Freitag, 14. Juli 2017

Auf den Fährten alter Kulturen

Hallo zusammen,

wir sind gestern (Donnerstag) in Ecuador (Otavalo) angekommen und goennen uns heute einen Entspannungstag. Die letzten Tage in Kolumbien waren nochmal sehr eindruecklich, aber durch die vielen langen Busfahrten reisetechnisch auch recht anstrengend.

Von Salento aus sind wir ueber Armenia direkt nach Popayan gefahren. Das waren zwischen 8 und 9 Stunden Busfahrt. Die Busse sind zwar recht bequem, aber die Strasse, dafuer dass es die Panamerikana ist, zum Teil recht holprig. Popayan ist ein nettes und huebsches kleines Staedtchen, in dem man aber nicht so viel machen kann. Wir haben dort unsere grossen Rucksaecke im Hostel deponiert und sind dann mit den kleinen Rucksaecken weiter gereist nach San Augustin.
San Augustin ist zwar nur 130 km entfernt von Popayan, die Reisezeit betraegt aber aufgrund der schlechten Strassen dennoch ca. 6 Stunden. 2 Tage nahmen wir uns Zeit, um all die archaeologischen Ausgrabungsstaetten in San Augustin zu besichtigen.
Am ersten Vormittag ging es zu Pferd von Ort zu Ort. Fuer uns eine ungewohnte Art sich fortzubewegen, aber zwischendurch eine schoene Abwechslung. Die Pferde kennen den Weg und so muss man eigentlich nur drauf sitzen. Bei den schlammigen Wegen war es ohnehin die beste Art sich fortzubewegen. Leider hat es den ganzen Tag immer wieder geregnet, so dass der Schlamm aufspritzte und uns schon am ersten Tag einsaute. ;-)

Rund um San Augustin lebte zwischen ca. 3300 vor Christus bis ca. 14. Jahrhundert nach Christus ein Volk, welches aus grossen Vulkansteinen verschiedenste Figuren anfertigte. Diese sind heute noch rund um San Augsutin zu sehen. Die Statuen standen meist vor dem Eingang von groesseren und kleineren Grabstaetten, die ebenfalls zum Teil noch erhalten und zu besichtigen sind. Fuer mich beeindruckend ist immer wieder, was Menschen vor so langer Zeit bereits schon zustande brachten. Vor allem die gefundenen Ton- und Goldarbeiten sind so kunstfertig. Aber schriftliche Ueberlieferungen gibt es keine. Somit bleibt es im Dunkeln, was es fuer ein Volk war und warum es verschwand. Man geht davon aus, dass es das Volk schon nicht mehr gab, als die Spanier auf den Kontinent kamen.
Am Nachmittag nach unserem Ausritt schlossen wir uns mit 2 anderen Reisenden (eine Franzoesin und ein Belgier) zu einer kleinen Gruppe zusammen und buchten eine 3stuendige Fuehrung durch den archaeologischen Park. Obwohl unsere Fuehererin sehr informativ war, schienen uns einige ihrer Theorien sehr weit hergeholt. So zeigte sie uns eine Steinlandschaft mit kuenstlich angefertigten Steinbecken und herausgearbeiteten Figuren, welche unsere Welt bzw. Pangea darstellen sollte. Auch Atlantis zeigte sie uns und den Kontinent Lemuria. Der Austausch zwischen den Kulturen fand ihrer Meinung nach ueber die Landbruecken Lemuria und Atlantis statt, deshalb gibt es Figuren in San Augustin, die stark an Aegypter erinnern ... Ich habe die Aehnlichkeit nicht sehen koennen. Auch den Einfluss von Ausserirdischen zog sie in Betracht. So wurde die Fuehrung gegen Ende immer lustiger, da vor allem Silvan und Floris (unser belgischer Reisebegleiter) anfingen, die Figuren selbst zu interpretieren und eigene Theorien aufzustellen. Unsere Fuehrerin fand das gar nicht so lustig. Sie meinte dann zu Floris, dass Silvan wohl gar nichts glaubt.
Am zweiten Tag waren wir den ganzen Tag mit dem Jeep unterwegs zu den weiter ausserhalb liegenden archaeologischen Staetten. Mit dabei war auch wieder Floris, unsere belgische Reisebekanntschaft, aus der sich langsam eine kleine Freundschaft entwickelte. Wir verbrachten einen lustigen Tag, sahen aber nicht mehr so viel Neues. Aufregender war die Fahrt mit dem Jeep durch die schlammigen Strassen, in denen wir immer wieder drohten, stecken zu bleiben. Aber unser Fahrer hatte das Auto gut im Griff.
Mit Floris zusammen reisten wir von San Augustin weiter nach Tierradentro, wo ein kolumbianisches Urvolk lebte. Man nimmt an dass es dort zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert nach Christus ansaessig war. Auf dem Weg gesellten sich noch ein Englaender und eine Polin zu uns, so dass wir als 5koepfige Gruppe reisten.

Die Ausgrabungsstaetten in Tierradentro zaehlen zu den wichtigsten und beeindruckendsten in Kolumbien. Das Urvolk hat zahlreiche grosse Hoehlen gegraben, die als zweites Grab dienten. Die Hoehlen sind ausgeschmueckt mit Wandmalereien und Steinmetzarbeiten. Jede Hoehle erinnert an ein Haus mit Dachbalken, Tueren und Verzierungen. In einem Grab gibt es verschiedene Nischen. Man nimmt an, dass eine Nische fuer eine Familie eines ganzen Familienstammes war. Starb jemand, hat man ihn in ein erstes Grab gelegt mit saemtlichen Grabbeigaben. Nach ca. 5 Jahren entnahm man die Knochen aus dem ersten Grab, verbrannte sie und gab die Asche in eine Urne. Um so groesser die Urne war, desto aelter war der Mensch. Die Urne wurde dann in das zweite Grab (Hoehle) zu den anderen Urnen gestellt. Die Hoehlengraeber sind sehr kunstvoll angelegt und ueber steile Treppen erreichbar, die immernoch original sind - einfach ein bisschen befestigter fuer die Touristen. Wir konnten die Gegend selbst zu Fuss erkunden. An jeder Staette war ein Aufseher, der die sonst verschlossenen Grabanlagen fuer uns oeffnete und noch etwas darueber berichtete.

Am naechsten Tag wollten wir zurueck nach Popayan reisen, doch unser Hostelbesitzer sagte uns, dass die Strasse nach 4km in Richtung Popayan von Indigenen blockiert wurde und keine Fahrzeuge passieren koennen. Er meinte aber, dass man die Strassenblockade evtl. zu Fuss ueberqueren kann. Der erste Bus sollte 6.30 Uhr abfahren, kam aber nicht. Viertel vor sieben konnten wir uns hinten an den lokalen Schulbus "haengen" und die 4km bis zur Strassenblockade mitfahren. Auch der Schulbus durfte nicht passieren. Silvan fragte die Einheimischen, ob man durch die Blockade durchlaufen kann und als diese uns das mit "Ja" bestaetigten, gingen wir langsam auf die Indigenen zu. Diese hatten Holzblockaden und brennende Faesser aufgestellt. Sie hatten einst eingewilligt, dass eine Strasse durch ihr Reservat gebaut werden darf mit der Bedingung, dass soziale Projekte fuer sie realisiert werden. Die Strasse ist weit fortgeschritten, aber die sozialen Projekte wurden scheinbar nocht nicht aufgegleist. Deshalb die Strassenblockade. Sie liessen uns zu Fuss durch und auf der anderen Seite konnten wir dann einen Transport zurueck nach Popayan nehmen. Wir waren froh, denn die Alternative waere ein ca. 12 stuendiger Umweg gewesen.
Als wir sahen, dass wir auf dem Weg nach Popayan nahe an Silvia vorbei fahren, entschieden wir uns kurzerhand, dort noch vorbei zu schauen. Es war Dienstag und im Reisefuehrer hatten wir gelesen, dass dienstags immer ein lokaler Markt stattfindet. Also nutzten wir die Gunst der Stunde. Der Markt war aehnlich wie die, die wir schon gesehen haben. Imposant sind immer die Indigenen in ihren Trachten, die dort einkaufen und verkaufen. Auch einen leckeren Zwischensnack fanden wir auf dem Markt - vegetarische Empanadas fuer umgerechnet 7 Rappen das Stueck und mit Kaese ueberbackene Kartoffeln. Wir genossen noch etwas die Atmosphaere auf dem zentralen Platz in Silvia, wo sich viele Indigene ausruhten und zum Teil ihren Handarbeiten nachgingen.
In Popayan blieben wir noch eine Nacht. Damit beendeten wir unseren etwas mehr als 6 Wochen dauernden Aufenthalt in Kolumbien und reisten ueber Ipiales nach Otavalo (in Ecuador). Am Samstag findet hier der woechentliche Markt statt, der die ganze Stadt einnimmt. Den Markt soll es schon zu Inkazeiten gegeben haben. Er gilt im Reisefuehrer als eines der Highlights in Suedamerika. Es werden Tiere, Gemuese, Obst, Schmuck, Kleidung usw. gehandelt. Schade haben wir kein Platz fuer Souvenirs ...
Der aktuelle Plan ist, noch 2 Tage in Quito zu bleiben und am Mittwoch in unser Galapagosabenteuer zu starten. Wir sind sehr gespannt.

Wir haben gelesen, dass es in Europa einen Rekordsommer geben soll. Wir wuenschen allen wunderschoene, sonnige Sommertage und senden liebe Gruesse aus der Ferne.

Bis bald, Silvan & Katja         Bilder

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