Samstag, 16. Dezember 2017

unterwegs mit dem eigenen "Camper"

Wir haben uns nach unserer Antarktistour noch 2 Tage in Ushuaia aufgehalten, ein kleines Museum besucht und Schiffsbekanntschaften getroffen, die ebenfalls noch in Ushuaia geblieben sind. Unseren Reiseflash haben wir inzwischen überwunden und neue Pläne geschmiedet.

Von Ushuaia ging es über Punta Arenas zurück nach Santiago. In Punta Arenas übernachteten wir nochmal in dem Hostel, wo wir vor der Antarktistour schon waren. Es ist immer wieder schön, an einen bekannten Ort zurück zu kehren, wo man herzlich empfangen wird. So lauschte Eduardo, der Eigentümer, gespannt unserem Bericht über den 7. Kontinent.

In Santiago sind wir mittlerweile schon zum 3. Mal angekommen. Diesmal widmeten wir der Stadt einen Tag, schlenderten durch die Strassen und besichtigten das ehemalige Wohnhaus von Chiles bekanntestem Dichter - Pablo Neruda. Hier erfuhren wir auch, welchen Einfluss der Dichter auch politisch für Chile hatte. Besonders an Nerudas Häusern ist sein eigenwilligier und detailverliebter Stil. Jeder Raum ist speziell eingerichtet und mit gesammelten Gegenständen von seinen Reisen dekoriert. Alles ist aufeinander abgestimmt, hat eine spezielle Bedeutung ohne pompös zu wirken.

Am schönsten fanden wir das Studentenviertel in Santiago mit seinen Bars, Restaurants und Strassenmusik hier und da. 2 Tage verbrachten wir noch in Valparaiso - eine Stadt westlich von Santiago, welche nur 1,5 Stunden Busfahrt von Santiago entfernt liegt. Valparaiso war früher eine der wichtigsten Hafenstädte Südamerikas. Heute werden nur noch wenige Waren dort importiert und noch viel weniger exportiert. Der historische Altstadtkern liegt auf verschiedenen Hügeln, die über verschiedene kurze Standseilbahnen erreichbar sind. Die Standseilbahnen sind zum Teil schon über 100 Jahre alt und wurden in der Anfangszeit über Dampfmaschinen betrieben. Noch nie gab es einen Unfall versicherte uns der Stadtführer. Die Stadtführung dauerte ca. 3 Stunden und war sehr informativ. So erfuhren wir etwas über die deutschen und kroatischen Einwanderer, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben.


Einige Gebäude und speziell eine Kirche wurden mit alten Schiffsbalken gebaut. Für das Dach der Kirche wurde ein umgedrehter Schiffsrumpf verwendet und das Kreuz auf dem Dach war früher das Steuerrad des Schiffes. Übernachtet haben wir in einem "Bed and Breakfast" mit einem sehr netten Eigentümer und einer tollen Aussicht auf die Bucht von Valparaiso.


Das Haus ist schon über 100jährig und Badezimmer und Küche wahrscheinlich noch halb original, was für ein besonderes Flair sorgte. Inzwischen kochen wir auch relativ viel, da die Restaurants in Chile doch ziemlich teuer sind, verglichen mit den bisher bereisten Ländern. Vielen Reisenden geht es ähnlich, so sind die Küchen in den chilenischen Hostels auch viel besser ausgestattet als wir das sonst gewohnt waren. Zudem gibt es beispielsweise Salz und Öl sowie Tee und Kaffee zur freien Verfügung. Und irgendwie ist es auch gemütlich, abends nicht mehr raus zu müssen. 

Von Valparaiso ging es dann wieder zurück nach Santiago, diesmal nur, um den "Camper" abzuholen, den wir für die nächsten und auch letzten 2 Monate gemietet haben. Für uns eröffnet sich so ein ganz neues Reisen. Wir sind unabhängig von Busverbindungen, können hinfahren, wo wir wollen und halten wo wir wollen. Zudem ist in Chile und Argentinien wild campen erlaubt. Unser "Camper" ist ein 1,2 Liter Chevrolet Büslein (Truckli). Es ist also ein "gemütliches" Fahren und an den Bergen hat er ganz schön zu kämpfen.


Hinter der Fahrerkabine haben wir eine Sitzgelegenheit mit Tisch für schlechtes Wetter. Bisher, d.h. in den letzten 1,5 Wochen haben wir den aber nur einmal benötigt. Sonst ist der Tisch demontiert und dient als Unterlage fürs Bett. Im Gepäckraum haben wir eine kleine Küche mit Abwaschbecken und Stauraum für Wasser, Esswaren, Geschirr, Stühle, Tisch und Gaskocher. Somit haben wir alles dabei, was wir brauchen. Von Santiago aus ging es Richtung Süden, wobei wir am ersten Tag erstmal viel Zeit in einer Shoppingmall verbrachten, um uns mit allem einzudecken, was wir so benötigten, unter anderem Bettwäsche, Gasflaschen, Wasser, Lebensmittel usw...

Übernachtet haben wir auf einem Campingplatz, der zwar offen stand, aber eigentlich geschlossen war - idyllisch mit einem See, Kühen, die vorbei schauten und Pferden, die von den ortsansässigen Cablleros eingetrieben wurden. Unser nächstes Ziel war der Nationalpark "Siete Tazas" (7 Tassen). Hier fanden wir einen wunderschönen Zeltplatz, der liebevoll von einem Spanier mit deutschen, adligen Wurzeln geführt wird. Wettertechnisch hätten wir keinen besseren Start haben können mit unserem Camper, es ist sonnig und tagsüber sogar recht heiss. So lud der Fluss hinter unserem Stellplatz zu einem sehr erfrischenden Bad ein.

Im Nationalpark machten wir eine kleine gemütliche Wanderung und besuchten die verschiedenen Wasserfälle dort. Der schönste Wasserfall ist auch der, der dem Park seinen Namen gab, denn er besteht aus 7 Becken.


Weiter ging es zum Nationalpark Lirquay.Um zum Campingplatz zu gelangen, mussten wir erstmal die Aufseherin am Eingang überzeugen, dass wir die steile Schotterstrasse, die sonst nur für 4x4 Fahrzeuge zugelassen ist, mit unserem kleinen Vehicolo versuchen wollen, zu bezwingen. Wir wussten nicht, worauf wir uns einlassen, hatten nur in einem Blog gelesen, dass es jemand mit seinem 2WD geschafft hat. Sie wusste, dass wenden nicht möglich ist, wenn man es nicht schafft. Silvan wollte es versuchen und so liess sie uns dann doch passieren.

Ich weiss nicht wie, aber Silvan schaffte es durch die tiefen Löcher und über die grossen Steine der ziemlich steilen Strasse. Am oberen Parkeingang staunten die Ranger nicht schlecht, als sie sahen, mit was für einem Auto wir da anrollten. Zugegeben, ich war auf dem Beifahrersitz ziemlich verkrampft und hab wahrscheinlich während der ganzen Fahrt kaum einen Atemzug getan. Dass wir auf dem Campingplatz bleiben konnten, war genial, denn all die Wanderwege starten von dort. Wir nahmen uns den 9-stündigen Rundwanderweg "Enladrillado" vor, der im Reiseführer als einer der Schönsten in Chile beschrieben ist. Dafür standen wir 6:30 Uhr auf.

Der Weg führt anfangs durch einen Wald, wo eine riesige Spinne unseren Weg kreuzte und viele Spechte zu hören und einige auch zu beobachten waren.


Der Wanderweg führte auf ein grosses Plateau bzw. Ebene auf 2400 Meter. Das Plateau an sich war landschaftlich schon sehr schön, die Aussicht von da auf die verschneiten Anden wie im Bilderbuch. Mit dem Ausblick vor uns machten wir Mittagspause. Der Rückweg führte uns über einige noch vorhandene Schneefelder, vorbei an einer Lagune wieder durch den Wald zurück zum Campingplatz. Ob es Chiles schönster Wanderweg ist, mag ich nicht beurteilen, aber schön war er auf jeden Fall! Auf dem Weg nach Pucon nahmen wir noch den Wasserfall "Salto del Laja" mit. Der wird auch als Mini-Iguazu Fall bezeichnet und war überfüllt mit einheimischen Sonntagsausflüglern.

Campiert haben wir wild auf einem Feld, wo der Zaun geöffnet war. Wild Campen ist zwar erlaubt, aber die Grundstücke sind hier immer eingezäunt. Es scheint so, dass der ganze hier abgeholzte Wald für Zaunpfähle draufging. Diese wurden teils im Abstand von weniger als einem Meter gesetzt und dies bei mehreren tausend Kilometer Zäunen...Im Gebiet wohnen noch viele Leute der Mapuche-Kultur. Die waren aus dem Häuschen, als sie uns Gringos entdeckten. Die ersten die vorbei kamen, fragten wir, wem das Land gehört und bei wem wir die Erlaubnis einholen müssten, ob wir da bleiben dürfen. Sie gaben Auskunft und Silvan machte sich auf den Weg, um beim Eigentümer die Erlaubnis einzuholen. Nachher kamen noch 3 verschiedene Grüppchen vorbei und jeder bahauptete, der Eigentümer zu sein. Letztendlich konnten wir problemlos bleiben. Die Leute waren neugierig und wollten wissen, wer wir sind und was wir da machen und was das für ein komisch bemaltes Auto ist. Hier war es wieder genial, dass Silvan Spanisch spricht und so die Lokalbevölkerung aufklären konnte. Die waren wiederum glücklich, etwas über uns erfahren zu können.

Von Pucon aus wollten wir eigentlich eine Tour auf den Vulkan Villarica machen. Besonders an dem Vulkan ist, dass er noch raucht und man die kochende Lava sieht, wenn man von oben hinein schaut. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die nächsten Tage war es neblig und regnerisch, was einen Aufstieg unmöglich machte. Ich wollte unbedingt noch Andentannen (Araukarien) sehen, weil diese Bäume sehr hoch wachsen und sehr alt werden. Leider sind sie wegen der Abholzung in früheren Jahren vom Aussterben bedroht und nur noch an wenigen Stellen zu sehen.

In der Nähe von Pucon gibt es einen Nationalpark, der von Privatleuten gegründet wurde, indem sie das Land kauften und so vor der Abholzung schützten. Die Wanderung vom Nationalparkeingang bis zu den ersten Andentannen führt 3 Stunden durch steilen Wald. Die Bäume sind ganz spezielle Nadelbäume. Sie wachsen 3 cm pro Jahr und die ältesten Exemplare, die im Wald zu sehen sind, sind 1500 jährig. Wir waren sehr beeindruckt von der Landschaft und den Bäumen. Der Wald wirkte nahezu mystisch. Nach ziemlich genau 6 Stunden Wanderung gönnten wir unseren müden Muskeln eine Entspannung in den nahegelegenen heissen Quellen. Verschiedene aus Natursteinen gebaute Becken hatten Wassertemperaturen zwischen 20 und 40 Grad - eine Wohltat, die wir sehr genossen.

In Weihnachtsstimmung sind wir noch nicht wirklich, aber in den Supermärkten werden die ganze Zeit Weihnachtslieder gespielt, zum Teil sogar auf deutsch. Das wirkt irgendwie komisch. Wir wünschen allen eine wunderschöne und besinnliche Weihnachtszeit!

Bis bald und liebe Grüsse, Silvan & Katja

Fotos

Fotos vom Andentannenwald gibt es beim naechsten Mal - die Bilder muessen wir noch von der Kamera uebertragen.

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