Donnerstag, 17. August 2017

Ecuadors Vulkane

Hallo zusammen,

nach dem Besuch der Galapagosinseln und einem kurzen Abstecher ins Amazonasgebiet von Ecuador, haben wir die letzten zwei Wochen in der Höhe verbracht.

Quilotoa Loop

Von Latacunga aus haben wir eine 3-tägige Wanderung, auch bekannt als Quilotoa Loop, unternommen. Euphorisch sind wir von Latacunga aus mit dem Bus bis Tigua gefahren. Von dort aus starteten wir die erste Tagestour. In einer am Weg gelegenen Poussada (Unterkunft) liessen wir uns den Weg erklären. Dann ging es los.

Die ersten 2-3 km wanderten wir auf einer Dreckstrasse. Dort fand Silvan noch ziemlich am Anfang unserer Wanderung 140 USD im Dreck liegen. Da wir den Eigentümer nicht ausfindig machen konnten, war das ein schöner Zustupf für unsere Reisekasse.
Immer wieder kontrollierte Silvan mittels Maps.me (eine Offlinekarte auf dem Handy) ob wir noch auf dem richtigen Weg sind. Hin und wieder konnten wir uns auch von Einheimischen den Weg bestätigen lassen - bis dann die Aussage der Einheimischen vom Weg auf Maps.me abwich. Irgendwie machte es aber Sinn und wir vertrauten den Aussagen der Einheimischen. Der "neue" Weg führte uns durch einen recht tiefen Canyon.



Von oben meinten wir, einen Weg ausmachen zu können, doch unten im Canyon sah die Welt ganz anders aus. Maps.me hatte den Weg zwar auch drinnen, aber ziemlich ungenau. So folgten wir bergauf und bergab kleinen Wegen geduckt durchs Gestrüp und fanden uns irgendwann auf einer Anhöhe.


Von dort aus ging es ca. 30m steil bergab - keine Chance da irgendwie herunter zu kommen. Auch wenn es nicht wirklich verlockend war, wir mussten einen grossen Teil des Weges wieder zurück. Wenn mir an dem Punkt jemand gezeigt hätte, wo unser Ziel liegt, hätte ich nicht geglaubt, dass wir das je schaffen bis zum Abend... Wegweiser gab es nicht einen einzigen.
Im Canyon folgten wir letzendlich dem Fluss bis wir einen alten Schafhirten trafen - die erste Menschenseele seit ca. Stunden. Der zeigte uns den Weg und so kamen wir wieder recht gut voran. Die Landschaft und die Ausblicke waren fantastisch. Das liess die Anstrengung hin und wieder vergessen.

Unsere Odyssee im Canyon kostete uns vermutlich 2 Stunden mehr Zeit. Aber auch sonst haben wir uns recht verschätzt mit der Distanz und der Schwierigkeit des Weges. Nach ca. 7 Stunden mit einschliesslich nur 20 Minuten Pause und ca. 18km erreichten wir den Kraterrand des Quilotoa Vulkans auf 3900m. Der Anblick war erlösend!



Bis zum Sonnenuntergang hatten wir zwar noch ca. 1,5h Zeit, wir waren aber beide so erschöpft, dass wir die erste Unterkunft nahmen, an der wir vorbei kamen. Mit 80 USD für eine Nacht mit Abendessen und Frühstück war das bei weitem die teuerste Unterkunft auf unserer ganzen Reise. Sonst bewegen wir uns immer zwischen 25-30 USD pro Nacht. Aber ja, es war Samstagabend, der Rest schien ausgebucht zu sein und noch 3km bis Quilotoa weiter laufen, war keine Option.

Am nächsten Tag ging es erholt und ausgeruht weiter nach Chugchilan. Der Weg schien ausgeschildert zu sein. "Leider" trafen wir ein deutsches Pärchen. Die sagten uns, dass es scheinbar einen Erdrutsch gab und der Weg, den wir nehmen wollten, geschlossen sei. So entschieden wir uns für eine "Abkürzung". Maps.me haben wir ja wieder dabei ... Es gab soooo viele Wege und die Einheimischen, die wir fragten, zeigten jeder in eine andere Richtung - so ging es wieder bergab und bergauf und jedes Mal sah die Landschaft wieder anders aus und der vermeintliche Weg war verschwunden. Kaum zu glauben, dass wir uns schon wieder verlaufen hatten. Nach 2-3 Stunden hatten wir den Hauptweg wieder gefunden. Ab nun fanden wir auch wieder Schilder, die uns sicher nach Chugchilan führten - an Landschaften vorbei, so verschieden und so eindrucksvoll!



In Chugchilan fanden wir ein kleines, aber feines Hostel, wo sich eine Menge Reisende trafen. So hatten wir noch den ganzen Abend Gelegenheit uns auszutauschen und jede Menge Ideen für die Weiterreise mitzunehmen. 

Am dritten Tag wanderten wir von Chugchilan nach Isinlivi - der entspannteste Wandertag von allen dreien. Der Weg war ausgeschildert, das Wetter war wie schon an den Tagen zuvor wunderschön und wir hatten genügend Zeit für Pausen und Picknick. Das Highlight am Ende der Wanderung war ein heisser Whirlpool im kleinen Wellnessbereich unseres Hostels in Isinlivi. Das war eine Wohltat für unsere müden Muskeln und wunderbare Entspannung. So gingen 3 zwar anstrengende, aber auch sehr eindrückliche Wandertage zu Ende.

Von einigen anderen Reisenden haben wir erfahren, dass auch die sich verlaufen haben. Weil sich doch recht viele Leute verlaufen, soll der Quilotoa Loop scheinbar Ende des Jahres geschlossen werden und nur noch mit geführten Wanderungen möglich sein.

Cotopaxi

Vom Hostel in Latacunga aus, konnten wir noch eine Tagestour zum Cotopaxi unternehmen. Er ist mit 5897 Metern Ecuadors zweithöchster Berg. Leider kommt man momentan nur bis zum Refugio auf 4864 Meter. Gipfeltouren sind verboten. Der Cotopaxi ist der derzeit am intensivsten beobachtetste Vulkan Ecuadors, da man eine Aktivität in naher Zukunft befürchtet. Leider war es sehr bewölkt, so dass wir immer nur einen kleinen Teil des Vulkans sehen konnten.



Chimborazo und Carihuairazo

Von Latacunga aus führte unsere Reise weiter nach Riobamba - dem Ausgangspunkt für die Tour zum höchsten Vulkan Ecuadors. Der Chimborazo ist 6268 Meter hoch. Auf seinem Gipfel ist man am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt als sonst auf der Erde. Silvan hatte sich schon bei der Planung unserer Reise fest vorgenommen, die Besteigung des Chimborazo zu versuchen. Nach dem Quilotoa Loop und dem Ausflug zum Cotopaxi sollten wir genügend gut akklimatisert sein an die Höhe.  

Wir hatten zuvor Berichte von anderen Bergsteigern gelesen und auch Erfahrungen von anderen Reisenden gehört. Ein Spaziergang würde es mit Sicherheit nicht werden. Mich haben die Berichte etwas abgeschreckt und nach langem Hin- und Herüberlegen habe ich mich gegen die Tour entschieden. Silvan nahm sich einen Bergführer allein, so dass er unabhängig von anderen seinen Aufstieg versuchen konnte. 

In der Reiseagentur, wo die Touren gebucht werden können, trafen wir noch einen Franzosen (Edouard), der für sich eine leichtere Tour suchte. So taten wir uns spontan zusammen und buchten einen Bergführer für eine Tour auf den Carihuairazo. Dieser ist "nur" 5018 Meter hoch und gilt als relativ einfach zu besteigen - auch wenn man noch keine Erfahrung hat mit Steigeisen. 

So gingen wir am nächsten Tag jeweils auf unsere 2tägigen Touren. Wir starteten gegen 10 Uhr in der Agentur. Silvan fuhr mit seinem Guide zum Refugio Carrel auf 4850 Metern. Dort war bis ca. 21:30 Uhr ruhen angesagt. Nach einem kleinen Snack ging es los. Wettertechnisch waren die Bedingungen super. Es war eine sternklare Nacht mit wenig Wind und der Chimborazo war deutlich im Mondlicht unter der Milchstrasse zu sehen. Ein wunderschöner Anblick! Die Tour dauert mit Auf- und Abstieg ungefähr 14 Stunden. Auf ca. 5 km sind ca. 1400 Höhenmeter zu überwinden. 
Nach ca. 5 Stunden auf einer Höhe von ca. 5500 Metern liess die Kraft so arg nach, dass Silvan sich schweren Herzens eingestehen musste, dass es keinen Sinn macht, es weiter zu versuchen. Selbst wenn er es geschafft hätte, hätte die Kraft wohl nicht mehr gereicht für den Abstieg. An seiner Faszination für den Berg hat es aber nichts geändert.


Das Refugio für die Tour auf den Carihuairazo befand sich etwas weiter weg und lag zwischen Carihuairazo und Chimborazo. Da wir erst in der Nacht um 2 Uhr starteten, unternahmen wir mit unserem Guide am Nachmittag eine 3stündige Wanderung durch die Graslandschaft. Die Landschaft ist wunderschön dort - weit und breit keine Häuser und Geräusche der zivilisierten Welt. Es leben eine Menge Vicunas dort. Das sind putzige, aber auch scheue Tiere!



Ziemlich pünktlich 2 Uhr ging es nach einem kleinen Frühstück auch für uns los. Ich war überrascht, wie schwer der Rucksack war - mit Steigeisen, Gurt, Eisaxt, Kamera, Getränken und Snacks... 

Alles war gefroren und das Gras glitzerte im Mondlicht. Vor uns sahen wir den wolkenfreien Chimborazo und hin und wieder flog eine Sternschnuppe vorbei. Es waren traumhafte Bedingungen. 12 km lagen bis zum Gipfel vor uns.  3 Stunden brauchten wir, bis wir das Eisfeld des Carihuairazo erreichten. Nochmal eine Stunde später legten wir Gurt und Steigeisen an. Nun wurde es schon langsam hell. Wir brauchten nochmal eine halbe Stunde bis kurz unter den Gipfel. Der Ausblick war atemberaubend! 
Dann kam der schwierigste Part auf uns zu. Tatsächlich mussten wir noch etwas klettern - für mich eine riesen Herausforderung. So weit oben, eine steile Wand, nur Eis, nix zum Festhalten und der Guide zog von oben an der Schnur und ich wusste nicht, wie und wohin ... Vorwärts ging nicht, rückwärts wollte ich nicht. Hinter mir war Edouard, der wusste auch nicht so recht weiter. So kurz vor dem Ziel und irgendwie ging es nicht weiter. 
Unser Guide meisterte das aber fachmännisch und suchte uns eine andere Möglichkeit. Die war zwar immernoch recht herausfordernd, aber für uns beide machbar. Keuchend gönnten wir uns 2 Minuten Pause. Dann ging es die letzten paar Meter weiter bis zum Gipfel. Kaum zu glauben, aber grad als wir oben waren, umschlossen uns die Wolken und nichts war mehr zu sehen. Kurze Enttäuschung machte sich breit. Doch dann genossen wir unseren Erfolg.


Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns wieder auf den Rückweg. Kaum hatten wir das erste steile Stück hinter uns, taten sich die Wolken nochmal auf und gaben den Blick auf den Chimborazo und sein Umland frei - was für ein Geschenk! 


Tren del Hielo

Wir blieben noch einen Tag in Riobamba und unternahmen einen Ausflug mit dem Tren del Hielo. Als es noch keine Kühlschränke gab, zogen Männer zum Chimborazo und bauten dort das Eis ab. Dies konnten sie für gutes Geld in der Stadt verkaufen. Heute hält ein 73jähriger Mann die Tradition noch aufrecht und geht jede Woche ein bis zweimal Eis holen. 


Das Eis verkauft er zum Teil in Riobamba, wo es für einen speziellen Saft genutzt wird. Vom anderen Teil macht sein Bruder sehr feines Speiseeis für die Touristen, die mit dem Tren del Hielo kommen. Der Ausflug war ein schöner Abschluss von Ecuadors Bergwelt.

Bis bald und liebe Grüsse,
Silvan & Katja

weitere Bilder

Leider sind die Bilder etwas durcheinander, da sie mit unterschiedlichen Kameras aufgenommen sind. Das Panoramabild zeigt links den Carihuairazo und rechts den Chimborazo.

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