Dienstag, 29. August 2017

Eintauchen in alte Kulturen

Bei der Abreise von Riobamba nach Cuenca hatten wir wahrscheinlich einer der schönsten und klarsten Tage hier. Aus den Busfenstern konnten wir immer wieder all die schnee und gletscherbedeckten Vulkane bestaunen. Als ob sie uns zuwinken würden und sagen - kommt mal wieder ;-)

Cuenca
Wie auch Quito wird diese Stadt als eine schöne Kolonialstadt angepriesen. Mit der zunehmenden Reisedauer wird man etwas abgestumpft und nach den wirklich schönen kolonialen Städte in Kolumbien haben's die anderen schwer.
So hat uns dann auch Cuenca nicht so beeindruckt. Es gibt zwar einige schön restaurierten Häuser, aber die Stadt als ganzes ist jetzt nicht ueberwältigend.
Wir verbrachten daher auch nur etwas mehr als einen Tag in der Stadt wo wir durch die Strassen zogen. Eindrücklich war die Cathedral Nuevo, obschon die Fronttürme aufgrund falscher Berechnungen nicht fertiggestellt werden konnten (Einsturtzgfahr) . Somit fehlen halt die letzten zwei Ebenen (ca. 30m) und die dahinderliegenden Kuppen sind höher als die Fronttürme...


In der archeologischen Stätte von Puma Pongo haben wir uns schon mal von der Exaktheit der Inka-Bauweise überzeugen können. Die Stadt lag schon damals am wichtigen Inka-Trail zwischen Cusco und Quito.
Fast so exakt wie die Inkas sind die Hutflechter. Die Region hier ist bekannt für ihre Hutflechterei und so kommt aus dem hier naheliegenden Montecristo der eigentliche Panamahut. Da dieser langezeit über Panama exportiert wurde und die Arbieter am Panamakanal diese Hüte getragen haben,  kam es zu der etwas verwirrenden Namensgebung. In einer Werkstatt wo noch die letzten Arbeitsgänge gemacht werden, konnten wir einen Augenschein nehmen. Sogleich kam auch ein Arbeiter und hat uns über seine Arbeit berichtet - er presst die Hüte in die Endform. Die teuersten Qualitäten kostet ca. 1500Dollar und dauert zur Herstellung etwa 90 Arbeitstage. Die Hüte sollen sogar wasserdicht sein da sie so dicht geflechtet werden.

Puerto Lopez
Da in Puerto Lopez gerade Wal Saison ist, zog es uns nochmals an den Strad, obwohl dies nicht gerade auf unserer Reiseroute lag. Vom Busbahnhof ging es mit dem Tuk-Tuk zum Hostel - da kommen gleich wieder die Asien Erinnerungen hoch. Dazu gehörte natürlich auch die Diskussionen zum Fahrpreis - etwas war wir sonst von Südamerika noch nicht kannten, da doch hier das Feilschen viel seltener ist als in Asien. Aber ich glaube das in der Bedienungsanleitung vom Tuk Tuk steht, dass man Touristen über den Tisch ziehen soll!!
Die Region hier, im Speziellen die Isla de la Plata gilt als Galapagos der Armen, da es hier viele Tiere zu sehen gibt welche auch in Galapagos leben. Wir haben uns dann aber diesmal auf das Tauchen und die Wal-Tour beschränkt. Bei der Waltourbuchung haben sie uns 100% Sichtgarantie versprochen. Wir machten dann mit dem Boot eine ca. 3h-ige Tour. Immer wieder tauchten Buckelwale auf - ueberall sah man Tiere ausathmen oder in weiter Ferne aus dem Wasserspringen. Wir folgten immer wieder Gruppen von 2-5 Walen. Leider hatten wir jedoch kein Glück die Buckelwale aus dem Wasser springen zu sehen.


Als "Entschädigung" hatten wir dafür am nächsten Tag einen super Tauchgang mit riesigen Manta Rochen - diese Tiere haben eine Spannweite von bis zu 6m.

Ciao Ecuador
Nach etwas mehr als 5 Wochen heisst es auch von Ecuador abschied nehmen. Auch hier durften wir eine unvergessliche Zeit mit vielen schönen Momenten erleben. Als absolutes Highlight zaehlt sicher die Tierwelt und die Berglandschaften.

Von Puerto Lopez gings 4h nach Guayaquil (Ecuador) wo wir einen 15h Nachtbus nach Chiclayo (Peru) nahmen welche uns auch bequem über die Grenze brachte. Nach kurzer Erkundung in Chiclayo nahmen wir den nächsten 10h Nachtbus nach Chachapoyas. Hier in Peru nahmen wir seit langem wieder mal einen Nachtbus, haben wir diese doch empfehlen bekommen. Und ehrlich gesagt ist es bei den hier wieder längeren Distanzen auch die angenehmere Art zu reisen. Je nach Bus lassen sich die Sitze bis zu 180 Grad zu einem bequemen Bett umfunktionieren.

Chachapoya
Wir haben uns lange überlegt ob wir die zweimal 10h Busfahrt in kauf nehmen sollten um die Kuelap Ruine zu besuchen. Im nachhinein war es jede einzelne Minute, jedes Schlagloch und Haarnadelkurve wert!

Man geht davon aus, dass in Chachapoya die noch höchste Dichte an nicht gefundenen Schätzen verborgen liegt. Für die Archeologen muss dies hier ein El Dorado sein.
Die Chachapoyas (Nebelkrieger) waren eine hier ansässige Kultur (6-15jhd. n.Chr.) in der Zeit der Inkas. Das Volk war für seine kriegerische Aktivitäten bekannt. Obwohl die Inkas Kuelap einnehmen konnten, brachten sie die Chachapoyas nie wirklich unter ihre Herrschaft. Als dann die Spanier kamen, sahen die Chachapoyas in den Spanier ihre Befreier von den Inkas. Die Spanier brachten aber auch die Seuchen mit sich und so starben ein Grossteil der Chachapoyas an den unbekannten Krankheiten.

Am ersten Tag nach unseren langen Busreisen gings auch gleich auf Erkundung. Es gibt hier soviel zu entdecken, da aber all die Stätten so weit auseinander liegen lässt sich dies am besten mit einer Tour erkunden. So gingen wir mit lauter Peruaner auf die Tagestour. Wir fuhren bis ans Ende einer immer schlimmer werdenden Dreckstrasse welche im Dorf Bartolo endete. Man darf gar nicht daran denken wie man hier wieder wegkommt wenn es Erdrutsche gibt.... die schmale Strasse war einfach irgendwie aus dem Hang gegraben worden. Den Weg nahmen wir auf uns, um in Revash die Mausoleen der Chachapoyas zu sehen. Die Kultur hatte die Angewohnheit ihre Toten in absolut unzugänglichen Felswänden zu bestatten.
So sieht man heute hier noch einige kleine Mausoleen auf kleinen Felsvorsprüngen.

Anschliessend ging es die abenteuerliche Strasse wieder zurück.
In Leymebamba haben wir noch ein Musem besucht, dass extra für einen Fund, der am Condorsee gemacht wurde, erstellt wurde. 1997 fanden Hirten in einer Felswand über dem Kondorsee eine Grabstätte. Da die Hirten sich gegenseitig anzeigten bei der Polizei da sie Streit bekamen wegen dem Raubgut, konnte die Polizei und die Archeologen die Fundstelle sichern. Sie fanden insgesamt 220 Gräber im Fels mit Mumifizierten Leichen. Im Museum sind heute die Kultur sowie die Leichen ausgestellt. Man schaut mit gemischten Gefühlen in die Gesichter der mumifizierten Leichen und es läuft einem kalt den Rücken runter.

Am Abend genossen wir nach zwei Busnächten wieder unser Bett und vorallem die Dusche - Yeappie :-)

Auch am nächsten Tag schien die Holperpiste wieder endlos bis wir in Karajia ankamen. Hier stehen Figuren mit einzelnen mumifizierten Leichen auf dem Felsvorsprung - scheinbar handelt es sich hier um ranghohe Anführer und Krieger.
Scheinbar sind bereits einige Felsvorsprünge abgebrochen und so findet man am Fusse des Felsens auch zahlreiche Knochenreste im staubtrockenen Boden.

Die Hauptattraktion haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben - Kuelap. Seit Anfangs Januar 2017 gibt es die erste Seilbahn in Peru welche zu der, vorher umständlich zugänglichen, Stätte führt. Da die Latinos eh immer extrem viele Selfies und Videos drehen, wurde auch die Seilbahn bestens dokumentiert - von jedem einzelnen! Auf der Rückfahrt wurden dann die Videos alle nochmals rumgezeigt - in voller Lautstärke natürlich....

Das Fort hoch oben auf dem Bergrücken auf rund 3000m welches komplett ummauert ist und innerhalb zu einer Plattform aufgefüllt wurde. Dies war der zentrale Ort der Chachapoyas, welcher in 6 Teile aufgeteilt war. Im Inneren des 600x110m grossen Fort standen ca. 300 runde Steinhäuser worin ca. 2000 Personen gelebt haben sollen. Die wenigen eckigen Häuser haben später die Inkas errichten lassen.


Señor de Sipan
Auf dem Weg nach Trujillo machten wir noch einen Stopp um das Museum vom Señor de Sipan zu besuchen. Dieser Fund gilt als grösster gefundener Schatz in Südamerika. 1987 bemerkten Archeologen eine häufung vom Schwarzmarkt handel - dem nachgegangen fanden Sie die Fundstätte wo bereits ein Grab geplündert wurde. Während den Ausgrabungen fand man dann das Herrschergrab mit insgesamt 7 mitbestatten Leuten und einen riesigen Schatz an Grabbeigaben.
Es handelt sich dabei um ein Herrscher der Moche-Kultur (1-8jhd. n.Chr.) die an der Küste vom heutigen Nordperu lebte. Das Museum ist dreistöckig und auf zwei Stöcken ist der Leichnam wie auch sämtliche Grabbeilagen ausgestellt. Es ist faszinierend wie gut erhalten die einzelnen Stücke sind. Die Keramiken scheinen wie neu zu sein, die Stoffe zeigen die Muster immernoch in aller Deutlichkeit und einige der 11 riesigen Korallen Halsketten sind noch vollkommen in takt.
Da im Museum keine Fotos gemacht werden durften, helfen wir uns mit Bilder aus dem Internet aus.

Trujillo
Die Stadt war unser Ausgangspunkt für die Erkundung von den umiegenden Kulturüberbleibsel. Die Wahl unserer Unterkünfte richtet sich normalerweise auf Empfehlungen anderer oder Bewertungen in Booking. Leider haben wir diesmal ein sehr schlechtes Hostel erwischt wo erstaundlicherweise gute Bewertungen hatte. So haben wir uns für ein Zimmer ohne Fenster entschieden, in der Hoffnung den Strassenlärm nicht zu hören. Hinzu kam, dass wir am ersten Abend kein warm Wasser hatten und beim Abreisen kein Strom (im Zimmer ohne Fenster). So hab ich kurzerhand eine Notleuchte im Korridor demontiert, dass wir wenigstens unsere Sachen fanden beim Packen. Ansonsten haben wir bis dahin meist gemütliche und angenehme Unterkünfte gehabt.

Auch diesmal haben wir die Erkundung wieder mit einer Tour gemacht. Wie gehabt alles Peruaner und die zwei Weissnasen. Als erstes ging es zur Huaca de la Luna (Mond Tempel) resp. in dessen Museum. Unsere Guidin erklärte in mitten von lärmigen Schulklassen die einzelnen Fundstücke die zu sehen waren. Zum Glück hatten wir im Señor de Sipan eine ruhige Tour und kannten die Eigenheiten der Mochekultur bereits etwas. Gegenüber der Hauca de la Luna ist natürlich noch die Hauca del Sol, diese ist aber noch nicht erforscht und liegt als halbrunder Steinhaufen in der Gegend - ohne jegliche Absperrung. Die Huaca del Sol ist die grössere der Beiden und enthält ca. 140 Mio. luftgetrocknete Lehmsteine. Zwischen den beiden Tempeln lag das frühere Dorf, wovon nicht mehr viel zu sehen ist.

Am Mittag gings auf die andere Seite der Stadt, zur ehemaligen Stadt Chan Chan. Diese wurden von der Chimu Kultur (Nachfolger der Mochekultur) erstellt und gilt mit ihren damaligen ca. 60'000 Einwohner als eine der grössten Städte der damaligen Zeit. Heute umfasst das Gebiet 2500 Hektar wobei etwa ein viertel von Leuten bewohnt wird und Ackerbau betrieben wird. Der restliche Teil verfällt Jahr für Jahr aufgrund der Witterung und des immer heftigeren El Niño Effekts. Da für die Wohnsiedlungen kein Forschungsgeld zur Verfügung steht, werden die Restaurierungen auf einzelne Tempelanlagen beschränkt.
Zum Schluss der Tour gings noch zum Strand wo wir uns 17.30 wieder zur Rückfahrt treffen sollten - mit dem Hinweis dass der Bus nicht warte. Da wir ja nicht das erste Mal mit Peruaner unterwegs waren, kamen wir 17.35 zurück - als Erste....
Erstaundlicherweise trafen dann aber alle ziemlich rasch ein sodass wie den ganzen Tag wieder auf den Lehrer und seine 6 Studenten gewartet werden musste. Ich habe dann der Guidin gesagt wir sollen los. Als dann der Lehrer zurück kam habe ich ihn angeschnautzt (mit akzentfreiem Spansich...) was er sich eigentlich denkte uns hier warten zu lassen... Immerhin habe ich von einigen anderen Insassen ein bestätigendes Nicken erhalten. - Einer muss es ja mal sagen ;-)

Am nächsten Tag fuhren wir etwa 60 nördlich von Trujillo, da gab es nochmals eine Grabstätte welche gefunden wurde - diesmal aber von einer Herrscherin. Dies galt 2005 als sensationeller Fund, da bis dahin davon ausgegangen wurde, dass die Frauen in der Moche Kultur keine führenden Rollen hatten.
Auch hier waren gewisse Fundstücke bestens erhalten und so erzählen die bemalten Keramiken auch hier wieder ihre Geschichte der damaligen Zeit. Die letzte Woche war für uns relativ intensiv mit all den besuchten Orten, jedoch auch enorm interessant all die Geschichten und Kulturen kennen zu lernen.
Hört man Peru, denken viele an die Inkas - aber es gab noch viele andere Kulturen welche Ihre Spuren hinterlassen haben.

Und so packen wir unsere Rucksäcke erneut, gehen zum Busterminal und ziehen zu den nächsten Abenteuer die auf uns warten.

Liebe Gruess
Katja und Silvan

Link weitere Bilder
Bilder Nordperu


Donnerstag, 17. August 2017

Ecuadors Vulkane

Hallo zusammen,

nach dem Besuch der Galapagosinseln und einem kurzen Abstecher ins Amazonasgebiet von Ecuador, haben wir die letzten zwei Wochen in der Höhe verbracht.

Quilotoa Loop

Von Latacunga aus haben wir eine 3-tägige Wanderung, auch bekannt als Quilotoa Loop, unternommen. Euphorisch sind wir von Latacunga aus mit dem Bus bis Tigua gefahren. Von dort aus starteten wir die erste Tagestour. In einer am Weg gelegenen Poussada (Unterkunft) liessen wir uns den Weg erklären. Dann ging es los.

Die ersten 2-3 km wanderten wir auf einer Dreckstrasse. Dort fand Silvan noch ziemlich am Anfang unserer Wanderung 140 USD im Dreck liegen. Da wir den Eigentümer nicht ausfindig machen konnten, war das ein schöner Zustupf für unsere Reisekasse.
Immer wieder kontrollierte Silvan mittels Maps.me (eine Offlinekarte auf dem Handy) ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Hin und wieder konnten wir uns auch von Einheimischen den Weg bestätigen lassen - bis dann die Aussage der Einheimischen vom Weg auf Maps.me abwich. Irgendwie machte es aber Sinn und wir vertrauten den Aussagen der Einheimischen. Der "neue" Weg führte uns durch einen recht tiefen Canyon.



Von oben meinten wir, einen Weg ausmachen zu können, doch unten im Canyon sah die Welt ganz anders aus. Maps.me hatte den Weg zwar auch drinnen, aber ziemlich ungenau. So folgten wir bergauf und bergab kleinen Wegen geduckt durchs Gestrüp und fanden uns irgendwann auf einer Anhöhe.


Von dort aus ging es ca. 30m steil bergab - keine Chance da irgendwie herunter zu kommen. Auch wenn es nicht wirklich verlockend war, wir mussten einen grossen Teil des Weges wieder zurück. Wenn mir an dem Punkt jemand gezeigt hätte, wo unser Ziel liegt, hätte ich nicht geglaubt, dass wir das je schaffen bis zum Abend... Wegweiser gab es nicht einen einzigen.
Im Canyon folgten wir letzendlich dem Fluss bis wir einen alten Schafhirten trafen - die erste Menschenseele seit ca. Stunden. Der zeigte uns den Weg und so kamen wir wieder recht gut voran. Die Landschaft und die Ausblicke waren fantastisch. Das liess die Anstrengung hin und wieder vergessen.

Unsere Odyssee im Canyon kostete uns vermutlich 2 Stunden mehr Zeit. Aber auch sonst haben wir uns recht verschätzt mit der Distanz und der Schwierigkeit des Weges. Nach ca. 7 Stunden mit einschliesslich nur 20 Minuten Pause und ca. 18km erreichten wir den Kraterrand des Quilotoa Vulkans auf 3900m. Der Anblick war erlösend!



Bis zum Sonnenuntergang hatten wir zwar noch ca. 1,5h Zeit, wir waren aber beide so erschöpft, dass wir die erste Unterkunft nahmen, an der wir vorbei kamen. Mit 80 USD für eine Nacht mit Abendessen und Frühstück war das bei weitem die teuerste Unterkunft auf unserer ganzen Reise. Sonst bewegen wir uns immer zwischen 25-30 USD pro Nacht. Aber ja, es war Samstagabend, der Rest schien ausgebucht zu sein und noch 3km bis Quilotoa weiter laufen, war keine Option.

Am nächsten Tag ging es erholt und ausgeruht weiter nach Chugchilan. Der Weg schien ausgeschildert zu sein. "Leider" trafen wir ein deutsches Pärchen. Die sagten uns, dass es scheinbar einen Erdrutsch gab und der Weg, den wir nehmen wollten, geschlossen sei. So entschieden wir uns für eine "Abkürzung". Maps.me haben wir ja wieder dabei ... Es gab soooo viele Wege und die Einheimischen, die wir fragten, zeigten jeder in eine andere Richtung - so ging es wieder bergab und bergauf und jedes Mal sah die Landschaft wieder anders aus und der vermeintliche Weg war verschwunden. Kaum zu glauben, dass wir uns schon wieder verlaufen hatten. Nach 2-3 Stunden hatten wir den Hauptweg wieder gefunden. Ab nun fanden wir auch wieder Schilder, die uns sicher nach Chugchilan führten - an Landschaften vorbei, so verschieden und so eindrucksvoll!



In Chugchilan fanden wir ein kleines, aber feines Hostel, wo sich eine Menge Reisende trafen. So hatten wir noch den ganzen Abend Gelegenheit uns auszutauschen und jede Menge Ideen für die Weiterreise mitzunehmen. 

Am dritten Tag wanderten wir von Chugchilan nach Isinlivi - der entspannteste Wandertag von allen dreien. Der Weg war ausgeschildert, das Wetter war wie schon an den Tagen zuvor wunderschön und wir hatten genügend Zeit für Pausen und Picknick. Das Highlight am Ende der Wanderung war ein heisser Whirlpool im kleinen Wellnessbereich unseres Hostels in Isinlivi. Das war eine Wohltat für unsere müden Muskeln und wunderbare Entspannung. So gingen 3 zwar anstrengende, aber auch sehr eindrückliche Wandertage zu Ende.

Von einigen anderen Reisenden haben wir erfahren, dass auch die sich verlaufen haben. Weil sich doch recht viele Leute verlaufen, soll der Quilotoa Loop scheinbar Ende des Jahres geschlossen werden und nur noch mit geführten Wanderungen möglich sein.

Cotopaxi

Vom Hostel in Latacunga aus, konnten wir noch eine Tagestour zum Cotopaxi unternehmen. Er ist mit 5897 Metern Ecuadors zweithöchster Berg. Leider kommt man momentan nur bis zum Refugio auf 4864 Meter. Gipfeltouren sind verboten. Der Cotopaxi ist der derzeit am intensivsten beobachtetste Vulkan Ecuadors, da man eine Aktivität in naher Zukunft befürchtet. Leider war es sehr bewölkt, so dass wir immer nur einen kleinen Teil des Vulkans sehen konnten.



Chimborazo und Carihuairazo

Von Latacunga aus führte unsere Reise weiter nach Riobamba - dem Ausgangspunkt für die Tour zum höchsten Vulkan Ecuadors. Der Chimborazo ist 6268 Meter hoch. Auf seinem Gipfel ist man am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt als sonst auf der Erde. Silvan hatte sich schon bei der Planung unserer Reise fest vorgenommen, die Besteigung des Chimborazo zu versuchen. Nach dem Quilotoa Loop und dem Ausflug zum Cotopaxi sollten wir genügend gut akklimatisert sein an die Höhe.  

Wir hatten zuvor Berichte von anderen Bergsteigern gelesen und auch Erfahrungen von anderen Reisenden gehört. Ein Spaziergang würde es mit Sicherheit nicht werden. Mich haben die Berichte etwas abgeschreckt und nach langem Hin- und Herüberlegen habe ich mich gegen die Tour entschieden. Silvan nahm sich einen Bergführer allein, so dass er unabhängig von anderen seinen Aufstieg versuchen konnte. 

In der Reiseagentur, wo die Touren gebucht werden können, trafen wir noch einen Franzosen (Edouard), der für sich eine leichtere Tour suchte. So taten wir uns spontan zusammen und buchten einen Bergführer für eine Tour auf den Carihuairazo. Dieser ist "nur" 5018 Meter hoch und gilt als relativ einfach zu besteigen - auch wenn man noch keine Erfahrung hat mit Steigeisen. 

So gingen wir am nächsten Tag jeweils auf unsere 2tägigen Touren. Wir starteten gegen 10 Uhr in der Agentur. Silvan fuhr mit seinem Guide zum Refugio Carrel auf 4850 Metern. Dort war bis ca. 21:30 Uhr ruhen angesagt. Nach einem kleinen Snack ging es los. Wettertechnisch waren die Bedingungen super. Es war eine sternklare Nacht mit wenig Wind und der Chimborazo war deutlich im Mondlicht unter der Milchstrasse zu sehen. Ein wunderschöner Anblick! Die Tour dauert mit Auf- und Abstieg ungefähr 14 Stunden. Auf ca. 5 km sind ca. 1400 Höhenmeter zu überwinden. 
Nach ca. 5 Stunden auf einer Höhe von ca. 5500 Metern liess die Kraft so arg nach, dass Silvan sich schweren Herzens eingestehen musste, dass es keinen Sinn macht, es weiter zu versuchen. Selbst wenn er es geschafft hätte, hätte die Kraft wohl nicht mehr gereicht für den Abstieg. An seiner Faszination für den Berg hat es aber nichts geändert.


Das Refugio für die Tour auf den Carihuairazo befand sich etwas weiter weg und lag zwischen Carihuairazo und Chimborazo. Da wir erst in der Nacht um 2 Uhr starteten, unternahmen wir mit unserem Guide am Nachmittag eine 3stündige Wanderung durch die Graslandschaft. Die Landschaft ist wunderschön dort - weit und breit keine Häuser und Geräusche der zivilisierten Welt. Es leben eine Menge Vicunas dort. Das sind putzige, aber auch scheue Tiere!



Ziemlich pünktlich 2 Uhr ging es nach einem kleinen Frühstück auch für uns los. Ich war überrascht, wie schwer der Rucksack war - mit Steigeisen, Gurt, Eisaxt, Kamera, Getränken und Snacks... 

Alles war gefroren und das Gras glitzerte im Mondlicht. Vor uns sahen wir den wolkenfreien Chimborazo und hin und wieder flog eine Sternschnuppe vorbei. Es waren traumhafte Bedingungen. 12 km lagen bis zum Gipfel vor uns.  3 Stunden brauchten wir, bis wir das Eisfeld des Carihuairazo erreichten. Nochmal eine Stunde später legten wir Gurt und Steigeisen an. Nun wurde es schon langsam hell. Wir brauchten nochmal eine halbe Stunde bis kurz unter den Gipfel. Der Ausblick war atemberaubend! 
Dann kam der schwierigste Part auf uns zu. Tatsächlich mussten wir noch etwas klettern - für mich eine riesen Herausforderung. So weit oben, eine steile Wand, nur Eis, nix zum Festhalten und der Guide zog von oben an der Schnur und ich wusste nicht, wie und wohin ... Vorwärts ging nicht, rückwärts wollte ich nicht. Hinter mir war Edouard, der wusste auch nicht so recht weiter. So kurz vor dem Ziel und irgendwie ging es nicht weiter. 
Unser Guide meisterte das aber fachmännisch und suchte uns eine andere Möglichkeit. Die war zwar immernoch recht herausfordernd, aber für uns beide machbar. Keuchend gönnten wir uns 2 Minuten Pause. Dann ging es die letzten paar Meter weiter bis zum Gipfel. Kaum zu glauben, aber grad als wir oben waren, umschlossen uns die Wolken und nichts war mehr zu sehen. Kurze Enttäuschung machte sich breit. Doch dann genossen wir unseren Erfolg.


Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns wieder auf den Rückweg. Kaum hatten wir das erste steile Stück hinter uns, taten sich die Wolken nochmal auf und gaben den Blick auf den Chimborazo und sein Umland frei - was für ein Geschenk! 


Tren del Hielo

Wir blieben noch einen Tag in Riobamba und unternahmen einen Ausflug mit dem Tren del Hielo. Als es noch keine Kühlschränke gab, zogen Männer zum Chimborazo und bauten dort das Eis ab. Dies konnten sie für gutes Geld in der Stadt verkaufen. Heute hält ein 73jähriger Mann die Tradition noch aufrecht und geht jede Woche ein bis zweimal Eis holen. 


Das Eis verkauft er zum Teil in Riobamba, wo es für einen speziellen Saft genutzt wird. Vom anderen Teil macht sein Bruder sehr feines Speiseeis für die Touristen, die mit dem Tren del Hielo kommen. Der Ausflug war ein schöner Abschluss von Ecuadors Bergwelt.

Bis bald und liebe Grüsse,
Silvan & Katja

weitere Bilder

Leider sind die Bilder etwas durcheinander, da sie mit unterschiedlichen Kameras aufgenommen sind. Das Panoramabild zeigt links den Carihuairazo und rechts den Chimborazo.