Dienstag, 29. August 2017

Eintauchen in alte Kulturen

Bei der Abreise von Riobamba nach Cuenca hatten wir wahrscheinlich einer der schönsten und klarsten Tage hier. Aus den Busfenstern konnten wir immer wieder all die schnee und gletscherbedeckten Vulkane bestaunen. Als ob sie uns zuwinken würden und sagen - kommt mal wieder ;-)

Cuenca
Wie auch Quito wird diese Stadt als eine schöne Kolonialstadt angepriesen. Mit der zunehmenden Reisedauer wird man etwas abgestumpft und nach den wirklich schönen kolonialen Städte in Kolumbien haben's die anderen schwer.
So hat uns dann auch Cuenca nicht so beeindruckt. Es gibt zwar einige schön restaurierten Häuser, aber die Stadt als ganzes ist jetzt nicht ueberwältigend.
Wir verbrachten daher auch nur etwas mehr als einen Tag in der Stadt wo wir durch die Strassen zogen. Eindrücklich war die Cathedral Nuevo, obschon die Fronttürme aufgrund falscher Berechnungen nicht fertiggestellt werden konnten (Einsturtzgfahr) . Somit fehlen halt die letzten zwei Ebenen (ca. 30m) und die dahinderliegenden Kuppen sind höher als die Fronttürme...


In der archeologischen Stätte von Puma Pongo haben wir uns schon mal von der Exaktheit der Inka-Bauweise überzeugen können. Die Stadt lag schon damals am wichtigen Inka-Trail zwischen Cusco und Quito.
Fast so exakt wie die Inkas sind die Hutflechter. Die Region hier ist bekannt für ihre Hutflechterei und so kommt aus dem hier naheliegenden Montecristo der eigentliche Panamahut. Da dieser langezeit über Panama exportiert wurde und die Arbieter am Panamakanal diese Hüte getragen haben,  kam es zu der etwas verwirrenden Namensgebung. In einer Werkstatt wo noch die letzten Arbeitsgänge gemacht werden, konnten wir einen Augenschein nehmen. Sogleich kam auch ein Arbeiter und hat uns über seine Arbeit berichtet - er presst die Hüte in die Endform. Die teuersten Qualitäten kostet ca. 1500Dollar und dauert zur Herstellung etwa 90 Arbeitstage. Die Hüte sollen sogar wasserdicht sein da sie so dicht geflechtet werden.

Puerto Lopez
Da in Puerto Lopez gerade Wal Saison ist, zog es uns nochmals an den Strad, obwohl dies nicht gerade auf unserer Reiseroute lag. Vom Busbahnhof ging es mit dem Tuk-Tuk zum Hostel - da kommen gleich wieder die Asien Erinnerungen hoch. Dazu gehörte natürlich auch die Diskussionen zum Fahrpreis - etwas war wir sonst von Südamerika noch nicht kannten, da doch hier das Feilschen viel seltener ist als in Asien. Aber ich glaube das in der Bedienungsanleitung vom Tuk Tuk steht, dass man Touristen über den Tisch ziehen soll!!
Die Region hier, im Speziellen die Isla de la Plata gilt als Galapagos der Armen, da es hier viele Tiere zu sehen gibt welche auch in Galapagos leben. Wir haben uns dann aber diesmal auf das Tauchen und die Wal-Tour beschränkt. Bei der Waltourbuchung haben sie uns 100% Sichtgarantie versprochen. Wir machten dann mit dem Boot eine ca. 3h-ige Tour. Immer wieder tauchten Buckelwale auf - ueberall sah man Tiere ausathmen oder in weiter Ferne aus dem Wasserspringen. Wir folgten immer wieder Gruppen von 2-5 Walen. Leider hatten wir jedoch kein Glück die Buckelwale aus dem Wasser springen zu sehen.


Als "Entschädigung" hatten wir dafür am nächsten Tag einen super Tauchgang mit riesigen Manta Rochen - diese Tiere haben eine Spannweite von bis zu 6m.

Ciao Ecuador
Nach etwas mehr als 5 Wochen heisst es auch von Ecuador abschied nehmen. Auch hier durften wir eine unvergessliche Zeit mit vielen schönen Momenten erleben. Als absolutes Highlight zaehlt sicher die Tierwelt und die Berglandschaften.

Von Puerto Lopez gings 4h nach Guayaquil (Ecuador) wo wir einen 15h Nachtbus nach Chiclayo (Peru) nahmen welche uns auch bequem über die Grenze brachte. Nach kurzer Erkundung in Chiclayo nahmen wir den nächsten 10h Nachtbus nach Chachapoyas. Hier in Peru nahmen wir seit langem wieder mal einen Nachtbus, haben wir diese doch empfehlen bekommen. Und ehrlich gesagt ist es bei den hier wieder längeren Distanzen auch die angenehmere Art zu reisen. Je nach Bus lassen sich die Sitze bis zu 180 Grad zu einem bequemen Bett umfunktionieren.

Chachapoya
Wir haben uns lange überlegt ob wir die zweimal 10h Busfahrt in kauf nehmen sollten um die Kuelap Ruine zu besuchen. Im nachhinein war es jede einzelne Minute, jedes Schlagloch und Haarnadelkurve wert!

Man geht davon aus, dass in Chachapoya die noch höchste Dichte an nicht gefundenen Schätzen verborgen liegt. Für die Archeologen muss dies hier ein El Dorado sein.
Die Chachapoyas (Nebelkrieger) waren eine hier ansässige Kultur (6-15jhd. n.Chr.) in der Zeit der Inkas. Das Volk war für seine kriegerische Aktivitäten bekannt. Obwohl die Inkas Kuelap einnehmen konnten, brachten sie die Chachapoyas nie wirklich unter ihre Herrschaft. Als dann die Spanier kamen, sahen die Chachapoyas in den Spanier ihre Befreier von den Inkas. Die Spanier brachten aber auch die Seuchen mit sich und so starben ein Grossteil der Chachapoyas an den unbekannten Krankheiten.

Am ersten Tag nach unseren langen Busreisen gings auch gleich auf Erkundung. Es gibt hier soviel zu entdecken, da aber all die Stätten so weit auseinander liegen lässt sich dies am besten mit einer Tour erkunden. So gingen wir mit lauter Peruaner auf die Tagestour. Wir fuhren bis ans Ende einer immer schlimmer werdenden Dreckstrasse welche im Dorf Bartolo endete. Man darf gar nicht daran denken wie man hier wieder wegkommt wenn es Erdrutsche gibt.... die schmale Strasse war einfach irgendwie aus dem Hang gegraben worden. Den Weg nahmen wir auf uns, um in Revash die Mausoleen der Chachapoyas zu sehen. Die Kultur hatte die Angewohnheit ihre Toten in absolut unzugänglichen Felswänden zu bestatten.
So sieht man heute hier noch einige kleine Mausoleen auf kleinen Felsvorsprüngen.

Anschliessend ging es die abenteuerliche Strasse wieder zurück.
In Leymebamba haben wir noch ein Musem besucht, dass extra für einen Fund, der am Condorsee gemacht wurde, erstellt wurde. 1997 fanden Hirten in einer Felswand über dem Kondorsee eine Grabstätte. Da die Hirten sich gegenseitig anzeigten bei der Polizei da sie Streit bekamen wegen dem Raubgut, konnte die Polizei und die Archeologen die Fundstelle sichern. Sie fanden insgesamt 220 Gräber im Fels mit Mumifizierten Leichen. Im Museum sind heute die Kultur sowie die Leichen ausgestellt. Man schaut mit gemischten Gefühlen in die Gesichter der mumifizierten Leichen und es läuft einem kalt den Rücken runter.

Am Abend genossen wir nach zwei Busnächten wieder unser Bett und vorallem die Dusche - Yeappie :-)

Auch am nächsten Tag schien die Holperpiste wieder endlos bis wir in Karajia ankamen. Hier stehen Figuren mit einzelnen mumifizierten Leichen auf dem Felsvorsprung - scheinbar handelt es sich hier um ranghohe Anführer und Krieger.
Scheinbar sind bereits einige Felsvorsprünge abgebrochen und so findet man am Fusse des Felsens auch zahlreiche Knochenreste im staubtrockenen Boden.

Die Hauptattraktion haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben - Kuelap. Seit Anfangs Januar 2017 gibt es die erste Seilbahn in Peru welche zu der, vorher umständlich zugänglichen, Stätte führt. Da die Latinos eh immer extrem viele Selfies und Videos drehen, wurde auch die Seilbahn bestens dokumentiert - von jedem einzelnen! Auf der Rückfahrt wurden dann die Videos alle nochmals rumgezeigt - in voller Lautstärke natürlich....

Das Fort hoch oben auf dem Bergrücken auf rund 3000m welches komplett ummauert ist und innerhalb zu einer Plattform aufgefüllt wurde. Dies war der zentrale Ort der Chachapoyas, welcher in 6 Teile aufgeteilt war. Im Inneren des 600x110m grossen Fort standen ca. 300 runde Steinhäuser worin ca. 2000 Personen gelebt haben sollen. Die wenigen eckigen Häuser haben später die Inkas errichten lassen.


Señor de Sipan
Auf dem Weg nach Trujillo machten wir noch einen Stopp um das Museum vom Señor de Sipan zu besuchen. Dieser Fund gilt als grösster gefundener Schatz in Südamerika. 1987 bemerkten Archeologen eine häufung vom Schwarzmarkt handel - dem nachgegangen fanden Sie die Fundstätte wo bereits ein Grab geplündert wurde. Während den Ausgrabungen fand man dann das Herrschergrab mit insgesamt 7 mitbestatten Leuten und einen riesigen Schatz an Grabbeigaben.
Es handelt sich dabei um ein Herrscher der Moche-Kultur (1-8jhd. n.Chr.) die an der Küste vom heutigen Nordperu lebte. Das Museum ist dreistöckig und auf zwei Stöcken ist der Leichnam wie auch sämtliche Grabbeilagen ausgestellt. Es ist faszinierend wie gut erhalten die einzelnen Stücke sind. Die Keramiken scheinen wie neu zu sein, die Stoffe zeigen die Muster immernoch in aller Deutlichkeit und einige der 11 riesigen Korallen Halsketten sind noch vollkommen in takt.
Da im Museum keine Fotos gemacht werden durften, helfen wir uns mit Bilder aus dem Internet aus.

Trujillo
Die Stadt war unser Ausgangspunkt für die Erkundung von den umiegenden Kulturüberbleibsel. Die Wahl unserer Unterkünfte richtet sich normalerweise auf Empfehlungen anderer oder Bewertungen in Booking. Leider haben wir diesmal ein sehr schlechtes Hostel erwischt wo erstaundlicherweise gute Bewertungen hatte. So haben wir uns für ein Zimmer ohne Fenster entschieden, in der Hoffnung den Strassenlärm nicht zu hören. Hinzu kam, dass wir am ersten Abend kein warm Wasser hatten und beim Abreisen kein Strom (im Zimmer ohne Fenster). So hab ich kurzerhand eine Notleuchte im Korridor demontiert, dass wir wenigstens unsere Sachen fanden beim Packen. Ansonsten haben wir bis dahin meist gemütliche und angenehme Unterkünfte gehabt.

Auch diesmal haben wir die Erkundung wieder mit einer Tour gemacht. Wie gehabt alles Peruaner und die zwei Weissnasen. Als erstes ging es zur Huaca de la Luna (Mond Tempel) resp. in dessen Museum. Unsere Guidin erklärte in mitten von lärmigen Schulklassen die einzelnen Fundstücke die zu sehen waren. Zum Glück hatten wir im Señor de Sipan eine ruhige Tour und kannten die Eigenheiten der Mochekultur bereits etwas. Gegenüber der Hauca de la Luna ist natürlich noch die Hauca del Sol, diese ist aber noch nicht erforscht und liegt als halbrunder Steinhaufen in der Gegend - ohne jegliche Absperrung. Die Huaca del Sol ist die grössere der Beiden und enthält ca. 140 Mio. luftgetrocknete Lehmsteine. Zwischen den beiden Tempeln lag das frühere Dorf, wovon nicht mehr viel zu sehen ist.

Am Mittag gings auf die andere Seite der Stadt, zur ehemaligen Stadt Chan Chan. Diese wurden von der Chimu Kultur (Nachfolger der Mochekultur) erstellt und gilt mit ihren damaligen ca. 60'000 Einwohner als eine der grössten Städte der damaligen Zeit. Heute umfasst das Gebiet 2500 Hektar wobei etwa ein viertel von Leuten bewohnt wird und Ackerbau betrieben wird. Der restliche Teil verfällt Jahr für Jahr aufgrund der Witterung und des immer heftigeren El Niño Effekts. Da für die Wohnsiedlungen kein Forschungsgeld zur Verfügung steht, werden die Restaurierungen auf einzelne Tempelanlagen beschränkt.
Zum Schluss der Tour gings noch zum Strand wo wir uns 17.30 wieder zur Rückfahrt treffen sollten - mit dem Hinweis dass der Bus nicht warte. Da wir ja nicht das erste Mal mit Peruaner unterwegs waren, kamen wir 17.35 zurück - als Erste....
Erstaundlicherweise trafen dann aber alle ziemlich rasch ein sodass wie den ganzen Tag wieder auf den Lehrer und seine 6 Studenten gewartet werden musste. Ich habe dann der Guidin gesagt wir sollen los. Als dann der Lehrer zurück kam habe ich ihn angeschnautzt (mit akzentfreiem Spansich...) was er sich eigentlich denkte uns hier warten zu lassen... Immerhin habe ich von einigen anderen Insassen ein bestätigendes Nicken erhalten. - Einer muss es ja mal sagen ;-)

Am nächsten Tag fuhren wir etwa 60 nördlich von Trujillo, da gab es nochmals eine Grabstätte welche gefunden wurde - diesmal aber von einer Herrscherin. Dies galt 2005 als sensationeller Fund, da bis dahin davon ausgegangen wurde, dass die Frauen in der Moche Kultur keine führenden Rollen hatten.
Auch hier waren gewisse Fundstücke bestens erhalten und so erzählen die bemalten Keramiken auch hier wieder ihre Geschichte der damaligen Zeit. Die letzte Woche war für uns relativ intensiv mit all den besuchten Orten, jedoch auch enorm interessant all die Geschichten und Kulturen kennen zu lernen.
Hört man Peru, denken viele an die Inkas - aber es gab noch viele andere Kulturen welche Ihre Spuren hinterlassen haben.

Und so packen wir unsere Rucksäcke erneut, gehen zum Busterminal und ziehen zu den nächsten Abenteuer die auf uns warten.

Liebe Gruess
Katja und Silvan

Link weitere Bilder
Bilder Nordperu


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