit seinen Ringen, den Mond mit seinen vielen vielen Kratern, Sternennebel und Sternschnuppen. Das war schon Klasse!



Am Montag nach dem langen Wochenende reisten wir weiter nach Calama, in der Hoffnung, endlich Rückmeldung zu erhalten, ob es klappt, einen Camper zu mieten. Zwischenzeitlich ergab sich auch noch ein gutes Last Minute Angebot für eine 3wöchige Antarktiskreuzfahrt, für das wir uns relativ schnell entscheiden mussten. Um so mehr drängte die Rückmeldung, ob es mit dem Camper klappt oder nicht... Die Zeit war etwas aufregend und forderte uns ganz schön Nerven. In Calama selbst wollten wir am Dienstag noch die grösste Kupfermine der Welt besichtigen - ein riesiger Tagebau. Doch auch hier war die Tour bis zu 7 Tage im Voraus ausgebucht. Sonst konnten wir immer ganz spontan alles organisieren, was wir vor hatten. In Chile lernten wir, dass wir vorher reservieren müssen...

Für die Minentour liessen wir uns auf die Warteliste setzen. Wir hatten Glück, dass einige Leute, die reserviert hatten, nicht erschienen sind. So konnten wir doch noch mit auf die Tour. Wir besichtigten eine seit 2007 verlassene Minen- bzw. Geisterstadt.
Die 25000 Leute wurden 2007 aufgrund einer scheinbaren Gesetzesänderung umgesiedelt. Das Gesetz besagt, dass niemand so nah an einer Industriezone leben darf, weil es gesundheitsschädlich ist. In Wirklichkeit hat man es aber vermutlich auf die Kupferreserven unter der Stadt abgesehen ...

Die Kupfermine selber ist ein riesiger Tagebau - ca. 1200 Meter tief, 3000 Meter breit und 4300 Meter lang. Genauso beeindruckend wie das riesige Loch waren die Minentrucks, die die Steine aus dem Tagebau schaffen. Die Trucks sind 9 Meter hoch und haben einen Raddurchmesser von 4 Meter. Das Tankvolumen beträgt 5000 Liter Diesel von denen 3 Liter pro Minute verbraucht werden. Der Truck hat mehr als 3000 PS und kann bis zu 400 Tonnen Kupfererz laden. Es ist sehr beeindruckend, wenn diese riesigen Giganten an einem vorbei fahren.


Dienstagmittag konnten wir immernoch keine Zusage für den Camper erhalten, daher entschieden wir uns, das Last Minute Angebot für die Antarktiskreuzfahrt zu buchen, bevor auch das weg ist. Nun blieben uns noch 9 Tage bis wir in See stechen. Plan B war daher, es mit einem Mietwagen in Calama am Flugfhafen zu versuchen, um damit die Region bis Santiago de Chile zu erkunden. Doch da war kein einziges Auto mehr verfügbar. So machten wir einen Plan C und flogen noch am Abend spontan nach Santiago. Dort konnten wir noch in der Nacht unseren Mietwagen in Empfang nehmen. Wir suchten auf Maps.me ein paar Unterkünfte heraus und los gings. Ab jetzt lief wieder alles wie am Schnürchen. Die erste Unterkunft, die wir ansteuerten, war eine kleine Perle - eine Art Homestay mit so netten Gastgebern, bei denen wir uns wie zu Hause fühlen konnten. Was für ein schönes Gefühl, abends um 11 nach so einem verrückten Tag!

Mit dem Mietwagen erkundeten wir den Norden zwischen Santiago de Chile und La Serena. Auch in La Serena hatten wir wieder unglaubliches Glück mit unserer Unterkunft - ein Bed and Breakfast mit sehr herzlichen Gastgebern, die uns Tips für Ausflüge gaben und bei denen wir 2 Tage blieben. Von La Serena aus machten wir einen Tagesausflug nach Vicuña, wo wir eine Bierbrauerei, ein Pisco-Weingut und ein Weingut besuchten. Wir bekamen vom Anbau des Weins, über die Ernte bis zur Destillierung und Lagerung des Piscos bzw. Weins alles erklärt und durften sogar ein paar Kostproben nehmen. Silvan musste auf die Kostprobe leider verzichten, da in Chile 0,0 pro Mille gilt. So kauften wir die edlen Tropfen, die ich als 'am besten' bewertete und tranken diese an den Abenden der weiteren Reisetage. "Prost" ;-)



In Vicuña wollten wir eigentlich noch ein Observatorium besuchen, doch wegen des Vollmonds machte das wenig Sinn.

Von La Serena ging es wieder Richtung Süden. Unsere Gastgeber hatten uns erklärt, dass der Nachbarort Coquimbo nebst Acapulco einer der Haupthäfen der damaligen Piraten war. So nahmen wir an einer Piratenfahrt durch die Bucht teil, die uns auch von unseren Gastgebern empfohlen wurde. Begleitet von der Musik von "Titanic" und "Fluch der Karibik" stachen wir in See und wurden von einem als Pirat verkleideten Matrosen unterhalten. Es war ein lustiger kleiner Ausflug bei dem wir noch etwas über die Geschichte der Stadt erfuhren.



Highlight für mich war aber der Fischmarkt am Hafen - jede Menge Fische und Meeresfrüchte, Ceviche (roher Fisch in Zitronensauce) zum sofort essen und Marktstände, wo man günstig ein tolles Mittag bekommen konnte. Fantastisch! Das fanden auch die riesigen Seelöwen, die im Hafenbecken auf die Fischabfälle warteten und sich mit den Möven und Pelikanen darum stritten...


Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Viña del Mar. Auf dem Weg dorthin machten wir einige Zwischenstops - das ist der Vorteil am eigenen Auto, man kann überall anhalten wo man will und hinfahren wo man will - für uns ein ganz neues Reisegefühl. Einen Zwischenstop machten wir in einem kleinen Hafen, wo wir den Fischverkäufern bei der Arbeit zusahen, genauso wie die hungrigen Pelikane!


Einen anderen Stopp legten wir in einem liebevoll eingerichteten Café in einem Gartencenter an der Hauptstrasse ein. Dort hingen mehrer Mandalas aus Holz von denen ich extrem fasziniert war - wie wurden die bloss hergestellt?? Wir fragten im Café nach und dort sagte man uns, dass die Werkstatt des Künstlers grad auf der anderen Strassenseite sei. So machten wir noch einen Abstecher dorthin, bewunderten noch viele andere Arbeiten von ihm und liessen uns von ihm erklären, wie er seine Kunstwerke herstellt.



Das war wieder einer der Momente, wo ich bereute, nichts mitnehmen zu können. Unsere Rucksäcke haben halt doch nur ein begrenztes Fassungsvermögen und die Post nach Europa ist ziemlich teuer.

In Viña del Mar interessierten wir uns hauptsächlich für das archäologische Museum. Dort ist eine Steinfigur der Moai Kultur (Osterinseln) ausgestellt, welche ein Geschenk einer Inselfamilie war. Nebst der Steinfigur gab es im Innern weitere Infos über diese Kultur. Auf der Osterinsel gibt es ca. 300 dieser Statuen welche alle ins Inselinnere schauen. Diese waren dazu da, den eigenen Stamm zu beschützen, da es auf der Insel verschiedene Stämme gab, die sich bekämpften.



In Zeiten der Knappheit, als es kein Holz mehr gab und keine Boote mehr zum Fischen gebaut werden konnten, wich man auch vor Kanibalismus nicht zurück. Letztendlich wurden die Inselbewohner vom Meer her erobert, versklavt und durch eingeschleppte Krankheiten ausgerottet. Es gibt noch einige hinterlassene Schriften, die heute aber niemand mehr lesen bzw. übersetzen kann.

Auf dem Weg nach Santiago besuchten wir noch ein Weingut in der Nähe von Casablanca, denn diese Region gilt als das beste Anbaugebiet Chiles für Weisswein, besoders für Chardonnay. Das Weingut, was wir besuchten, produziert pro Jahr über eine Million Flaschen Wein und die Tanks haben ein Fassungsvermögen zwischen 1000 und 53000 Liter! Mit seinen 220ha Rebbergen zählt das Anwesen eher zu den Kleineren hier in Chile....


Interessant war auch deren Technik, dem Frost entgegen zu wirken. Zwischen den Reben stehen Frostmelder mit kleinen Windrädern, die bei frostigen Temperaturen beginnen, die warme Luft von oben nach unten zu wälzen.

Auch die Küstenlandschaft nahmen wir in Augenschein. Da sieht man, wo Chiles Elite wohnt. Nirgendwo sonst haben wir in Südamerika eine solche Ansammlung von edlen Villen und mehrstöckigen Wohnhäusern gesehen. Auch Chiles bekanntester Dichter Pablo Neruda hat sich in die Landschaft verliebt und ein romantisches Haus in Isla Negra gebaut. Heute ist es ein Museum. Leider konnten wir es nicht besichtigen, aber zumindest von aussen einen Blick darauf werfen.


An der Küste gibt es auch immer wieder kleine, verschlafene Fischerdörfer, von denen eins ein früherer Walfanghafen war. In Quintay wurden zwischen 1942 und 1966 einige tausende Wale geschlachtet. Ein Schiff konnte pro Tag bis zu 15 Wale erjagen und in den Hafen bringen! Ein kleines Museum dort informiert über die Geschichte.

Nach 5 erlebnisreichen Tagen mit unserem Mietwagen, wurden wir in Santiago wieder herzlich von unseren Gastgebern empfangen. Nun sind wir auf dem Weg ins nächste Abenteuer und fiebern einem weiteren Highlight unserer Reise entgegen - 3 Wochen Antarktiskreuzfahrt. Wir sind mega gespannt und aufgeregt auf die uns erwartenden Erlebnisse.

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

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